Читать книгу Punished - Markus Gotzi - Страница 18
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Оглавление»Warum gelingt es Ihnen nicht, die Nudeln so zuzubereiten, wie ich sie mag?« Milton hielt die Gabel mit der rechten Hand und stocherte damit lustlos in seinem Teller Spaghetti Bolognese. Mit der linken umklammerte er den Telefonhörer. Den Teller balancierte er auf seinen Knien.
»Was mir daran nicht schmeckt? Alles!«
»Warum ich dann ständig Spaghetti Bolognese bei Ihnen bestelle? Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Sie das Gericht irgendwann einmal ordentlich zubereiten!«
»Hallo? Hallo! Hal... Aufgelegt. Was für eine Unverschämtheit!«
»Es ist immer wieder eine Freude, deine Telefonate mitzuerleben«, sagte Harold. »Wie oft hast du dich inzwischen beim Pizza Pasta Point beschwert? Tausend Mal?« Er teilte seine Pizza in kuchenähnliche Stücke, nahm eines in die Hand und biss ab.
»Offenbar nicht oft genug«, antwortete Milton.
»Warum bestellen wir dann unser Essen nicht bei einem anderen Italiener?«, fragte Lionel. »Besonders lecker schmeckt es tatsächlich nicht. Ich hatte gestern einen Flyer vom Nudelland im Postkasten. Lass uns das doch mal ausprobieren.«
Milton stellte seinen Teller auf dem Tisch ab. Er sah Lionel an, als hätte er vorgeschlagen, dienstags künftig nur noch Frolic zu verspeisen.
»Hast du völlig den Verstand verloren?«, fragte er ehrlich entrüstet. »Wir leben doch nicht in einer Anarchie! Seit Jahren bestellen wir italienisches Essen beim Pizza Pasta Point. Warum sollten wir daran etwas ändern?«
»Aber es schmeckt dir doch nicht. Du beschwerst dich jedes Mal«, entgegnete Harold.
»Als ob das ein Grund wäre, seine Gewohnheiten zu ändern. Außerdem wissen wir doch gar nicht, wie es woanders schmeckt. Vielleicht sind die Spaghetti Bolognese dort noch viel fürchterlicher. Können wir das ausschließen?« Er drehte seine Gabel in den Nudeln und schob sie in seinen Mund.
»Ich werde das Nudelland mal ausprobieren und dir dann berichten«, schlug Lionel vor.
»Und ich soll mich auf dein Urteil verlassen? So weit kommt es noch!« Milton nahm die Aluschale mit den Spaghetti stand auf und ging in die Küche. Ich wüsste ja, wer sich darüber freuen würde, dachte er. Aber wer sich ein wie Tier benimmt, muss sich mit Tierfutter zufriedengeben. Er betrat das Wohnzimmer.
»Weißt du was, Milton? Leck mich«, beendete Lionel die Diskussion und schaufelte Lasagne in sich hinein.
»Wisst ihr, an wen ihr mich erinnert«, fragte Harold.
»Wie sollten wir das wissen? Wir können deine Gedanken nicht lesen. Obwohl es bestimmt nur noch eine Frage der Zeit ist. Ich habe da bereits eine Idee, aber sie erfordert eine Behandlung mit Substanzen, die in den USA noch nicht zugelassen sind. Irgendwann jedoch...«
»Ihr erinnert mich an zwei Typen, die ich kürzlich in einer TV-Serie gesehen habe«, fiel ihm Harold ins Wort. »Habt ihr schon mal The Big Bang Theory gesehen?«
Harold wartete die Antwort nicht ab, sondern griff nach der TV-Fernbedienung. Er schaltete das Gerät ein und zappte durch die Kanäle. »Ich glaube, die Serie läuft gerade. Da haben wir sie ja schon!«
Auf dem Bildschirm waren vier junge Männer zu sehen, einer davon zweifellos mit indischen oder pakistanischen Wurzeln. Sie saßen in einem Zimmer um einen Tisch herum und hämmerten auf die Tastaturen ihrer Laptops. Offenbar spielten sie ein Computer-Game.
»Hier, der Typ mit dem roten T-Shirt. Das ist doch ganz klar Milton. Hast du einen geheimen Zwillingsbruder? Bei der Geburt getrennt, was?« Harold lachte. »Und der Knabe mit der Brille ist dir aus dem Gesicht geschnitten, Lionel«, fuhr er fort. »Habt ihr euch heimlich um einen Job beim Fernsehen beworben?«
Mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete Milton das Geschehen auf dem Bildschirm. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Harold. Dieser Mensch ähnelt mir so viel wie ein Schimpanse einem Blauwal. Aber der Zwerg mit der Brille könnte tatsächlich demselben Genpool entstammen wie du, Lionel.«
Lionel hatte seine Brille beim Essen abgesetzt und setzte sie nun auf, um das Fernsehgerät besser erkennen zu können. »Werd nicht frech, ich bin bestimmt fünf Zentimeter größer«, antwortete er. »Aber der dürre Lange da sieht wirklich aus wie du. Der spricht auch so wie du!« Er hielt sich die Nase zu und äffte nach, was Sheldon Cooper gerade zu dem kleinen Inder sagte.
Harold lachte. »Hab ich doch gesagt. Das sind auch so Nerds wie ihr. Absolute Loser!«
»Bleib locker, Harold«, meinte Lionel. »Ist dir nicht aufgefallen, dass dir der Kleine mit dem Pottschnitt wie aus dem Gesicht geschnitten ist? Wusstest du von deinem Halbbruder?«
Harold lehnte sich entrüstet in seinem Sessel nach hinten. »Willst du mich beleidigen? Ich trage meine Haare doch ganz anders.«
»Natürlich, Walross«, sagte Lionel.
»Walross, wieso Walross?«
Auf dem Bildschirm öffnete sich die Tür zur Wohnung der vier jungen Männer. Vier Mädchen schauten ins Zimmer.
»Wow«, machte Lionel. »Was sind denn das für scharfe Frauen?«
»Die Blonde ist immer dabei, die anderen kenne ich nicht«, sagte Harold, der offenbar bereits mehrere Folgen gesehen hatte. »Sie ist mit der Brillenschlange zusammen. Unfassbar, nicht? Du hast also noch Hoffnung, Lionel.«
»Kaum zu glauben«, antwortete Lionel. »Wie hat der Typ das bloß hinbekommen?«
Der Bildschirm wurde schwarz und stumm.
»Hey!«, riefen Harold und Lionel wie mit einer Zunge und blickten Milton an, der mit der Fernbedienung zwischen ihnen saß. Er sah seine beiden Freunde tadelnd an und schüttelte den Kopf.
»Wir schauen bewusst und ausgewählt Fernsehen«, sagte er. »Wir schauen nicht jeden Mist.«
»Das ist kein Mist. Das ist echt lustig«, meinte Harold.
»Mag sein, aber das werden wir nie erfahren. Denn es läuft nicht in diesem Gerät. Wie ihr wisst, ist der Dienstag Abend für Dr. Who reserviert. In zehn Minuten auf Fox. Änderungswünsche bitte schriftlich bei mir einreichen.« Er behielt die Fernbedienung in der Hand, damit Harold das Gerät nicht verbotenerweise wieder einschaltete.
»Du hast Recht«, sagte Harold. »Warum sollte ich eine Serie schauen, die wie mein Leben mit dir ist?«
»Allerdings ohne die Blonde«, warf Lionel ein. »Leider ohne die Blonde!«