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Der Hund muss raus

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Am Nachmittag stellte Hans Faber fest: „Poldi muss raus, begleitest du mich Therese.“ Natürlich begleitete Sie ihn. Sie spazierten am Schlossberg entlang, gingen eine kurze Strecke auf dem Waldweg nach Jettenbach, damit der Hund toben konnte. Lore blieb bei Josef Schmidt. Was diesem etwas zusetzte, denn wieder witterte er Sünde und Laster. Die Geschwister Faber beobachteten Poldi beim Spielen und waren nachdenklich.

Irgendwann fragte Therese, „wie schätzt du die neue Situation mit Hitler als Reichskanzler ein“. Faber antwortete: „Therese, wenn es nicht zum offenen Kampf kommt, steht uns eine lange dunkle Nacht bevor. Die Nazis werden uns jagen. Hitler hat den Industriellen und den Junkern die völlige Zerschlagung der Arbeiterbewegung versprochen. Der deutschen Bourgeoisie hat man nahegelegt, ihre Krise der Kapitalverwertung radikal zu beheben. Nach der Niederschlagung der Arbeiterbewegung wollen die Faschisten ein groß angelegtes Aufrüstungsprogramm auf Pump finanzieren. Letztendlich muss das zum Krieg führen. Wenn wir jetzt nicht kämpfen, werden zig-tausende Arbeiterfunktionäre einfach verschwinden. Die Bande setzt auf Folter und Mord. Eine kampflose Niederlage wird alles nur verschlimmern. Es wird dann zur Resignation von vielen kommen und es wird Renegaten und Verräter geben. Dennoch müssen wir weitermachen, aber streng illegal. Die These vom ununterbrochenen revolutionären Aufschwung ist falsch. Wir sind in vielen Betrieben nicht mehr oder kaum mehr vorhanden. Wir müssen die Theorie vom Sozialfaschismus endgültig aufgeben. Den wirklichen Faschismus repräsentieren die Nazis. Wir brauchen sofort eine radikale Einheitsfrontpolitik. In Berlin hat Thälmann jetzt ein Angebot zur Einheitsfront unterbreitet, aber in der SPD unterstützt das nur Friedrich Stampfer, der Chefredakteur des „Vorwärts“. Der hat etwas Realitätssinn. In München hat sich auch die Reichstagsabgeordnete Toni Pfülf von der SPD für Kampfaktionen ausgesprochen. Sie wohnt in der Türkenstrasse, ist also fast eine Nachbarin, aber sie ist, wie du weißt in den Funktionärskreisen der ehemals königlich bayerischen Sozialdemokratie ziemlich isoliert. Erhard Auer sitzt in den Kneipen rund um das Altheimer Eck in München und warnt in der „Neuen Post“ vor übereilten Aktionen. Wenn wir jetzt nicht alles auf eine Karte setzen und versuchen loszuschlagen, fahren wir eine historische und grausame Niederlage ein.“

Gespannt folgte Therese den Ausführungen ihres Bruders. Sie bedauerte in dem Nest Kraiburg festzuhängen, denn hier ist man sehr desinformiert. Es dominieren Königstreue, Großbauern und die Nazis. Nur vereinzelt gibt es Kommunisten oder wirkliche Linke. Einige Kommunisten in der Marktgemeinde arbeiten als Tagelöhner bei Großbauern, andere sind ausgebeutete arme Heimarbeiter, die ihre kommunistischen Neigungen können sie nur in der Wahlkabine ausleben können. Einige Brauereiarbeiter, der Stolz Brauerei am Ort, sind ebenfalls Kommunisten, aber nur im Geheimen. Der Marktflecken ist zu klein. Therese zweifelte auch, ob die wenigen Kommunisten am Ort ideologisch versiert sind. Viele sind einfach nur radikal gegenüber dem System. Ihr Bruder war sehr aufgeregt. „Wir werden dein Gästezimmer ab jetzt dringend benötigen“, meinte er. Therese nickte. Dann fragte Sie etwas intensiver nach Lore. Hans erklärte ihr, dass Lore ihn liebe und Bescheid wüsste. Das erschreckte Therese sehr. Sie machte sich Sorgen um ihren Bruder. Lore kam ihr etwas oberflächlich und geschwätzig vor. Hans erriet ihre Gedanken. Es gelang ihm aber, seine Schwester zu beruhigen. „Lore liebt mich nicht nur, sie ist auch eine ausgezeichnete Schauspielerin. Aus einem guten Instinkt heraus mag sie keine Nazis. Die Kerle sind ihr zu ungehobelt, zu brutal. Sie kann die Schnauze halten, sie sympathisiert mit uns, allerdings ist sie ohne politische Ausbildung.“ Therese war sich sicher, dass Hans „auf seine Art“ für die Ausbildung schon sorgen würde.

Josef Schmidt und Lore begrüßten die beiden Heimkehrer freundlich. Lore hatte sich mit Josef Schmidt ziemlich gelangweilt, was er aber nicht gemerkt hatte. Gewonnen hatte Lore als sie sagte, dass sie Hans absolut treu sei. Nun war Schmidt zufrieden. Zuerst hatte er Lore für eine typische Maria Magdalena gehalten, aber selbst ihr hatte Jesus ja verziehen. Er glaubte Lore fast alles und fand die Geschichten aus der Großstadt nun amüsant. Gegen Abend spazierten alle zum Unterbräu. Der Herr Rechtsanwalt hatte sie alle eingeladen. Demonstrativ hatte sich Hans, sein NSDAP-Parteiabzeichen ans Jackett geheftet. So wollte er die Stimmung dort testen.

Verrat in München und Burghausen

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