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ОглавлениеAls Milton am nächsten Morgen aufwachte, freute er sich wie ein Kind an seinem Geburtstag. Doch er wusste, dass ihn etwas Besseres erwartete als Kuchen und Schokolade.
Milton zog seinen Schlafanzug aus, verzichtete jedoch auf die sonst übliche Morgendusche. Eigentlich ein undenkbarer Ausbruch aus der Routine. Er kleidete sich in Jeans und T-Shirt und öffnete die Kellertür. Er ging die Stufen hinab, rollte den Teppich zur Seite, steckte den Schlüssel ins Vorhängeschloss und mühte sich an der Falltür ab.
»Ich hätte erst frühstücken sollen«, sagte er zu sich selbst. »Uuuff!«
Die Bodenklappe steckte ähnlich fest wie damals, als Milton den Bunker unter dem Keller entdeckt hatte.
Er dachte schon daran, erneut den Spaten als Stemmeisen einzusetzen, doch dann öffnete sich die Tür mit einem Zischen. Er klappte sie komplett zur Seite und spürte, wie die Luft an seinen Beinen entlang in den Raum zu seinen Füßen strömte.
Er ging zum Sperrventil und drehte an dem Rad. Diesmal ließ es sich sofort bewegen.
Milton stieg hinab.
Was ihm als erstes auffiel, war der üble Geruch. Und erneut erinnerte sich Milton an den Tag, als er die Klappe zum ersten Mal geöffnet hatte. Doch diesmal stank es nicht nach verfaultem Gemüse, sondern nach Mensch. Nach Urin, Schweiß und noch etwas anderem.
Mit seiner Taschenlampe leuchtete er in Suzans Zelle. Reglos lag sie auf ihrer Matratze. Diesmal nicht eingerollt wie ein Embryo, sondern lang ausgestreckt auf dem Rücken. Mindestens eine Minute blieb er vor Anspannung nahezu ebenfalls atemlos vor Suzans Zelle stehen und beobachtete die Frau. Ihre Jeanshose war nass im Schritt. Offenbar hatte sich ihre Blase geleert, während sie bewusstlos war.
Zunächst konnte Milton kein Lebenszeichen erkennen, doch dann sah er, wie sich ihre Brust langsam hob und senkte. War das eine Sinnestäuschung? Er beobachtete weiter. Da! Suzans Brust hob sich erneut. Nun schon etwas kräftiger, nachdem frische Luft in den Bunker geströmt war.
Mit einem Gesicht so ausdruckslos wie bei dem einer Katze, die einen Raum betritt, stattete er Yvonne einen Besuch ab.
Vor ihrer Zelle stand er mindestens fünf Minuten. Die Insassin mit den braunen Locken lag still und steif wie ein Bündel Lumpen auf ihrer Matratze. Milton starrte auf die junge Frau, die nun nur noch ein toter Zellhaufen war.
»Na toll«, murmelte Milton zu. »Super Experiment. Eins lebt, eins stirbt. Sagt mir gar nichts. Nächstes Mal entführe ich tatsächlich Uma Thurman und begrabe sie lebendig in einem Sarg.«
Er gluckste wie ein Comedian, der auf der Bühne einen Witz gemacht hat und nun ein Lachen unterdrückt. »War natürlich nur ein Scherz.«
In seinem kranken Hirn wusste Milton, dass er nicht von einem Experiment sprechen konnte. Aus methodischer Sicht war es Zeitverschwendung. Ihm war klar, dass die Probanden unterschiedlicher Verfassung waren. Er hatte das verstorbene Exemplar mit seiner Spezialbehandlung zuvor zu sehr geschwächt, um noch von rechtmäßigen Bedingungen sprechen zu können. Schade, dass er die Ergebnisse nicht akademisch auswerten konnte. Schließlich war er Wissenschaftler. Immerhin hatte es ihm Spaß bereitet. Mehr als jede theoretische Berechnung des Sauerstoffverbrauchs in einem geschlossenen Raum.
Er stieg die Holzleiter hoch und verschloss die Bodenklappe. Um das tote Brünette würde er sich später kümmern.