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Оглавление»Was macht er da oben?«, flüsterte Yvonne. Sie hatte genau wie Suzan die Geräusche aus dem Keller gehört. Das Schaben und Knarzen, als sich Milton mit dem Sperrventil abmühte, um die Luftzufuhr abzusperren.
»Was macht er da?«, wiederholte sie.
Von Suzan keine Reaktion.
»Hör mir zu«, beharrte Yvonne. »Er bringt uns sowieso um. Wir haben sein Gesicht gesehen. Wie sollte er uns jemals frei lassen? Nach dem, was er mir angetan hat? Wir würden ihn wiedererkennen.«
Suzan überlegte. Wenn er sich über ihnen im Keller abmühte, konnte er sie nicht gleichzeitig mit der Kamera beobachten. Sie wagte es, zu antworten. »Meinst du, ich wüsste das nicht?«, flüsterte sie. »Ich habe schon erlebt, wie er eine von uns umgebracht hat!«
Eine von uns, dachte Yvonne. Oh Gott, ich bin eine von ihnen. Von den Toy-Girls dieses Wahnsinnigen.
»Willst du das einfach so hinnehmen? Wir müssen uns wehren. Ihn überwältigen.«
»Ihn überwältigen«, schnaubte Suzan. »Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten.«
»Du musst dich zusammenreißen. Dir geht es doch vergleichsweise gut. Ich möchte gerne wissen, wie ich aussehe. Er hat mich bei lebendigem Leib operiert. Ohne Narkose! Aber ich gebe nicht so schnell auf. Willst du in diesem Loch darauf warten, dass du verhungerst?«
»Lass mich in Ruhe«, zischte Suzan. »Oder willst du, dass er sich wieder mit dir beschäftigt?« Sie rollte sich auf der speckigen Matratze wieder zusammen wie ein ungeborenes Kind im Bauch seiner Mutter.
Suzan wachte auf, weil ihre Blase drückte. Sie überlegte kurz, das Wasser einfach laufen zu lassen. Die Anstrengung, sich auf den Eimer zu hocken, schien zu groß. Sie spürte einen Druck auf der Brust, als würde etwas Schweres, Totes auf ihr liegen. Ein Herzinfarkt, dachte sie und verspürte eine seltsame Genugtuung. Ich sterbe zwar, aber nicht von seiner Hand. Das wird diesem Arschloch gar nicht passen.
Sie holte tief Luft, doch ihre Lungen füllten sich nur zu einem Bruchteil mit Sauerstoff. Suzan atmete erneut mit höchster Anstrengung, und wieder blieb die Ausbeute mager. Der Druck in ihrer Blase war vergessen.
Und dann kam die Panik doch. Obwohl sich Suzan vor einigen Augenblicken noch mit ihrem Tod arrangiert hatte, ihn fast begrüßt hatte. Die heiße Furcht sprang Suzan an wie ein gieriges Tier mit schlechtem Atem, drang in sie ein und füllte ihren Körper komplett aus.
»Hilfe!« Was ein Schrei werden sollte, wurde ein Hauch.
Sie mühte sich auf, eher eine Frau von 90 Jahren und kein junges Ding, das den 20sten Geburtstag noch vor sich hat, und torkelte in völliger Dunkelheit auf die Gitterstäbe zu. »Hilfe!!« Suzans griff an ihren Hals, Schweiß stand ihr inzwischen auf der Stirn. Brennend wie flüssiger Stuhl floss er den Rücken und ihre Achseln herab.
»Hörst du mich denn nicht?«
Suzans verzweifelte Versuche, auf sich aufmerksam zu machen, hätten noch nicht einmal eine Yvonne im Halbschlaf aufgeweckt. Doch die Frau in Suzans Nachbarzelle lag in tiefer, atemloser Bewusstlosigkeit.
Suzan stolperte über den Eimer und vergoss ihre Notdurft darin über den Boden. Instinktiv riss sie ihren rechten Arm nach oben, um den Sturz zu vermeiden. Doch ihre Finger glitten durch die Gitterstäbe, und sie dröhnte mit der Stirn gegen das Metall. Das Geräusch, das sie dabei verursachte, hörte sich an wie eine Glocke, die noch gestimmt werden muss. Suzan bekam nichts davon mit. Als sie in die stinkende Nässe auf dem Boden plumpste, hatte sich ihr Bewusstsein bereits verabschiedet.