Читать книгу Das Ikarus Puzzle - Matthias Boden - Страница 15
10. Kapitel Vereinigte Staaten, Los Angeles (CA)
ОглавлениеFür den Kunstdieb, der sich selbst nur als Firefly vorstellte, begann die letzte Phase der Vorbereitung für seinen nächsten Auftrag. Gegen zwei Uhr an diesem Morgen war er auf den Parkplatz der abgestellten Transporter geschlichen und öffnete mit dem nachgemachten Schlüssel das Fahrzeug mit der Nummer 2803. In seiner Tasche hatte er das Werkzeug mitgebracht, was er benötigte, um den Innenraum des Fahrzeugs nach seinen Wünschen zu modifizieren. Die Zähne der Diamantsäge hatten mit dem Stahl leichtes Spiel.
Der große Kasten hinter dem Fahrerhaus bestand aus zwei gegenüber angebrachten Plastiksitzen an der Außenwand und einem Podest direkt hinter den vorderen Reihen, abgetrennt durch eine massive Stahlwand. Unter den Sitzen befanden sich einzelne Stützen, die am Boden der Ladefläche befestigt waren. In der Mitte würde der Behälter des Saphirs "Big Blue" seinen Platz finden. Langsam und vorsichtig sägte er aus dem unteren Teil des Kastens eine quadratische zehn Zentimeter breite Fläche aus. Er musste langsamer arbeiten, als er sich das vorgestellt hatte, weil es doch ziemlich laut war, auf dem ansonsten verlassenen Parkplatz.
Als er die Kachel endlich aus dem Kasten heraushebeln konnte, lief ihm schon der Schweiß in Strömen über den Körper. Mehrmals wischte er sich die Flüssigkeit von der Stirn, die ihm in das Auge zu rinnen drohte mit den Ärmeln ab. Die vorher angefertigte Hartplastikhülle in Form eines Würfels passte fast haargenau in das ausgesägte Stück. Es fehlten nur einige Millimeter, um sie versenken zu können. Die Isolationsschicht hinter dem Kasten war ihm im Weg. Mit einem scharfen Messer schnitt er einige Fetzen heraus, um die fehlende Lücke für sein Versteck des Duplikats zu erlangen. Immer wieder versenkte er den Würfel in dem Loch, bis er tief genug war.
Mit vier kleinen Schrauben, die er mit seinem Werkzeug in die verbliebene Isolation drehte, fixierte er seine Konstruktion und verklebte die Ränder mit einem flüssigen Metallkleber. Nach dem Aushärten würde die Verbindung mit dem Metallrand fest genug sein den Schmuckstein einige Tage zu tragen. Er glättete die Kanten seines ausgesägten Dreiecks, mit einer kleinen Feile während er dem aufgetragenen Klebstoff Zeit gab richtig fest zu werden. Die Stunden bis zum Dienstbeginn des Transporters reichten dafür aus. Firefly musste nur noch dafür sorgen, das niemand die fehlende Kachel bemerken würde. Seine Lösung dafür war so einfach wie genial. Er hatte einen Schaumstoffwürfel zurechtgeschnitten, der exakt so tief war wie seine Plastikbox, um an den Rändern eine Auflagefläche von einem cm zu haben. Diesen drückte er hinein und legte die ausgesägte Kachel wieder vor die Aussparung. Die Ränder bestrich er mit einer silberfarbenen Dichtmasse um die Platte in Position zu halten und nach außen hin die auf gesägten Linien zu verbergen. Vorsichtig modellierte er die Dichtmasse an den Rändern, bis es so aussah, als sei nie etwas gewesen.
Den Metallstaub, den er durch das Aussägen verursacht hatte, entfernte er sorgfältig mit einem feinen Pinsel in einer Tüte. Anschließend begutachtete er sein Werk noch einmal im Schein seiner Taschenlampe. Er hatte sauber gearbeitet und niemand würde sein Versteck entdecken, wenn er nicht wüsste, dass es dort ist. Das benutzte Werkzeug und die Tüte mit den Spänen verstaute er in seinem Rucksack. Dann kontrollierte er ein letztes Mal, ob er nichts übersehen hatte, bevor er den Transporter wieder verschloss und sich vom Parkplatz entfernte.
Nach einer relativ kurzen Nacht in seinem Hotelzimmer und einem starken Kaffee auf dem Balkon in der warmen Sonne begab er sich zu seinem täglichen Training. Drei Stunden lang zog er seine Bahnen im Pool der Hotelanlage, bevor er sich für den Rest des Tages auf die faule Haut legte. Die letzte Vorbereitung für seinen Raubzug würde erst in drei Tagen stattfinden. Bis dahin hatte er Zeit, sich die Stadt anzusehen und zu entspannen. In vier Tagen würde er Los Angeles verlassen und den Lohn von seinem Auftraggeber abholen. Dann hatte er schon die Hälfte seines Jobs erledigt. Nach "Big Blue" warteten nur noch zwei weitere Gegenstände aus der Kunstwelt darauf, von Firefly befreit zu werden.