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6. Kapitel Kolumbien, Cartagena
ОглавлениеNach einer erholsamen Nacht, mit viel nachgeholtem Schlaf, betrat Anelisa Cortez wieder ihr Büro. Sie startete ihren Computer, nahm ihre Kaffeetasse und ging in den kleinen Küchenraum. Der Kaffee im Revier war nicht der beste, aber im lauf der Jahre hatte sie sich bereits daran gewöhnt. Aus der Schublade mit dem Besteck zog sie einen Kaffeelöffel und ließ ihn in ihre Tasse fallen. Im vorbeigehen griff sie sich zwei Würfelzucker, aus der halb verbrauchten Packung, und versenkte sie in dem leicht dampfenden Getränk. Leicht rührend kehrte sie in ihr Büro zurück und ließ sich in ihren Schreibtischstuhl fallen. Der Computer forderte sie auf ihre Zugangsdaten einzugeben. Anelisa trank einen Schluck aus ihrer Tasse bevor sie sich am System anmeldete. Der Bericht der Spurensicherung war sicher noch nicht hinterlegt, den erwartete sie frühestens zum Mittag.
Moreira stapfte mit einem fröhlichen »Guten Morgen« in das Büro der beiden und pflanzte sich auf seinen bereits abgenutzten Drehstuhl. Während er darauf wartete, das sein Computer gestartet war, blickte er über den Schreibtisch zu seiner Partnerin.
»Du siehst heute so erholt aus Lisa«, versuchte er ihr ein Lächeln zu entlocken.
»Ich sehe immer so aus Felipe. Nur warte ich auf den Bericht der Spurensicherung, ohne den wir nicht weiterkommen.«
Gerade als er ihr beibringen wollte, dass es nicht mehr so lange dauern konnte, hämmerte eine Faust an die Tür hinter ihm. Der ganze Raum schien zu vibrieren. Erschrocken sah Anelisa auf und rief ein kurzes »Herein«, als auch schon die Tür aufflog und eine ganze Horde Menschen in ihr Büro drängte.
Michael Korn blieb direkt vor dem Schreibtisch, der beiden stehen. In Sekunden hatte er die Situation erfasst und warf einen kurzen Blick auf den Mann, der völlig konsterniert auf die Gruppe Menschen schaute.
»Sie sind also die 2 Dollar Nutte mit der großen Fresse am Telefon«, stellte er fest, als er Cortez ins Visier genommen hatte.
Anelisa Cortez war zum ersten Mal in ihrer Karriere sprachlos. Da stand ein Bär von einem Mann in ihrem Büro, der sie einfach wüst beschimpfte. Dann erinnerte sie sich wieder, als sie auf der schwarzen Weste den Interpolschriftzug sah. Sie erlangte wieder ein bisschen Souveränität, als sie seinem durchdringenden Blick standhielt.
»Sieh an, die ganze Cocktailparty von den Bahamas! Und der Laufbursche ist der erste, der sein Maul aufreißt!«, giftete Cortez zurück.
Korn wollte schon ihren Schreibtisch auf sie werfen, als eine schmale kleine Hand auf seiner Schulter erschien und ihn sofort stoppte. Leonie flüsterte ihm zu »Micha, erst auf die Sanfte!«
Liz drängte Michael ein bisschen auf die Seite. Was sie vor dem Schreibtisch sitzen sah, war also diese Cortez. Eine hochgewachsene Frau mit kleiner Hakennase und den Augen eines Maulwurfs. Die pechschwarzen schulterlangen Haare, die ihr ins sonnengebräunte Gesicht fielen, wirkten, als wären sie noch nass. Sie erkannte aber an den zusammenhängenden Strähnen das die Ermittlerin sie in Haarspray ertränkt hatte.
»Mein Name ist Croll. Sie waren also so frei uns herauszufordern Miss Cortez. Hier sind wir!«, begann sie in lockerem Plauderton.
»Legen sie ihren kleinen Terrier an die Leine bevor er noch mein Büro vollsabbert«, erwiderte sie mit einer kleinen Spitze auf Korn, »Ich hätte nicht damit gerechnet das sie halbe Portion hier aufschlagen.«
Moreira war die ganze Situation sichtlich unangenehm. Seine Partnerin und Vorgesetzte manövrierte sich hier in eine Lage, die nicht mehr zu kontrollieren war. Er versuchte sich, sein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Mühsam tippte er auf der Tastatur vor ihm herum.
