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9. Kapitel Kolumbien, Cartagena

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Wäh­rend Liz, Ka­rya­ni und Mi­cha­el das Mu­se­um in Au­gen­schein ge­nom­men hat­ten, wa­ren Leo­nie und Mi­ke auf der Su­che nach ei­ner Ein­satz­zen­tra­le, die sie mit­ten in der In­nen­stadt, in Form ei­nes al­ten Bü­ro­ge­bäu­des, das sei län­ge­rem leer stand, fan­den. Die Eta­ge des Ge­bäu­des, das sie be­zo­gen hat­ten, bot ih­nen einen gu­ten Über­blick über die schma­len Gas­sen au­ßen­rum. Leo­nie mach­te sich so­fort dar­an die Schwach­punk­te ih­res Un­ter­schlupfs zu be­he­ben. Der Ha­cker küm­mer­te sich der­weil um sein Set-up und den nö­ti­gen In­ter­net­zu­gang, um sei­ner Ar­beit nach­ge­hen zu kön­nen.

Leo­nie ließ die völ­lig ver­stau­ben Fens­ter, wie sie wa­ren, da­mit von drau­ßen kei­ner se­hen konn­te, das In­ter­pol hier sei­ne Zen­tra­le auf­ge­schla­gen hat­te. Sie spann­te an ver­schie­de­nen Zu­gän­gen durch­sich­ti­ge Ny­lon­schnü­re, die mit Si­gnal­ge­bern aus­ge­stat­tet wa­ren. Für die­sen Fall hat­te sie in ih­rer Aus­rüs­tungs­ta­sche mehr als ge­nug Über­ra­schun­gen ein­ge­packt. Durch ih­re Kar­rie­re als Auf­trags­mör­de­rin durf­te sie schon ei­ni­ge Er­fah­run­gen sam­meln, wie man sei­nen Stand­ort am ef­fek­tivs­ten vor frem­den Zu­tritt schütz­te. Ihr Ver­lob­ter, der als Bo­dy­guard ge­ar­bei­tet hat­te, gab ihr, wie auch Fran­cois Pier­lot als ihr Scharf­schüt­zen­aus­bil­der, im­mer bes­se­re Mög­lich­kei­ten sich, und ih­re Freun­de zu schüt­zen.

Die ver­gan­ge­nen Mo­na­te wa­ren für das Te­am äu­ßerst lehr­reich ge­we­sen. Sie al­le wa­ren nicht nur Freun­de ge­wor­den, son­dern ge­wöhn­ten sich an die Ab­läu­fe und ga­ben sich un­ter­ein­an­der Hil­fe­stel­lun­gen. Ka­rya­ni hat­te ih­nen Tech­nik nä­her­ge­bracht und ihr Ver­lob­ter hat­te das Te­am am Com­pu­ter ge­schult. Leo­nie gab Nach­hil­fe im Um­gang mit Waf­fen und half beim Zie­len und schie­ßen, wäh­rend Liz ver­such­te, dem Te­am An­sät­ze bei­zu­brin­gen wie man Hin­ter­grün­de auf­deck­te. So­gar Mi­cha­el, der eher als Ein­zel­gän­ger be­kannt war, trai­nier­te sei­ne Freun­de in Selbst­ver­tei­di­gung und gab Hin­wei­se zur Si­cher­heit. Den Ver­such sei­nen Kol­le­gen sei­ne Art von Form der Er­mitt­lung bei­zu­brin­gen hat­te er nach ei­ni­ger Zeit auf­ge­ge­ben, weil sie ein­fach nicht die er­for­der­li­chen Beo­b­ach­tungs­fä­hig­kei­ten auf­brin­gen konn­ten. Zu­sätz­lich ver­such­ten, sie auch un­ter­ein­an­der an­de­re Spra­chen zu trai­nie­ren, was für Liz, die sehr viel Spaß dar­an fand, von Vor­teil war. Au­ßer Eng­lisch konn­te sie kei­ne an­de­ren Spra­chen, als sie zu­ein­an­der­ge­fun­den hat­ten. Leo­nie lern­te durch ih­ren Mi­cha­el Deutsch und war mitt­ler­wei­le rich­tig gut ge­wor­den.

