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Milton wusste genau, was zu tun war. Inzwischen hatte er eine gewisse Routine darin, Leichen zu entsorgen. Eigentlich war der Aufwand überschaubar. Er musste sie nicht die Holzleiter hinauf zerren, nicht aus dem Keller tragen, in keinen Kofferraum werfen und nicht in einem Fluss oder auf einer Müllkippe entsorgen.

Milton setzte auf chemische Prozesse, und er musste nicht Breaking Bad gesehen haben, die preisgekrönte Serie um den Chemielehrer und Drogenkoch Walter White, um zu wissen, wie man einen toten Menschen innerhalb kurzer Zeit auflöst. Schließlich würde er in wenigen Monaten selbst Doktor der Chemie sein. Obwohl er nie Drogen herstellen würde, das käme für ihn nicht in Frage. Drogen! Wer brauchte schon bewusstseinsvernebelnde Substanzen? Er sicher nicht.

Ausreichend Schwefelsäure, angereichert mit etwas Kaliumchlorat und Wasserstoffperoxyd als Beschleuniger, und in weniger als zwei Tagen würden sich Fleisch, Haare und Knochen in eine sülzige Masse verwandeln, die er durch den Abfluss im Bunkerboden in die Ewigkeit spülen könnte. Solch ein Experiment hatte Milton mehrmals erfolgreich durchgeführt, und das Ergebnis war stets verlässlicher als sein Test mit dem Sauerstoff-Verbrauch in einem geschlossenen Raum. Und es hinterließ keinerlei Spuren.

Ein großes, blaues Plastikfass und Kanister mit Säure lagerte er in einer freien Zelle des Bunkers. Er hatte seine Reserven bereits gecheckt. Sie dürften ausreichen, um das Tote bis zum letzten Molekül verschwinden zu lassen.

Suzan wurde wach, als sie Geräusche aus der Nachbarzelle hörte. Sie stöhnte, würgte trocken, als müsste sie sich übergeben, und stöhnte. Sie blinzelte. Licht blendete ihre an die Finsternis gewöhnten Augen. Milton hatte das Kabel einer Schreibtischlampe in die Steckdose gesteckt, um den Bunker zu erleuchten.

»Oh nein«, wimmerte sie. Denn sie wusste, was Milton veranstaltete. Yvonne war tot. Und Milton würde sie in Säure auflösen und durch den Abfluss spülen. Genau wie er es mit Brenda getan hatte. Brenda, die er mit dem Starkstromkabel totgeprügelt hatte.

Suzan schaute sich um. Der Boden war halbwegs sauber. Milton hatte den Inhalt ihres Eimers weggespült. Wahrscheinlich hatte er den Gestank nicht ertragen können. Zwei Wasserflaschen standen an der Wand, daneben ein Plastikteller mit einer aufgerissenen Packung Katzenfutter. Kaninchen, las Suzan. Gierig schaufelt sei das schleimige Billigfleisch in ihren Mund und leckte anschließend die Packung aus.

»Ah, es ist wach«, hörte sie Miltons Stimme aus der Nachbarzelle. Sie klang gedämpft, fast wie die Stimme von Darth Vader, dem Bösewicht aus Star Wars. Suzan hatte die Filmreihe wenige Wochen vor ihrer Entführung zusammen mit Freunden in einer Sondervorstellung gesehen. Einen ganzen Sonntag lang liefen alle sechs Teile hintereinander, und Suzan war erst in der Mitte des letzten Teils eingeschlafen, den Bauch voller Coca Cola light, Popcorn und Nachos mit Käsesoße. Als sie daran dachte, knurrte ihr Magen und sie steckte jeden Finger in den Mund, um auch den letzten Rest des Kaninchengelees abzulecken.

Milton trat vor Suzans Gittertür, und für einen Augenblick glaubte sie, Darth Vader würde tatsächlich vor ihr stehen. Miltons Gesicht steckte hinter einer Gasmaske, die er sich in einem Army-Shop für ein paar Dollar gekauft hatte. Der Verkäufer hatte anzüglich gegrinst, als er die Maske in einer Plastiktüte verstaute. »Viel Spaß damit«, sagte er grinsend. Offenbar dachte er, die Maske sei für bizarre Sex-Spielchen gedacht.

»Es hat gewonnen«, sagte Milton.

»Gewonnen? Wobei«, fragte Suzan mit krächzender Stimme. Für den Bruchteil einer Sekunde klammerte sie sich an den Gedanken, ihr Elend hätte ein Ende. Als sei der Preis für den Sieg die Freiheit, auch wenn sie keinerlei Erinnerung an einen Wettbewerb hatte. Doch die Hoffnung verging schnell. Wie sollte der Irre sie jemals gehen lassen? Sie kannte sein Gesicht.

Suzan hustete. Was stank hier so fürchterlich und nahm ihr den Atem?

»Das andere ist tot. Also hat dieses wohl gewonnen«, sagte Milton.

Er drehte sich um und trat aus Suzans Gesichtsfeld.

Milton arbeitete wenige Meter von ihr entfernt konzentriert weiter. Suzan hörte ihn keuchen und stöhnen. Offenbar hatte er Mühe, die junge Frau in dem Plastikfass zu verstauen. Yvonne war einen halben Kopf größer als Brenda. Und auch wenn sie mit Miltons Diät einige Kilo abgenommen hatte, so wog ihr toter, schlaffer Körper genug, um den untrainierten Milton vor Schwierigkeiten zu stellen.

Milton fluchte unter seiner Maske. Dann hörte Suzan ein Geräusch, das sie zunächst nicht einordnen konnte. Es war ein dumpfes Brummen, das von Zeit zu Zeit in eine höhere Tonlage wechselte. Dann ein Platschen. Suzan verstand und hielt sich vor Entsetzen die Hände vor den Mund, um einen Schrei zu ersticken. Er schnitt Yvonne mit einer Stichsäge Arme und Beine ab. Suzan hielt sich die Ohren zu. Wieder einmal, als könnte sie so vermeiden, dass der Wahnsinn in ihr Gehirn kroch. Sie wimmerte und wiegte sich auf der Matratze hockend hin und her.

Endlich verklang das sägende Geräusch komplett. Offenbar hatte Milton Yvonne so weit filetiert, dass sie in das Fass passte. Er verschloss es und reinigte sein Werkzeug. Als er damit fertig war, schaltete er die Lampe aus und verließ den Bunker über die Leiter. Den Rest würde die Säure erledigen. Dumpf fiel die Falltür in den Rahmen. Suzan blieb in der Dunkelheit zurück. Sie hielt weiterhin ihre Knie umklammert und wiegte sich hin und her. Hin und her.

Punished

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