Читать книгу Gesammelte Werke von Cicero - Марк Туллий Цицерон - Страница 29
XIV.
Оглавление46. Ja wahrlich, der Genuß der Unterhaltung läßt mich auch an lang anhaltenden Gastmählern 149 Vergnügen finden, und zwar nicht allein mit meinen Altersgenossen, deren nur noch sehr Wenige am Leben sind, sondern auch mit Männern eueres Alters und namentlich mit euch; und ich weiß es dem Greisenalter großen Dank, daß es mir das Verlangen nach Unterhaltung vermehrt, das nach Trank und Speise genommen hat 150.
Ergötzen nun aber Manchen auch diese Genüsse, – damit ich nicht der Sinnenlust überhaupt den Krieg anzukündigen scheine, von der vielleicht die Natur ein gewisses Maß gestattet, – so sehe ich nicht ein, daß das Greisenalter selbst für diese Genüsse gar keinen Sinn haben soll. Mich ergötzen in der That die von unseren Altvordern eingeführten Trinkmeisterwürden 151 und die Unterhaltung, die nach Art unserer Altvordern bei dem Becher vom Obersten 152 anhebt, und die kleinen träufelnden Becher 153, wie es im Gastmahle des Xenophon 154 heißt, und die Abkühlung im Sommer, sowie hinwiederum die Sonnenwärme und das Kaminfeuer. Diesen Vergnügungen pflege ich auch im Sabinischen 155 nachzugehen, wo ich täglich meinen Tisch mit eingeladenen Nachbarn vollzählig mache, und wir das Mahl bis tief in die Nacht, soviel wir können, unter mancherlei Gesprächen hinziehen.
47. » Aber der Kitzel der sinnlichen Genüsse ist bei den Greisen nicht mehr so groß.« Ich glaube es, aber auch nicht das Verlangen darnach. Nichts aber ist lästig, was man nicht vermißt.
Schön ist die Aeußerung des Sophokles 156. Als ihn, schon vom Alter geschwächt, Jemand fragte, ob er noch der Liebe pflege, entgegnete er: »Das mögen die Götter verhüten! Wahrlich, ich bin davor geflohen wie vor einem rohen und rasenden Herrn.« Freilich, den nach solchen Genüssen Lüsternen ist die Entbehrung derselben vielleicht verhaßt und beschwerlich; den Gesättigten und Befriedigten aber ist die Entbehrung angenehmer als der Genuß, wiewol der nicht entbehrt, der nicht vermißt. Darum behaupte ich, dieses Nichtvermissen ist angenehmer. 48. Wenn nun das jugendliche Alter gerade diese Vergnügungen lieber genießt, so genießt es erstens, wie gesagt, nur Dinge von geringem Werthe, sodann solche, deren das Greisenalter, wenn es sie auch nicht im Ueberflusse genießt, nicht gänzlich entbehrt.
Sowie Turpio Ambivius 157 dem einen größeren Genuß gewährt, der in der ersten Sitzreihe des Theaters zusieht, jedoch auch dem Genuß bereitet, der in der letzten zusieht; ebenso freut sich die Jugend, die die Vergnügungen in der Nähe beschaut, vielleicht mehr; aber auch das Alter, das sie aus der Ferne betrachtet, erfreut sich deren soviel, als genug ist.
49. Aber wie wichtig ist es, daß der Geist gleichsam nach überstandenen Dienstjahren der Sinnenlust, des Ehrgeizes, der Wettstreite, der Feindschaften und aller Begierden bei sich selbst ist und, wie man sagt, mit sich selbst lebt! Hat er vollends gleichsam eine Nahrung der wissenschaftlichen Beschäftigungen, so ist Nichts erfreulicher als ein von Amtsgeschäften freies Greisenalter.
Wir sahen den Gajus Gallus 158, den Freund deines Vaters, mein Scipio, wie er, ich möchte sagen, Himmel und Erde auszumessen bemüht war. Wie oft überraschte ihn das Tageslicht, wenn er des Nachts Etwas zu verzeichnen begonnen hatte! wie oft die Nacht, wenn er des Morgens damit angefangen hatte! Welche Freude machte es ihm die Sonnen- und Mondesfinsternisse uns lange vorher zu sagen!
50. Wie steht es mit den geringfügigeren, aber doch Scharfsinn erheischenden Beschäftigungen? Wie viel Freude hatte Nävius 159 an seinem Punischen Kriege. wie viel Plautus 160 an seinem Truculentus, wie viel an seinem Pseudolus! Ich sah auch noch den alten Livius 161, der sechs Jahre vor meiner Geburt unter dem Consulate des Cento und Tuditanus ein Schauspiel aufgeführt hatte und bis zu meinem Jünglingsalter fortlebte. Was soll ich von des Publius Licinius Crassus 162 Fleiße im priesterlichen und bürgerlichen Rechte sagen, oder von dem unseres Publius Scipio 163, der erst vor wenigen Tagen Oberpriester geworden ist? Gleichwol waren alle diese Männer, die ich erwähnte, schon Greise, als wir sie diese Beschäftigungen mit brennendem Eifer treiben sahen. Den Marcus Cethegus 164
Flos delibatus populi Suadaeque medulla.
Dann fährt Cicero fort: Πειθὼ quam vocant Graeci, cujus effector est orator, hanc Suadam appellavit Ennius, ut, quam deam in Pericli labris scripsit Eupolis sessitavisse, hujus hic medullam nostrum oratorem fuisse dixerit.