Die Zen­tra­le des Te­ams war in kür­zes­ter Zeit ein­satz­be­reit ge­we­sen. Leo­nie fum­mel­te im­mer noch an ih­ren Si­cher­heits­vor­keh­run­gen her­um, als Mi­ke schon bei den Er­mitt­lun­gen ge­hol­fen hat­te und den drei an­de­ren die Adres­se mit­ge­teilt hat­te. Als die drei feh­len­den Mit­glie­der an­ka­men, war es schon spä­ter Nach­mit­tag. Die fünf setz­ten sich zu­sam­men und spra­chen die bis­he­ri­gen Er­kennt­nis­se durch. Liz war es ein Be­dürf­nis ge­we­sen, al­le Mit­glie­der des Te­ams auf dem glei­chen Stand zu hal­ten. Je­der kann­te am En­de des Ta­ges sämt­li­che Er­geb­nis­se und konn­te sie für die ei­ge­ne Po­si­ti­on im Te­am nut­zen. Da­rauf hat­ten sie sich nach Pro­jekt Lu­ci­en ge­ei­nigt und Liz hat­te vor je­dem Fei­er­abend dar­auf ge­ach­tet, dass sie al­le zu­sam­men an ei­nem Tisch sit­zen und die Er­geb­nis­se wei­ter­ga­ben. Da­bei war ihr schon mehr­fach auf­ge­fal­len, das Mi­cha­el am bes­ten Be­scheid wuss­te, ob­wohl sie manch­mal in ver­schie­de­nen Grup­pen un­ter­wegs wa­ren. Nach den Ein­sät­zen bei Pro­jekt Lu­ci­en hat­te sich auch ihr Ver­hal­ten ge­än­dert. In­stink­tiv er­kann­te Liz die Mög­lich­kei­ten von Mi­cha­el zu ler­nen, was sie noch bes­ser mach­te und die ver­schie­de­nen Stär­ken je­des Ein­zel­nen bes­ser ein­zu­set­zen. Zwi­schen ihr und ih­rem ehe­ma­li­gen Erz­feind um den Pos­ten des Te­am­chefs war ei­ne per­fek­te Ver­bin­dung ge­wach­sen. Er zeig­te Mög­lich­kei­ten und An­sät­ze auf die Liz in den meis­ten Fäl­len be­ach­te­te. Si­cher­heit hat­te für ihn obers­te Prio­ri­tät und durch sei­ne Er­fah­rung schätz­te er die Ge­fah­ren rich­tig ein. Mehr­fach hat­te sie schon dar­über nach­ge­dacht und ihm an­ge­bo­ten die Füh­rung zu über­las­sen, was er stets mit ei­nem Ver­weis auf sei­ne Fä­hig­kei­ten ab­ge­lehnt hat­te, und ih­re da­für her­vor­hob.

Mi­ke hat­te in der Zwi­schen­zeit die be­kann­ten Kun­sträu­ber nach den Stich­punk­ten, die Mi­cha­el nann­te, durch­sucht. Er fand ei­ni­ge Kan­di­da­ten un­ter den be­kann­ten Die­ben. Die Lis­te der Ver­däch­ti­gen war noch viel zu lan­ge, um al­le ein­zeln zu über­prü­fen. Sie re­de­ten noch bis zum spä­ten Abend, ka­men aber zu kei­nem ver­nünf­ti­gen Er­geb­nis. Liz ent­schied sich da­für, sei­ne Flucht­rou­te ge­nau­er un­ter die Lu­pe zu neh­men, so­fern das mög­lich war. Die Son­ne war schon lan­ge hin­ter dem Ho­ri­zont ver­schwun­den als sie im Re­stau­rant ih­res Ho­tels ein Abendes­sen be­stell­ten und die Ar­beit ru­hen lie­ßen. Es war ein Abendes­sen un­ter Freun­den. Nachein­an­der zo­gen sich die Paa­re auf ih­re Zim­mer zu­rück und auch Liz, de­ren Ver­lob­ter in Nassau blei­ben muss­te, ver­schwand auf ihr Ein­zel­zim­mer.

Am nächs­ten Mor­gen tra­fen sie sich wie­der zu ei­nem ge­mein­sa­men Früh­stück im Re­stau­rant. Als sie auf­stan­den, um zu ih­rer Ein­satz­zen­tra­le zu star­ten, blieb Mi­cha­el un­ver­mit­telt vor dem Ho­tel ste­hen.

