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Im Englischen Garten Baum 3 und Baum 6

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Nachdem Faber das Erinnerungsprotokoll geschrieben hatte, machte er sich gegen 16 Uhr mit seinem kleinen Terrier Poldi auf den Weg zum sogenannten „Baum 3“ in der Nähe des „Chinesischen Turmes im Englischen Garten. Baum 3 war der Treff mit Leuten von „Neu Beginnen““. Ein kleiner Hund eignet sich bestens als Tarnung und Kommunikationsmittel. Wenn Faber mit bestimmten Leuten spricht könnte, man sich ja auch über den neuesten Sprint oder den letzten Streich des Hundes unterhalten. Pünktlich gegen 16:30 Uhr trat bei Baum 3 ein junger Mann auf Hans Faber zu und fragte nach der Hunderasse.

Es war Hermann Frieb, der Leiter der „Sozialistischen Studenten“. Frieb war sehr unauffällig und von daher besonders geeignet für illegale Treffs. Faber war sich nicht sicher, ob Frieb bereits Mitglied bei „Neu Beginnen“ war. Aber die Organisation hatte ihn geschickt. Während des Gesprächs steckte Faber dem jungen Sozialisten seinen Bericht zu. Eindringlich sprach Faber davon, dass die Nazis bald die Macht ergreifen könnten und fragte nach den Vorbereitungen innerhalb der Sozialdemokratie für diesen Fall. Frieb meinte: „Der Reichsbanner und die Eiserne Front kämpfen, die Arbeiter auch. Das Problem ist nur, dass die Kommunisten fast nicht mehr in den Betrieben vertreten sind. Unsere sozialdemokratischen Arbeiter brauchen aber einen Anstoß oder eine Anweisung von oben, vielleicht auch eine Initiative von außen. Die kann nur von der KPD kommen. Momentan gibt es keine konkrete militärische Vorbereitung und auch keinen Plan für einen Generalstreik. Erhard Auer, unser wuchtiger Münchner SPD Bonze ist optimistisch und streng legal.“ Nach diesen Worten entfernte sich der junge Mann unauffällig.

Faber ging weiter zu Baum 6 am Eisbach, dem Treffpunkt mit Hans Hartwimmer vom Abwehrapparat der KPD. Hartwimmer war ursprünglich ganz rechts und Mitglied im Bund Oberland. Über den „Aufbruch-Kreis“ stieß er zur KPD. Seine Herkunft und sein militärisches Gehabe machten ihn ungeeignet für die eigentliche Parteiarbeit, dafür aber umso geeigneter für die Vorbereitung der Abwehr oder eines Aufstands. Hartwimmer wartete schon frierend mit einem Dackel. Faber und Hartwimmer tauschten die üblichen Formalitäten aus, dann, ging es um die Sache.

Hartwimmer war sich nicht sicher, ob Schleicher tatsächlich stürzen würde. Auf Fabers Fragen nach Waffenlagern berichtete Hartwimmer von Lagern nicht nur in München, sondern auch in Penzberg und in der Nähe von Rosenheim. Er sprach auch von Befehlshabern und war ziemlich optimistisch. Am Schluss sagte Hartwimmer noch, „zuerst muss der Sozialfaschismus der SPD überwunden werden, bevor wir wirklich gegen die Nazis kämpfen können“. Für Faber war diese ultralinke Phrase niederschmetternd. Geknickt ging er mit Poldi zurück in seine Wohnung in der Schraudolphstrasse. „Warum können, die nicht mal eine Schrift von Trotzki zur Lage in Deutschland lesen“, dachte er sich.

Verrat in München und Burghausen

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