»Miss Cortez, ich empfehle ihnen, sich zu beruhigen. Wir können auch ganz anders und das wird weder ihnen noch ihrem Lakaien gefallen, der gerade versucht, einen Brief in die Anmeldemaske seines Computers zu tippen. Ich überlasse ihnen die Wahl, wie sie das Spiel spielen wollen! Entweder sie wollen unsere Hilfe, oder nicht«, gab ihr die Chefin des Interpolteams vor.
»Oh, der laufende Meter, der hier vor mir steht, lässt mir die Wahl«, versuchte sie mit Moreira zu scherzen, »Fliegen sie wieder nach Hause, legen sich im Bikini an den Strand und lassen sich von ihrem dreckigen Köter ein paar Drinks bringen. Ich löse den Fall in den nächsten Stunden alleine, dazu brauche ich keine Klammeräffchen die von den Palmen winken.«
»Wie sie wollen. Wir werden unsere eigenen Ermittlungen aufnehmen. Die Ergebnisse lesen sie dann in der Zeitung, falls sie überhaupt lesen können«, fauchte Liz sie an, ehe sie hinzufügte »Michael, du darfst.«
Korn ließ sich nicht lange bitten und zog Cortez wie einen toten Aal aus ihrem Stuhl in die Senkrechte. Dann brachte er sein Gesicht, auf dem keinerlei Regung zu sehen war, ganz nah an ihr Ohr. Cortez wollte sich wehren, aber er hielt sie mit eisernem Griff fest. Anstatt zu flüstern, brüllte er ins Ohr »Mäuschen, ich werde deinen knochigen Arsch so weit aufreißen, bis ein Lkw die Orientierung darin verliert, und ihn dann mit Meerwasser fluten, dass dir dein Fressen aus dem Hundenapf, die nächsten Jahre versalzen vorkommt!«
Während er sich umdrehte, warf er die Ermittlerin in ihren Stuhl zurück, dass sie damit zur Seite kippte und auf dem Boden landete. Das ganze Team konnte sich vor Lachen kaum noch halten, als sie das Büro verließen. Liz raunte ihm zu »Der war gut Micha«.
Vor dem Revier standen sie zusammen und hielten eine kurze Besprechung ab. Korn und Leonie sogen genüsslich an ihren Zigaretten, als Liz die Einteilung vornahm. »Okay, Karyani, Micha und ich sehen uns das Museum genauer an. Mike und Leonie, ihr besorgt uns eine Einsatzzentrale und verschafft euch Zugang zum System des Reviers. Wenn die ihren Bericht haben will ich wissen, was da drinsteht, was wir noch nicht selbst gefunden haben. Währenddessen kümmert sich Leonie um die Verteidigung unserer Einsatzzentrale. Wenn Cortez oder ihr Hündchen auftauchen werden sie ihr blaues Wunder erleben.«
Leonie und Mike gaben ihren Liebsten noch einen Abschiedskuss und machten sich an ihre Aufgabe. Liz und die anderen beiden bestiegen ein Auto und fuhren zum Museo del Oro Zenu.
Das Museum war noch immer für den Publikumsverkehr gesperrt als Korn und die beiden Frauen dort eintrafen. Das weiße Gebäude strahlte in der heißen Morgensonne wie ein Stern am Firmament. Bevor sie hineingehen konnten, blieb Korn davor stehen und betrachtete das Museum von außen. Sein Blick wanderte über die Mauern und die kleine Straße davor. Mehrfach schüttelte er leicht den Kopf. Liz und Karyani schauten ihm verwundert dabei zu. Er wandte sich an Kary und fragte »Wird das Museum nachts beleuchtet?«
»Auf den Bildern, die ich gesehen habe, wurde es mit vielen Strahlern beleuchtet«, antwortete sie verunsichert.
