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Feierlichkeiten

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Im „Braunen Haus“ wurde bereits gefeiert. Als bekannter „Parteigenosse“ wurde Faber sofort hereingelassen. Im Fourier sprach Gauleiter Wagner. Faber hörte diesem Bierhallenredner mit seiner versoffenen Visage kaum zu. Er hörte nur „endlich“, „historischer Tag“ oder der „Führer ist an der Spitze Deutschlands“. Faber fiel auf, dass wenig Parteiprominenz anwesend war. Klar Rosenberg schrieb am Leitartikel für den „Völkischen Beobachter“, die anderen hohen Herren waren offensichtlich in Berlin. Lokale Parteigrößen wie Hermann Esser oder gar der ehemalige Pferdeknecht Christian Weber jubelten dem Gauleiter zu. Faber hörte, dass die SA versuchte, raus auf die Straße zu gehen. Aber der Aufmarsch fiel dem klirrenden Frost und dem Glatteis in München zum Opfer. Die Straßen waren eine einzige Eisfläche. In Schwabing versuchten es einige SA-Leute. Sie fielen allerdings sofort auf die Schnauze. Eigentlich war geplant von Schwabing aus, wo die NSDAP die meisten Mitglieder hatte, in die Innenstadt zu ziehen. Mit Genugtuung nahm Faber zur Kenntnis, dass es ausgerechnet in der „Hauptstadt der Bewegung“ überhaupt keinen Siegesmarsch gab und schon gar keinen Marsch durch die roten Arbeiterviertel Giesing, Haidhausen und das Schlachthofviertel. Irgendwie hatten die Nazis doch noch Angst vor rotem Widerstand.

Doch letztlich entscheidend für den unterbliebenen Propagandarummel war aber das Glatteis. Der Verleger Bruckmann samt Gattin Elsa waren ebenfalls zur Siegesfeier ins Braune Haus vom nahen Karolinenplatz herübergeeilt. Frau Bruckmann sprach Faber an. Diese elegante, schon etwas ältere Verehrerin und Förderin Hitlers zerfloss scheinbar vor Glück. „Na Herr Rechtsanwalt was denken Sie, wie sich der Führer jetzt wohl fühlt“. Faber antworte lakonisch, „vermutlich sehr gut“. Im nächsten Moment stand der „Reichsstudentenführer“ Baldur von Schirach an Fabers Seite. „Seien Sie dem Herrn Rechtsanwalt nicht böse, Frau Bruckmann, Juristen drücken sich oft nur kurz und exakt aus“. Faber merkte, dass er mehr Begeisterung zeigen müsse, er wandte sich der Dame zu und meinte: „Der Führer, wir alle sind am Ziel, ihre Tränen sind Tränen des Glücks.“ Zufrieden zog das Paar weiter.

Von Schirach lud Faber dann noch ein, zur Siegesfeier ins „Hotel Vier Jahreszeiten“ mitzukommen. Faber nahm an. Im Hotel fanden sich immer mehr vornehmere Nazis in den ehemaligen Räumen der Thule Gesellschaft ein. Hermann Esser, der Fraktionsvorsitzende der NSDAP im Münchner Stadtrat, Karl Fiehler, das Ehepaar Bruckmann, das Ehepaar Bechstein, Frau Hanfstaengl, (ihr Mann „Putzi“ war ebenfalls in Berlin), Reinhard Heydrich, Himmlers rechte Hand, sowie andere lokale Prominenz. Darunter auch Gottfried Feder. Dieser Ideologe schrieb einst die Parteibibel von der „Brechung der Zinsknechtschaft“. Immer wieder wurde mit teurem Rotwein auf Reichskanzler Hitler, Innenminister Frick und auf den Minister ohne Geschäftsbereich Hermann Göring, angestoßen. Für Faber war hier nichts Neues zu erfahren.

Nur Heydrich „beruhigte“ ihn mit einigen Worten. Faber äußerte sich besorgt darüber, dass die NSDAP nur drei Ministerien erhalten habe. Heydrich meinte: „Wir sind auf alles vorbereitet, es wird Neuwahlen geben, die Kommune und die Sozis werden ihr blaues Wunder erleben.“ Heydrich verabschiedete sich schnell; er hatte noch ein Treffen mit dem eingebildeten Germanen Himmler, der immer ein kleiner spießiger Lehrer wirkte.

Verrat in München und Burghausen

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