Liz kam noch mal zu ihm zu­rück und frag­te »Was ist los? Stimmt was nicht?«

»Ich bin mir nicht si­cher«, gab er zu, als er hin­zu­füg­te, »Ir­gend­was ist ko­misch, aber ich kann es noch nicht be­nen­nen!«

»Schatz siehst du wie­der Ge­s­pens­ter?«, rief Leo­nie ihm zu.

»Nicht wirk­lich. Ich hab so ein ko­mi­sches Ge­fühl, als wür­den wir be­ob­ach­tet!«, be­stä­tig­te er.

»Lass uns fah­ren«, bat Liz, »Wir wer­den al­le die Au­gen of­fen hal­ten. Vi­el­leicht ist auch nichts und du fühlst dich nur ko­misch.«

»Vi­el­leicht hast du recht, Liz«, sag­te er, als er wei­ter zum Au­to ging und sich in al­le Rich­tun­gen um­sah.

Leo­nie nahm sei­ne Hand und führ­te ihn zum Bei­fah­rer­sitz. Lei­se flüs­ter­te sie ihm zu »Du hältst die Au­gen of­fen und ich fah­re heu­te!«

Sie kann­te ih­ren Ver­lob­ten schon zu lan­ge, um sei­ne Be­den­ken ein­fach als Spin­ne­rei ab­zu­tun. Wann im­mer er ein ko­mi­sches Ge­fühl hat­te, war es sehr sel­ten un­be­grün­det. Auch Liz wuss­te das und gab al­len die An­wei­sung dar­auf zu ach­ten, ob man sie be­ob­ach­te­te.

Auf dem Park­platz im Zwie­licht saß Fe­li­pe Mon­tei­ra in sei­nem Wa­gen und ver­folg­te die Sze­ne aus si­che­rer Ent­fer­nung. Er war­te­te be­reits seit über ei­ner Stun­de auf das Er­schei­nen der Agen­ten und ob Cor­tez oder ih­re jun­ge Kol­le­gin, die sie sich auf der Aka­de­mie ge­sucht hat­te, auf­tauch­ten. Bis­her war aber nichts von ih­nen zu se­hen ge­we­sen. Die Agen­ten hat­ten ge­früh­stückt und sich un­ter­hal­ten, wie er durch das Fens­ter zum Re­stau­rant se­hen konn­te. We­der Ane­li­sa Cor­tez noch ih­re jun­ge Kol­le­gin wa­ren zu se­hen. Um die Agen­ten nicht zu ver­lie­ren, hat­te er im Schut­ze der Dun­kel­heit an ih­ren Au­tos klei­ne Trans­mit­ter ver­steckt die für die nächs­ten Stun­den die Po­si­ti­on an sein Mo­bil­te­le­fon über­mit­teln wür­den.

Nach­dem die bei­den Fahr­zeu­ge mit den In­ter­po­l­agen­ten den Park­platz ver­las­sen hat­ten, war­te­te Fe­li­pe noch ei­ni­ge Mi­nu­ten, be­vor er los­fuhr. Über sein Han­dy­dis­play konn­te er ex­akt die Po­si­ti­on ver­fol­gen. Dann ver­folg­te er das Si­gnal, um nicht zu se­hen zu sein. Die bei­den Au­tos blie­ben we­ni­ge Ki­lo­me­ter vom Ho­tel ent­fernt in ei­ner her­un­ter­ge­kom­me­nen Ge­gend der In­nen­stadt ste­hen. Mo­rei­ra er­reich­te den Stand­ort we­ni­ge Au­gen­bli­cke spä­ter und such­te sich ein re­la­tiv si­che­res Ver­steck. Er rich­te­te sich auf ei­ne län­ge­re Ob­ser­va­ti­on ein, brach­te sei­nen Sitz in ei­ne an­ge­neh­me Po­si­ti­on und streck­te die Bei­ne aus.