Michael nickte nur leicht aber Liz erkannte, dass er schon voll bei der Sache war. Auch sie nahm das Gebäude etwas genauer unter die Lupe. Gemächlich schritten sie auf den Eingang zu. Die Polizei, die noch immer den Tatort untersuchte, versperrte ihnen nur kurz den Weg. Nachdem Kary ihnen den Interpolausweis gezeigt hatte, konnten sie ungehindert passieren. Sie waren von den ihnen sich bietenden Anblick überwältigt. Überall standen Vitrinen mit wunderschön gefertigten Schmuckstücken aus Gold. Nebeneinander stiegen sie die Treppen bis zum vierten Stockwerk nach oben. Dort angelangt wandten sie nach links in den angrenzenden Ausstellungsraum. Wieder blieb Michael kurz zurück und ließ seine Pupillen durch den Raum wandern.
Über seinen Funksender kontaktierte er Mike »Hast du einen Plan vom Gebäude für uns?«
»Natürlich Michael. Schick ich dir auf dein Handy«, antwortete er kurz angebunden.
Innerhalb einiger Sekunden konnte Michael den Plan auf seinem Smartphone aufrufen. Gedankenverloren blieb er auf der Stelle stehen und sah sich die Zeichnung an. Liz und Kary liefen in dem großen Raum herum, der vereinzelt noch von Polizeikräften und dem aufgespannten Flatterband bevölkert war. Die geöffnete Vitrine, mit dem kreisrunden Loch, befand sich ziemlich in der Mitte der Ausstellung. Michael rieb sich sein Kinn, nahm aber seine Augen nicht von dem Display seines Telefons.
»Kary«, rief er, »Das Bedienfeld für die Laserüberwachung ist da an der Wand, daneben steht eine kleine Sitzgruppe. Kannst du kurz checken, ob da jemand dran war?«
»Klar, aber ich verstehe nicht ganz!«, gab sie zurück.
»Ich erkläre es gleich, will aber sichergehen, ob meine Vermutung richtig ist«, murmelte er seinem Display zu.
Liz trat an seine Seite heran und wagte auch einen Blick auf die Karte, während sich Kary das Bedienfeld, was Michael erwähnt hatte, von allen Seiten genau ansah.
»Liz, Micha, kommt her, hier war garantiert jemand dran!«, rief sie aufgeregt.
Die Chefin machte einige Schritte zu ihr, doch Michael blieb stur stehen. Kary zeigte mit einem Kugelschreiber, den sie aus der Tasche gezogen hatte auf eine kleine Vertiefung unterhalb der Konsole. Sie erkannten daran Kratzspuren.
»Ich glaube ich weiß, wie er hier reingekommen ist«, ließ Michael sie wissen.
Beide warfen die Köpfe zu ihm herum und riefen fast gleichzeitig »Wie?«
»Unser Dieb muss ein Kletteräffchen sein, und dazu noch ziemlich schlank! Er kam durch den Lüftungsschacht hier rein«, gab er an.
Kary und Liz stellten sich neben ihn, bis Liz fragte »Wie kommst du darauf?«
»Im ganzen Gebäude, an den Türen und Fenstern und besonders am Haupteingang wird alles mit dem Lasersystem hier überwacht. Die Konsole davon ist auf der unteren Ebene hinter einer Säule angebracht. Es ist also unmöglich, so einzusteigen, ohne die Laser außer Betrieb zu nehmen, noch dazu, wenn ein Wachmann hier seine Runden dreht. Trotzdem ist er ungesehen hier hergelangt. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist über den Lüftungsschacht, der vorne neben der Treppe senkrecht nach unten führt. Er muss, meiner Meinung nach da durch gekrabbelt sein. Über der Sitzgruppe ist ein Gitter an dem Schacht um den Teil mit Frischluft zu versorgen. Wenn er da rausgekommen ist, hätte er einen wunderbaren Platz auf der Sitzgruppe, die zumindest auf der Sitzfläche nicht mit den Lasern überwacht werden. Die Konsole liegt in Reichweite davon. Du hast mir eben bestätigt, das da jemand dran war Kary. Wäre es technisch möglich, die Anschlüsse darin so umzustecken, ohne den Alarm auszulösen?«, berichtete er.
»Ich habe sie zwar nicht gesehen, aber technisch ist das sogar ziemlich einfach zu machen«, bestätigte Kary mit großen Augen.
