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Oktober 2016 -Prolog: Vorgeschichte
Оглавление29.10.2016 – Marcus Schöfisch wird völlig überraschend deutscher Marathonmeister in Frankfurt. In einem spannenden Rennen ohne den deutschen Rekordhalter Arne Gabius, der verletzungsbedingt seinen Start absagen musste, gewinnt der Leipziger mit 2:20:12 Stunden vor Tobias Schreindl und Jannik Ernst. Lange Zeit liegen andere Läufer an der Spitze und diktieren das Renngeschehen. So ist z. B. Jonas Koller, der 22-jährige Regensburger mit afrikanischen Wurzeln, bei Kilometer 30 noch aussichtsreich im Rennen und läuft deutlich vor Schöfisch. Doch auf den letzten Kilometern erwischt ihn der Mann mit dem Hammer mit voller Wucht. So läuft er anstatt einer Zeit von 2:17 Stunden, die locker zum Titel gereicht hätte, nur 2:21:56 Stunden und wird Sechster. Mitfavorit Mitku Seboka aus Fürth, seines Zeichens deutscher Meister über 10 km, kommt nach einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 67 Minuten erst gar nicht ins Ziel und muss nach 40 Kilometern die Segel streichen.
Zu gern wäre ich bei meiner Marathon-Premiere ein Teil dieses dramatischen Rennens in Frankfurt gewesen. Doch leider war daraus nichts geworden. Bereits im August hatte ich meine Marathonpläne ad acta legen müssen. Ich musste notgedrungen meine Marathon-Premiere auf 2017 verschieben. Wobei, wollte ich wirklich 2017 meinen ersten Marathon laufen? Ich war mir nicht sicher, denn eigentlich bin ich nicht der Typ dafür, der schon ein Jahr im Voraus plant. Ich würde spontan entscheiden, also so spontan wie man eben für einen ernsthaften Marathonversuch sein darf. 2017 war noch zwei Monate entfernt, ein aufregendes, spannendes Läuferjahr mit all seinen Höhen und Tiefen lag vor mir. Jetzt, Anfang November 2016, war es einfach viel zu früh, um sich ernsthaft Gedanken über den Herbst 2017 zu machen, denn eigentlich hatte ich auch für das Frühjahr bis jetzt keine konkreten Pläne geschmiedet. Nur bei einem war ich mir sicher: 2017 würde mein Jahr werden, genauso wie das Jahr 2016, das Jahr 2015, das Jahr 2014, das Jahr 2013,…. Das war seit mehr als 25 Jahren die einzige Konstante in meinem Leben: Das Laufen. Laufen + x = Leben. Auf diese einfache Formel ließ sich mein Leben reduzieren. Natürlich waren in den vergangenen fast drei Jahrzehnten ein paar Konstanten neben dem Laufen hinzugekommen, doch diese eine Konstante war seit 1987, seit meinem ersten Laufwettkampf, immer fix. Auch 2017 würde sie die entscheidende Rolle in meinem Leben spielen, doch im Moment war ich mir nicht sicher, wie groß oder klein die „Lauf-Konstante“ werden würde.
Natürlich schwirrten bereits im Herbst 2016 viele Gedanken in meinem Kopf herum: Würde ich 2017 meinen ersten Marathon laufen? Würde ich mich vielleicht sogar der Herausforderung Ultra-Lauf stellen? Würde ich mehr auf der Straße oder im Gelände unterwegs sein? Auf welche Meisterschaften würde ich meine Prioritäten legen? An welchen Wettkämpfen würde ich teilnehmen wollen? Wie würde es meinen zahlreichen Athleten 2017 ergehen? Würde ich mit 37 Jahren wieder meine Bestzeiten knacken können? Wie entwickelt sich der TSV Penzberg, mein Verein, für den ich seit 30 Jahren an Wettkämpfen teilnehme und bei dem ich seit 17 Jahren als Trainer arbeite? Könnte ich mich 2017 noch genauso motivieren wie in den vergangenen Jahren? Würde…? Sie merken es vielleicht schon. Ich bin ein sehr nachdenklicher Mensch, der alles tausendfach reflektiert, der die meisten Entscheidungen in seinem Leben wieder und wieder überdenkt. Ich stürze mich nicht blindlings in ein Abenteuer, ich trete nicht einfach so unvorbereitet an die Startlinie eines Wettkampfes, ich überlasse fast nichts dem Zufall. Ich bin aber auch kein Mensch, der alles bis ins kleinste Detail plant. Ich entscheide oftmals situativ, versuche aber dabei, bereits im Vorfeld die Folgen meiner Entscheidungen überblicken zu können. Ich bin kein Perfektionist, versuche aber alles nach bestem Wissen und Gewissen zu erledigen. Diese Charakterzüge haben mich bislang vor ganz großen Enttäuschungen bewahrt, mich aber auch sicher von den ganz großen Erfolgen abgehalten. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich hatte bislang wenig in meinem Leben gewagt. Ob das 2017 anders werden würde, konnte ich im Herbst 2016 nicht wirklich beantworten. Bei einem war ich mir aber sicher. 2017 musste ich mich einer neuen Herausforderung stellen. Welche das sein würde, würde ich natürlich situativ entscheiden. Ausgang ungewiss…