Die Agen­ten er­reich­ten ih­re Zen­tra­le, oh­ne auf even­tu­el­le Ver­fol­ger auf­merk­sam ge­wor­den zu sein. Liz und Mi­cha­el küm­mer­ten sich zu­sam­men um Kaf­fee und die Ver­pfle­gung, wäh­rend Mi­ke und Ka­rya­ni am Com­pu­ter sa­ßen und ver­such­ten ver­däch­ti­ge Kunst­die­be, aus der Da­ten­bank von In­ter­pol her­aus­zu­su­chen. Die Lis­te wur­de im­mer län­ger, je wei­ter sie in der Da­ten­bank such­ten. Leo­nie über­prüf­te ih­re Si­cher­heits­vor­keh­run­gen, die sie für ih­re Zen­tra­le ein­ge­rich­tet hat­te und ach­te­te, auf­grund Mi­chaels Ge­fühl am Mor­gen auf mög­li­che Ver­fol­ger. Sie nahm die Um­ge­bung in Au­gen­schein, als ihr plötz­lich der Atem stock­te. Schräg ge­gen­über park­te ein dunkles Fahr­zeug in ei­ner Sei­ten­stra­ße und der Fah­rer saß noch dar­in. Die blon­de jun­ge Frau blieb auf ih­rem Pos­ten und ließ das Ve­hi­kel nicht aus den Au­gen.

»Mi­cha­el hat­te recht!«, schrie sie auf­ge­regt, als sie zum Te­am zu­rück­rann­te, »Ge­gen­über parkt ein dunk­ler Pkw und da sitzt noch ei­ner drin!«

Liz rea­gier­te so­fort »Leo­nie, du be­hältst den Wa­gen im Au­ge, gib uns das Kenn­zei­chen wenn mög­lich. Mi­ke, du checkst, wer das ist, oder wo­her das Au­to kommt. Ka­rya­ni, du schnappst dir dein Richt­mi­kro­fon, wenn der im Wa­gen mit je­man­dem re­det, will ich wis­sen was. Mi­cha­el und ich neh­men die Kar­re in die Zan­ge, kau­fen uns den Fah­rer, des­sen Kom­pli­zen und dann ler­nen uns die­se Ko­lum­bia­ner rich­tig ken­nen!«

Leo­nie sprin­te­te, so schnell die kur­z­en Bei­ne das er­laub­ten, wie­der zu­rück auf ih­ren Pos­ten, kurz hin­ter ihr folg­te Ka­rya­ni, die wäh­rend des Ren­nens ihr Equip­ment ein­satz­be­reit mach­te und Mi­ke star­te­te sei­ne Pro­gram­me, die er brauch­te, um so schnell wie mög­lich al­les über die­ses Fahr­zeug zu er­fah­ren. Liz und Mi­cha­el grif­fen sich ih­re Dienst­waf­fen aus den Hols­tern, wäh­rend sie zum Aus­gang hech­te­ten. Dann kam auch schon das Kenn­zei­chen von Leo­nie, was Mi­ke in sei­ne Ta­sta­tur häm­mer­te, um den Hal­ter zu er­mit­teln. Gera­de als Liz und Mi­cha­el schon das Ge­bäu­de ih­rer Ein­satz­zen­tra­le auf zwei Sei­ten ver­las­sen woll­ten, um den Wa­gen, samt Fah­rer, in die Zan­ge zu neh­men kam die An­sa­ge von Mi­ke »Au­to ist zu­ge­las­sen auf einen Fe­li­pe Mo­rei­ra, Kom­missar im Re­vier von Car­ta­ge­na. Ist sein Pri­vat­fahr­zeug!«

Liz blieb zö­gernd ste­hen, als Mi­cha­el be­reits auf die en­ge Sei­ten­stra­ße her­aus­rann­te.

Sie gab kur­ze An­wei­sung an Mi­ke »Hol den Re­vier­lei­ter So­sa ans Te­le­fon, der darf gleich li­ve mit­er­le­ben, was wir mit Po­li­zei­kräf­ten ma­chen, die uns ein­fach be­schat­ten!«