»Er wird das wohl so gemacht haben. Heißt, er konnte sich in diesem Teil frei bewegen, ohne entdeckt zu werden. Das kreisrunde Loch dort in der Vitrine stammt mit Sicherheit von einem Glasschneider, den er mit einem Saugnapf festgeklemmt hat. Zu hören wäre nur ein leichtes Kratzen gewesen, also unhörbar für den Wachmann in einem anderen Stockwerk. Auf dem gleichen Weg ist er wohl auch wieder verschwunden, nachdem er die Alarmanlage wieder in Betrieb gesetzt hat«, erklärte Korn.
Liz sah ihn staunend an und fragte »Wie zum Teufel bist du darauf gekommen?«
»Ich beschäftige mich schon seit fast 20 Jahren mit der Sicherheit von Personen und Objekten. Also stelle ich mir einfach vor wie ich als ein Dieb, unentdeckt zu meinem begehrten Stück gelangen kann. Das ist die offensichtlichste Möglichkeit, wenn man nicht gerade wie ich Übergröße hat und in der Röhre stecken bleibt!«, murmelte er.
»Aber wie ist er in die Lüftung gelangt?«, verlangte Liz zu wissen.
»Daran arbeite ich noch Liz«, gab er zu, »Der Lüftungsschacht verläuft senkrecht vom Keller bis hinauf zum Dach. Auf jeder Etage gibt es Abzweigungen. So komme ich also bis hierher. Die Frage ist jetzt nur noch, ob er über den Keller eingedrungen ist, was ich mir allerdings kaum vorstellen kann. Dazu hätte er ganze sechs Stockwerke in der Lüftung hinauf klettern müssen, und so, wie ich das sehe, konnte er das Videosignal von dort unten auch nicht manipulieren, weil dort gar keines ist. Bedeutet, unser Dieb muss von oben gekommen sein. Wenn es also kein Vogel war, und diese Tiere haben keinen Glasschneider auf dem Rücken, kann er nur vom Dach gekommen sein. Wir müssen jetzt noch wissen wie er da rauf kam und wie er wieder von dort verschwunden ist.«
»Dann lasst uns mal da oben nachsehen«, bemerkte Liz.
»Ich würde vorher noch gern die Anschlüsse kontrollieren«, bat Kary, »Dann wissen wir auch, ob er dazu spezielles Werkzeug gebraucht hat.«
»Einverstanden, Kary. Dann bleibst du hier und checkst das durch. So lange werden wir uns mal auf dem Dach umsehen«, gab Liz vor.
Kary nickte und machte sich dann auch gleich an der Abdeckung der Anlage zu schaffen. Michael und Liz gingen zurück zu den Treppenstufen und setzten ihren Weg nach oben fort. Oben angekommen öffneten sie die Tür zum Dach. Michael verkeilte sie mit einem Stein, weil sie nur von innen zu öffnen war.
Liz hatte in der Zeit bereits den weg zum Luftschacht zurückgelegt und sah sich dort um. Dann rief sie »Ich habe es gefunden!«
Er kam zu ihr herum und bellte »Nicht anfassen, vielleicht finden wir Fingerabdrücke!«
Das obere Lüftungsgitter war herausgenommen worden und die Kante zum Inneren des Gebäudes war eingedrückt. Dort lag, versteckt unter einem Rohr ein kleiner schwarzer Kasten, nicht größer als eine Digitalkamera, von dem zwei dünne Drähte durch den eingedrückten Spalt nach unten führten.
»Hier ist er also rein«, sagte Korn nachdenklich.
»Sieht so aus Michael«, grinste Liz, »Jetzt müssen wir nur noch sein Seil finden, es sei denn, er könnte die 20 m einfach herunterspringen, ohne sich zu verletzen.«
»Du darfst gern danach suchen, aber ich denke, du wirst keins finden«, bemerkte Korn trocken, »Er ist hier eingedrungen, aber hat das Gebäude auf anderem Wege verlassen!«
»Du siehst wieder mehr als ich, oder?«, fragte sie.
