Читать книгу Verrat in München und Burghausen - Max Brym - Страница 21
Der Bericht
ОглавлениеAm Mittag des 9. März erschienen Röhm, Wagner und Heinrich Himmler (seit 1929 Reichsführer der SS) bei Ministerpräsident Held im Montgelas-Palais am Münchner Promenadenplatz und verlangten die Einsetzung des Reichstagsabgeordneten Franz Xaver Ritter von Epp als Generalstaatskommissar. Epp war bis 1927 BVP-Mitglied gewesen und seit 1928 in der NSDAP. Angeblich konnte nur Epp die von der SA selbst geschaffene unruhige Situation meistern. Der „Held“ und das sofort einberufene Kabinett konnten sich dazu nicht entschließen, boten aber die Bildung einer BVP-NSDAP-Regierung an. Mehrfache Versuche, in Berlin Hilfe zu finden oder die Reichswehr in München zum Eingreifen zu veranlassen, scheiterten. Am Nachmittag erschien die NS-Delegation erneut. Diesmal mit dem ehemaligen Freikorpsführer Epp im Gepäck. Erneut weigerte sich Held zurückzutreten. Das bedeutete den Abbruch der Verhandlungen. Gleichzeitig und noch vor dem Bescheid an die NS-Delegation, hatte Reichsinnenminister Wilhelm Frick, vormals Leiter der politischen Polizei in München, von Berlin aus (angeblich ohne Wissen von Reichskanzler und Reichspräsident) auf Grund der Notverordnung vom 28. Februar die Einsetzung Epps als Reichskommissar verfügt. Obwohl dies im Braunen Haus in der Briennerstraße bereits seit nachmittag bekannt war, erfolgte die offizielle Mitteilung an die Regierung telegraphisch erst um 20.45 Uhr. Auch die SA wusste früh Bescheid. Held protestierte dagegen, die bayerischen Nazis aber feierten die Ernennung Epps noch an diesem Abend als entscheidenden Sieg. Am Abend wurde durch den ehemaligen Pferdeknecht und bayerischen Miniatur-Göring, Christian Weber, am Rathaus die Hakenkreuzfahne gehisst. Der Nazi Karl Fiehler war aber noch nicht Bürgermeister, wie es Hermann Esser dringlich forderte. Karl Scharnagel von der BVP weigerte sich zurückzutreten.
Obwohl die Befugnisse des Reichskommissars zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung offiziell beschnitten waren und die Nazis die bayerische Regierung nicht absetzten, hatte die amtliche Regierung faktisch jegliche Macht verloren. Reichskommissar Epp, die SA und Himmler als Polizeichef stellten nun die tatsächliche Regierung. Epp setzte Kommissare ein. Die BVP-Minister waren entmachtet. Held wollte weiter verhandeln. Besonders eifrigen Kontakt zu den Nazis suchte der BVP-Vorsitzende Fritz Schäffer, der auch ohne Bedingungen eine Koalitionsregierung wollte und die Teilnahme Hitlers an Gesprächen über eine Koalitionsregierung in Bayern forderte.
Ministerpräsident Held hatte genauso wie sein Parteivorsitzender noch nicht kapiert, dass sie nicht mehr gebraucht wurden. Höchstens noch einige Tage als Farce für die Nazis. Faktisch aber wurde der Reichskommissar als Garant der NS-Macht in Bayern verstanden; er ernannte sofort Kommissare für die verschiedenen Ministerien und vor allem für die Münchner Polizei: Himmler und Heydrich nahmen alle Exekutivbefugnisse wahr.
Der Bericht belastete Faber so, dass Lore ihn zu Ende schreiben musste. Faber war müde, er konnte ohne Medikamente und ohne Lores Massage nicht einschlafen. Überlastete Nerven fordern ihr Recht.