Mi­cha­el in­ter­es­sier­te das nicht die Boh­ne, er kann­te sein Ziel und nach der Aus­sa­ge auch sei­nen Geg­ner. Er nä­her­te sich dem ab­ge­stell­ten Fahr­zeug von hin­ten und duck­te sich ge­konnt in die to­ten Win­kel der Spie­gel. Mo­rei­ra hat­te kei­ne Ah­nung, was ihn er­war­tet, bis sei­ne Tür auf­ge­ris­sen wur­de und zwei Ar­me sei­nen Ober­kör­per nach drau­ßen zerr­ten. Der halb vol­le Kaf­fee­be­cher auf sei­nem Ar­ma­tu­ren­brett er­goss sei­nen lau­war­men In­halt auf sei­ne Bei­ne, die wild zap­pelnd durch den Fuß­raum tanz­ten. Sein über­rasch­tes Ge­krei­sche wur­de von kaum je­man­dem wahr­ge­nom­men. Car­ta­ge­na war kein ru­hi­ges Pflas­ter, in die­ser ab­ge­le­ge­nen Ge­gend schon gar nicht. Täg­lich tob­ten hier Ban­den­krie­ge un­ter den är­me­ren Schich­ten der Be­völ­ke­rung, und die meis­ten küm­mer­ten sich nicht wirk­lich dar­um.

Korn fi­xier­te Mo­rei­ras Ar­me auf sei­nem Rücken, was enor­me Schmer­zen aus­lös­te. Um sie er­träg­li­cher zu ma­chen, muss­te er in ge­bück­ter Hal­tung dem Weg fol­gen, den Mi­cha­el ihn zwang zu ge­hen. Unsanft wur­de er in Rich­tung des Ge­bäu­des ge­schleift, das er ver­such­te un­ent­deckt zu über­wa­chen.

»Mo­rei­ra neh­me ich an!«, knurr­te Mi­cha­el und trieb ihn im­mer wei­ter vor­an, »Du Pfei­fe hast dir den falschen Ort und die falsche Zeit aus­ge­sucht, um uns auf die Rol­le zu neh­men. So­sa wird be­geis­tert sein das wir sei­nem Kin­der­mäd­chen das Röck­chen aus­zie­hen und den blan­ken, un­ge­wa­sche­nen Arsch auf der Herd­plat­te ga­ren bis das Re­vier ein Fes­tes­sen be­kommt!«

»Ich soll nur da­für sor­gen, das Cor­tez an kei­ne Da­ten kommt«, wim­mer­te Mo­rei­ra als ihn Korn zur Tür bug­sier­te, »Das ist mein Auf­trag!«

»Dein Auf­trag, du hals­lo­ser Eier­kopf, ist jetzt ge­stor­ben!«, ant­wor­te­te Mi­cha­el un­ge­rührt und schob ihn die Trep­pe nach oben in ihr aus­ge­wähl­tes Haupt­quar­tier. Liz hat­te be­reits wie­der al­le ver­sam­melt und war­te­te auf Mi­cha­el und Mi­ke, der ei­ne Ver­bin­dung mit So­sa her­zu­stel­len ver­such­te. Nach ei­ner hal­b­en Ewig­keit mel­de­te sich der Chef des Re­viers end­lich am Te­le­fon. Mi­ke leg­te das Ge­spräch so­fort für al­le hör­bar auf den Laut­spre­cher.

»Hier ist Croll von In­ter­pol«, be­gann Liz, »Ich glau­be, sie ha­ben uns et­was zu beich­ten, So­sa!«

»Hal­lo Miss Croll, ich wüss­te nicht, was ich ih­nen zu beich­ten hät­te!«, kam von ihm zu­rück.

»Nun, ich den­ke, da gibt es et­was. Ent­we­der ich hö­re es von ih­nen, oder ei­ner mei­ner Kol­le­gen un­ter­zieht Mis­ter Mo­rei­ra ei­nem schmerz­haf­ten Ver­hör, und er wird uns fröh­lich er­zäh­len, was hier ab­läuft!«, pro­vo­zier­te die Che­fin des Te­ams.

Man konn­te förm­lich durch das Te­le­fon hö­ren, wie der Chef des hie­si­gen Po­li­zei­re­viers er­bleich­te, als er klein­laut zu­ge­ben muss­te, das er Mo­rei­ra an­ge­wie­sen hat­te, am Te­am von In­ter­pol zu kle­ben, um zu ver­hin­dern, dass Cor­tez oder die Neue ver­su­chen Er­geb­nis­se von ih­nen zu er­beu­ten. Liz warf einen viel­sa­gen­den Blick zu Mo­rei­ra, der ge­ra­de von Mi­cha­el durch die Tür ge­wor­fen wur­de. Fe­li­pe Mo­rei­ra fiel über sei­ne ei­ge­nen Bei­ne und blieb mit schmerz­ver­zerr­tem Ge­sicht am Bo­den lie­gen. Das ge­sam­te Te­am stell­te sich um den Kom­missar her­um und sah auf ihn hin­un­ter.