»Nein, Liz. Genau das ist nämlich das Problem!«
»Was meinst du?«
»Wenn er wieder durch die Lüftung hier heraufgekommen wäre«, erklärte er, »müssten wir etwas sehen, woran er sein Kletterseil befestigt hat. Dieses billige Plastikrohr hätte ihn nicht getragen, und das Aluminiumgitter ist nicht verbogen. Daran konnte er es also nicht befestigt haben, weil wir dann wenigstens einige Fasern sehen müssten. Hier ist aber nichts, abgesehen von seinem Spielzeug, dass er, bevor er verschwunden wäre, wieder mitgenommen hätte.«
»Ist das eigentlich zwanghaft?«, fragte sie.
»Was meinst du?«, antwortete er mit einem kurzen Blick zu ihr.
»Das du immer recht haben musst!«, lachte sie.
»Ich habe nicht immer recht, Liz. Manchmal gehört mir auch mal recht eine verpasst sagt Leonie«, lachte er, »Es ist nur so das die Spuren, die ich sehe eine logische Geschichte erzählen müssten. Das, was ich hier aber sehe, passt da einfach nicht rein. Selbst, wenn sich meine Liebste, an einem Seil wieder hier herausziehen würde, könnten wir dafür Spuren sehen. Aluminium ist so hart, dass du mit deinem Fingernagel darauf Kratzer hinterlassen kannst. Wenn du eine Person, mit mehr als 15 kg Gewicht, an einem Seil da dran hängst, verbiegt sich das wie Plastik. Es ist aber nicht verbogen, und dein Spielzeug hättest du auch wieder eingepackt, anstatt es hier liegenzulassen. Heißt, es kann nicht so gewesen sein!«, erörterte er, als Kary von unten hinzukam.
»Du hattest recht mit der Anlage«, berichtete Kary, »Das System könnte ich mit einer Haarklammer überlisten. Unser Dieb hat einfach nur das ausgehende Signal der Laser mit dem Ankommenden verbunden. Bedeutet, die Anlage dachte, alles ist Ok, obwohl eine ganze Büffelherde durchlaufen konnte. Ein einfacher Draht hat ihm ausgereicht, weil ich die Kratzspuren davon gesehen habe!«
»Hier ist deine nächste Spur, Kary«, sagte Liz und deutete auf die kleine Box auf dem Boden.
Sie sank vorsichtig auf die Knie und betrachtete es von allen Seiten ohne etwas zu berühren. »Sieht aus wie ein digitaler Videorekorder«, murmelte sie, »Die Kabel hier haben wohl das Signal aufgefangen. Dann hat er eine Schleife daraus gemacht und laufen lassen.«
Sie kramte in ihrem Werkzeugkoffer, zog eine dünne Plastikröhre heraus, deren Ende wie ein weißer Knopf aussah und dazu einen kleinen Bildschirm. Dann steckte sie die Röhre ein und der Bildschirm begann zu flackern.
»Das ist ein optisches Teleskop«, erklärte sie stolz, »Da vorne ist eine kleine Kamera mit Licht, die uns genau zeigt, wo die Drähte hier hingehen«, als sie die schmale Röhre neben den Kabeln nach unten schob. Auf dem Bildschirm sah man alles ganz genau.
»Volltreffer!«, rief sie und deutete auf den Bildschirm in ihrer Hand.
Die drei Agenten sahen, die Drahtenden in einem weißen Kabel verschwinden, das dahinter abgeschnitten war. Kary erklärte ihnen »Er hat das Koaxialkabel von den Kameras erst angezapft und aufgenommen, eine Videoschleife oder ein Bild daraus erstellt und dann wieder daran gesendet. Dann musste er nur noch das eigentliche Kabel der Kamera unterbrechen. So was könnte ein Dreijähriger im Kindergarten basteln!«
»Hier lagert so viel Gold wie in der Vorkammer von Fort Knox und der Alarm stammt aus der Zeit von Karl des Großen«, schimpfte Liz, als sie gegen das Gitter der Lüftung trat.
»Sieh es positiv. Wir müssen jetzt nur noch herausfinden wie Elvis das Gebäude verlassen hat«, entgegnete Korn und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
»Scotty hat ihn auf die Enterprise gebeamt!«, wütete Liz.
»Ruhig bleiben. Du bist doch sonst nicht so leicht aufzuregen. Gibt es da etwas, was das Fußvolk nicht von der Queen weiß?«, fragte Michael.
