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27. Februar 1933

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Am 27. Februar kam Hans Faber in Berlin an. Direkt am Alexanderplatz quartierte er sich in einem Hotel ein. Der Kontakt am S-Bahnhof Alexanderplatz klappte gegen 18 Uhr. Faber wurde er von einem gutaussehenden Mädchen angesprochen. Faber hatte den „Völkischen Beobachter“ aufgeschlagen. Das Kennwort war Viktor mit C. Mit der hübschen Brünetten Erna ging Faber in das bekannte Lokal Aschinger. In der Ecke leicht abgeschirmt erkannte er Hans Kippenberger, dem Chef des Abwehrapparates und Leo Roth alias Viktor. Die Begrüßung war herzlich. Faber und Kippenberger verband eine langjährige Freundschaft. Faber war zusammen mit Kippenberger 1923 am Hamburger Aufstand beteiligt. Dieser improvisierte Aufstand begründete den Ruhm von Ernst Thälmann. Der Genosse Reichstagsabgeordnete zog wie so oft süffisant an seiner Zigarette, aber Faber erkannte, dass dieses Mal ziemlich nervös und fahrig war. „Na was gibt es so Wichtiges aus München von der braunen Bande“, fragte Kippenberger. Hans Faber erzählte von Lores Informationen und forderte die sofortige Illegalisierung aller bekannten Funktionäre, denn er rechnete stündlich mit einer Provokation. Alle bekannten Nazifunktionäre waren in Berlin, dazu die komplette SA-Führung. Kippenberger machte sich genau wie Leo Roth Aufzeichnungen. Er bat Faber, noch zu bleiben, weil Herbert Wehner, der technische Sekretär des ZK, auch bald kommen würde. Kippenberger verabschiedete sich ziemlich schnell. Offensichtlich wollte er Wehner nicht treffen. Dann kam zuerst der Fraktionsvorsitzende der KPD, Ernst Torgler, ins Lokal. Er setzte sich neben Faber, da er den „Stürmer“ dieses widerliche Hetzblatt auf dem Tisch von Faber sah. Auch über Fabers Schnauzer und die dunkelbraunen Haare war er informiert. „Sie sind also der Wundermann von Kippenberger aus München,“ begann er das Gespräch. Faber ignorierte die Ironie und begann zu erzählen. Dann kamen Wehner und Wilhelm Keonen ins Lokal an der Friedrichstraße. Torgler versuchte die Gefahr zu relativieren, weil angeblich der Chef der preußischen politischen Polizei, Rudolf Diels, mit der KPD sympathisiere. Wehner warnte ihn, auch Faber wunderte sich über die Naivität von Torgler. Nach einiger Zeit verschwanden Torgler und Koenen.

Als Wehner und Faber das Lokal verließen, schrie ihnen auch schon ein Zeitungsjunge entgegen: „Extrablatt, Extrablatt – Der Reichstag von Kommunisten in Brand gesetzt“. Das war sie also die vorbereitete Provokation der Nazis. Wehner und Faber rannten zum Alexanderplatz in der Hoffnung, dort noch einige Funktionäre zu treffen und zu warnen. Sie trafen aber nur Arthur Voigt, den Organisationssekretär von Berlin. Der KPD-Funktionär wirkte sehr erschrocken. Ihm war angeraten worden, nicht zuhause zu übernachten. Nach einiger Zeit verabschiedete sich Faber von Wehner. Mit seinem NS-Parteiabzeichen würde er die Ereignisse am Reichstag ohne weiteres beobachten können. Das Gebäude brannte lichterloh. Aber die Feuerwehr hatte den Brand unter Kontrolle. Der Brand zerstörte den Reichstag, griff aber nicht auf den Palast des Reichstagspräsidenten Göring über. Sofort fiel Faber der römische Kaiser Nero ein, der Rom in Brand legen und anschließend die Christen dafür kreuzigen ließ. Die Methoden der Provokation haben sich im Lauf der Jahrhunderte nicht elementar geändert. Eine füllige Nazidame versuchte Faber klarzumachen, was dies zu bedeuten habe. Sie zitierte den Führer, der meinte, „das ist ein von Gott gegebenes Zeichen“.