»Mo­rei­ra, was tun sie hier, und vor al­lem warum?«, frag­te Liz den am Bo­den Lie­gen­den.

»Miss Croll, mein Chef Unai So­sa gab mir die An­wei­sung ihr Te­am im Au­ge zu be­hal­ten, und even­tu­el­le Ver­su­che von Miss Cor­tez oder ih­rer neu­en Kol­le­gin an ih­re Er­geb­nis­se zu ge­lan­gen, so­fort zu mel­den«, gab er oh­ne Aus­flüch­te zu.

»Und ih­re bes­te Idee war, uns zu fol­gen, in ei­ner Ne­ben­stra­ße zu war­ten bis je­mand kommt und dar­auf zu hof­fen, dass sie nie­mand be­merkt wäh­rend sie sich lau­war­men Kaf­fee über die Ho­se kip­pen?«, är­ger­te sich Liz, »Selbst wenn sie Mis­ter Korn heu­te Mor­gen nicht schon ge­fühlt hät­te, wä­ren sie hier von Miss Kel­ler in Se­kun­den ent­tarnt ge­we­sen. Da sie uns auf der Fahrt hier­her nicht auf­ge­fal­len sind, ob­wohl zehn Au­gen nach ih­nen Aus­schau ge­hal­ten ha­ben muss ich an­neh­men un­se­re Au­tos ge­ben ein Si­gnal ab was sie or­ten! Ja oder, Ja?«

Mo­rei­ra schlug die Au­gen nie­der, als er ant­wor­te­te »Sie ha­ben recht. Ich ha­be Sen­der an ih­ren Fahr­zeu­gen an­ge­bracht«

»Ka­ry, ein­mal fin­den und ent­fer­nen bit­te!«, gab sie An­wei­sung, be­vor sie wie­der zu Mo­rei­ra sprach, »Ich has­se es, wenn ein ein­fa­cher Kom­missar uns ver­folgt! Miss Kel­ler hat einen äu­ßerst la­bi­len Zei­ge­fin­ger und hät­te ih­nen auf die­se Ent­fer­nung ein hüb­sches Ohr­loch schie­ßen kön­nen, wäh­rend Mis­ter Korn sie mit Ge­nuss auf links zie­hen wür­de!«

Mo­rei­ra rief Ka­rya­ni, die sich auf den Weg ge­macht hat­te hin­ter­her »Stoß­stan­ge hin­ten!«, be­vor er sich bei Liz und den an­de­ren wort­reich ent­schul­dig­te.

»Sie hät­ten ein­fach nur heu­te Mor­gen di­rekt an­tre­ten müs­sen und uns sa­gen, was hier für ein Spiel­chen läuft. Mein Te­am, und ich bin sehr stolz auf je­den Ein­zel­nen von ih­nen, das ich lei­te, ist ei­nes der bes­ten, die es gibt. Glau­ben sie und auch sie, So­sa, dass man uns ein­fach ver­fol­gen kann, oh­ne dass wir das mit­be­kom­men? Be­vor wir hier in Car­ta­ge­na ge­lan­det sind, dach­ten wir, das die­ses Te­am die Po­li­zei­be­hör­den hier un­ter­stüt­zen könn­te. Seit ges­tern Mor­gen im Bü­ro die­ser Haupt­kom­missa­rin Cor­tez, die ne­ben­bei be­merkt, ei­ne der schlech­tes­ten Po­li­zis­tin­nen ist, die mir bis­her un­ter­ge­kom­men ist, wis­sen wir das wir die­sen Fall al­lei­ne auf­klä­ren müs­sen, weil sonst nie­mand hier da­zu im­stan­de wä­re. Ih­re Spu­ren­si­che­rung, falls man das über­haupt so nen­nen soll­te, hat einen gan­zen Tag da­mit ver­schwen­det et­was Licht ins Dun­kel zu brin­gen. Ge­fun­den ha­ben sie, wie in dem Be­richt steht, fast nichts, au­ßer ei­nem Fuß­ab­druck, der zu et­wa 3,5 Mil­li­ar­den Men­schen pas­sen könn­te, und ha­ben da­bei nur einen klei­nen Teil des Mu­se­ums un­ter­sucht. Al­les an­de­re ha­ben sie über­se­hen. Wir wa­ren zu dritt ei­ni­ge Stun­den im Mu­se­um und wis­sen schon jetzt mehr als ih­re gan­ze Trup­pe nach drei gan­zen Ta­gen. Das ist ein­fach nur er­bärm­lich So­sa! Aber an­statt ih­ren Sau­hau­fen in Ord­nung zu brin­gen und ih­ren ver­fluch­ten Job zu ma­chen, blo­ckie­ren sie auch noch mein Te­am mit ei­nem Wach­hund, der den Na­men nicht ein­mal ver­dient! Ich wer­de den Ein­druck nicht los das wir es hier nur mit völ­li­gen Ver­sa­gern, Flach­na­sen und Voll­pfei­fen zu tun ha­ben!«, wü­te­te Liz.