Liz schüttelte heftig den Kopf. Karyani sah kurz zu ihr und bestätigte dann »Es gibt drei Möglichkeiten. Entweder hat Liz gerade Erdbeerwoche, ist schwanger oder diese Cortez war zu viel heute Morgen!«
Michael lachte, als er sagte »Möglichkeit eins und zwei können wir ausschließen Kary. Erdbeerwoche hatte Liz erst letzte Woche, was gleichzeitig bedeutet, sie kann kaum schwanger sein. Bleibt also nur noch dieses miese Früchtchen Cortez!«
»Woher weißt du, wann Liz ihre Tage hat?«, staunte Kary mit offenem Mund.
»Meine liebe Karyani, deine beginnen nächste Woche. Liz betäubt ihre Krämpfe mit Tabletten, die sie letzte Woche des Öfteren geschluckt hat, außerdem schleppt sie in ihrem großen Reisekoffer, den sie immer dabei hat, unzählige kleine Wattestäbchen mit sich herum. Interessanterweise wechselt sie diese auch mehrmals am Tag, wenn sie auf die Toilette verschwindet, so circa alle zwei Stunden in der Regel. Wir sind jetzt bereits seit sechs Stunden unterwegs und sie war noch nicht einmal verschwunden. Soll ich weiter machen?«, lachte er.
»Nein, schon OK«, bat Karyani, ehe Liz sich eine Bemerkung nicht verkneifen konnte »Oh, dann hat Mike nächste Woche Ruhepause!«
»Ruhepause? Ein guter Pirat sticht auch ins Rote Meer!«, grinste sie und Liz musste laut lachen. Michael aber murmelte nur leise vor sich hin und wiederholte »Meer«. Plötzlich rief er »Das ist es!«
Sofort wollte er von Mike wissen »Mike, auf dem Plan konnte ich im Keller verschiedene Stellen finden, die mit Wasser gekennzeichnet sind. Was ist da?«
»Das sind Höhlen die schon ewig unter Wasser liegen, warum?«, fragte er über den Funksender.
»Gibt es da bei einem oder mehreren eine Verbindung zum Meer?«, kam sofort als Gegenfrage.
»Gib mir eine Sekunde«, bat Mike.
Währenddessen erklärte Michael »Wenn diese Höhlen einen Zugang zum Meer haben, ist er darüber verschwunden. Entweder hat er ein kleines Atemgerät mitgenommen oder vorher eine Taucherausrüstung dort versteckt!«
Dann rief auch schon Mike »Bingo! Es gibt wirklich zwei Zugänge durch die Höhlen ins Meer. Allerdings sind die Strecken relativ weit.«
»Dann müssen wir nur noch herausfinden wie er auf das Dach gekommen ist, meine Königin«, lächelte Michael und schielte zu Liz.
»Deine Königin«, lachte Liz ihn an, »sitzt gerade bei Mike mein Lieber, aber du hast, wie immer natürlich Recht!«
Zusammen ließen sie das Dach hinter sich und folgten den Treppen bis ins Foyer. Ohne weiteren Umweg gingen sie nach draußen vor das Museum. Liz entschied das Gebäude zu umrunden und auf Spuren zu hoffen. Die kleinen Straßen rund um das Museum waren mittlerweile überlaufen von Schaulustigen und den Anwohnern die an ihren Ständen an diesen Tagen einen besseren Umsatz machten als sonst in einem Monat. Wie aus dem nichts rief Kary »Da!«, und zeigte mit ihrem Arm auf die weiß getünchte Backsteinwand. Sie hatten ihre Spur gefunden. Die Farbe war in einem kleinen Bereich im hinteren Teil des Museums an den Kanten der Steine weg geplatzt. Diese kleinen rostbraunen Stellen bildeten fast eine senkrechte Linie hinauf.
»Wir haben genug gesehen!«, entschied Liz, »Hier ist er hochgeklettert und dann rein.«
Michael nickte und sprach »Mike, durchsuch die Datenbanken nach Kunsträubern. Unser Täter ist sehr schlank, kann ausgezeichnet klettern, ist technisch begabt und hat möglicherweise Erfahrung im Apnoetauchen!«