Faber stimmte widerwillig zu. In der Nacht wurden viele Kommunisten aus ihren Betten geholt.

Am nächsten Tag las Faber in der Zeitung, dass Ernst Torgler freiwillig bei Diels erschienen war, um die Unschuld der Kommunisten zu beteuern. Er wurde sofort verhaftet. Die SA war außer Rand und Band. Nach vorbereiteten Listen wurden Kommunisten verhaftet, geschlagen und gefoltert. Es war also kein Zufall, dass die komplette SA- Führung in Berlin weilte. Am 28 Februar wurde die SA von Göring zur „Hilfspolizei“ ernannt. Es war auch sehr verdächtig, dass alle wichtigen Naziführer Hitler, Göring und Goebbels, in Berlin waren und unmittelbar nach dem Brandausbruch am Reichstag erschienen. Eigentlich war ja Wahlkampf im Reich. Am 28. Februar erschien gegen Mittag die Kurierin Erna im Hotel und brachte Faber eine wichtige Mitteilung von Kippenberger. Gegen 16 Uhr sollte sich Faber mit Kippenberger und Viktor in einer Bierkneipe in der Neuköllner Kirchgasse treffen. Dort überfiel ihn Kippenberger mit vielen Neuigkeiten.

Der Reichstagsabgeordnete Wilhelm Kasper war zuhause verhaftet worden. Viele andere auch. Nur das Politbüro, das gestern tagte und von der Provokation überrascht wurde, war untergetaucht. Viktor meinte, dass „wir wieder einmal schuld sind, wird vor allen Dingen der Intrigant Wehner verbreiten“. Kippenberger nickte und fügte hinzu: „Wir haben sie alle gewarnt, speziell nach deinem Telegramm, Faber, aber die Herren aus dem Politbüro hören nicht auf uns“. Dann teilte Viktor mit, dass faktisch im gesamten Reich, die Jagd auf kommunistische Funktionäre und Arbeiter läuft. Fast alle SA- Sturmlokale in Berlin waren zu Folterkammern umfunktioniert. Bereits in der Nacht waren viele Kommunisten getötet worden. Aus Bayern telegrafierte der Abwehrmann Ludwig Ficker, dass es dort noch relativ ruhig sei.

Hitler regierte bereits mit einem Ausnahmegesetz unterschrieben vom senilen Reichspräsidenten Hindenburg. Irgendwie hatte Faber das Gefühl, mit bereits besiegten Leuten zusammenzusitzen. Faber fragte noch nach der Sicherheit Thälmanns. Kippenberger entgegnete, dass er nicht in die von der Abwehr vorbereiteten illegalen Quartiere zöge, sondern sich mit seiner auffälligen Gestalt in einer „roten Gartenkolonie“ aufhalte. Faber schüttelte den Kopf. Er befürchtete für Thälmann das schlimmste. Sogar im Landkreis Altötting in Grenznähe zu Österreich, in Bayern hatte Faber persönlich ein illegales Quartier für Thälmann auf einem Einödhof bei Reischach vorbereitet. Faber wurde auch darüber informiert, dass die SPD in Gestalt von Künstler ein Einheitsfrontangebot der KPD abgelehnt hatte. Künstler hatte gegenüber dem KPD-Kurier erklärt: „Das geht jetzt überhaupt nicht, wir werden doch unsere Legalität nicht gefährden.“

Faber forderte keine bewaffnete Aktion mehr. Seit dem gestrigen Tag war für ihn die Chance vertan. Er forderte nur noch, die Kader entsprechend zu schützen und vorläufig von sogenannten Massenaktionen abzusehen. Kippenberger umarmte Faber am Ende des Gesprächs und sagte zum Abschied: ‘Wir brauchen deine Infos aus der Naziführung unbedingt. Bleib unabhängig von der Parteiarbeit und verkehr nur noch mit Leuten, die sich mit Viktor mit C legitimieren, sowie mit dem Genossen Ficker in München.“

Verrat in München und Burghausen

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