Mo­rei­ra wur­de auf dem Bo­den lie­gend im­mer klei­ner, als So­sa am Te­le­fon be­gann ei­ne Er­klä­rung zu lie­fern »Miss Croll, es tut mir leid. Die Schuld liegt ganz al­lei­ne bei mir. Mo­rei­ra soll­te ver­hin­dern, dass Miss Cor­tez oder ih­re Part­ne­rin an Er­geb­nis­se ge­lan­gen, die sie nicht selbst er­mit­telt ha­ben.«

Das ge­nüg­te, um auch Mi­cha­el Korn auf den Plan zu ru­fen »Da­zu kann man ei­gent­lich nicht mehr viel sa­gen. Sie So­sa, und ih­re gan­ze Trup­pe von Schaum­schlä­gern, die sie um sich ge­schart ha­ben, sind nicht nur kom­plett un­fä­hig, son­dern spren­gen jeg­li­che Ska­la von In­kom­pe­tenz. Ich wuss­te, das in Ko­lum­bi­en ei­gent­lich Kor­rup­ti­on das Haupt­pro­blem ist, aber sie sind der bes­te Be­weis, das es die nicht mal braucht, weil sie nicht mal in der La­ge sind einen Ta­ge­dieb zu über­füh­ren, der vor ih­ren Au­gen ei­nem Ba­by den Lut­scher klaut!«

Liz setz­te nach »Sper­ren sie ih­re Hünd­chen ein­fach weg! Ab hier über­neh­men die Pro­fis die­sen Fall und sie So­sa be­gin­nen mit ei­nem or­dent­li­chen Früh­jahr­sputz bei ih­ren un­brauch­ba­ren Po­li­zis­ten. Das wird ver­mut­lich über 90 % ih­res Per­so­nals be­tref­fen, al­len vor­an die­se Cor­tez und de­ren Hand­lan­ger.«

»Miss Croll, ich bit­te sie in­stän­dig! Mo­rei­ra ist ein gu­ter Kom­missar, der nichts falsch ge­macht hat, au­ßer mei­ner An­wei­sung zu fol­gen. Bei Cor­tez muss ich ih­nen lei­der recht ge­ben, und auch bei dem Te­am der Spu­ren­si­che­rung sind zwin­gend Ver­än­de­run­gen not­wen­dig, aber nicht mein ge­sam­tes Per­so­nal ist un­brauch­bar«, fleh­te der Chef der ört­li­chen Dienst­stel­le.

»Ich wer­de das mit mei­nem Te­am be­spre­chen und ih­nen dann sa­gen, was wir er­war­ten!«, gab Liz zu­rück, be­vor sie Mi­ke das Ge­spräch be­en­den ließ. Mo­rei­ra, der im­mer noch am Bo­den saß, blick­te ängst­lich in die Run­de der Agen­ten und wuss­te nicht, was ihn er­war­ten wür­de als Liz mit ih­ren Kol­le­gen be­gann zu dis­ku­tie­ren.

Das Ikarus Puzzle

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