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Armer deutscher Tourist Bitte nicht füttern Danke!
ОглавлениеSichtlich verwirrt schrieb er mir die Übersetzung in großen griechischen Lettern auf ein Blatt Papier. Ich bedankte mich und kehrte zurück zu dem leerstehenden Geschäft. Um zur Ladentür zu gelangen, musste man durch einen sehr kleinen, etwas erhöhten Innenhof. Anscheinend wurde das Geschäft gerade umgebaut, ich musste diesen Eingangsbereich erst vom Bauschutt befreien und sauber machen. Dann befestigte ich zwischen Gehsteig und Ladenvorraum eine Schnur von der einen Mauer bis zur anderen, sodass ich ein klein wenig abgeschottet war. Genau in der Mitte breitete ich Isomatte und Schlafsack aus. Die Gitarre stellte ich in die eine Ecke, meinen Rucksack in die andere und meine Schuhe gleich davor. Dann positionierte ich das Blatt Papier mit einem Stück Karton so vor mir, dass man es von der Straße aus gut lesen konnte, und schlüpfte in meinen immer noch feuchten Schlafsack.
Ich hatte Herzklopfen. Sich beobachtet zu wissen, fühlte sich schon ungewohnt an, doch ich war so müde, dass ich mich sehr bald im Reich der Träume befand.
Als ich aufwachte, versüßte mir eine Überraschung den erneut verregneten Morgen: Neben mir lagen zwei Euro vierzig, eine Orange und eine Dose Bier.
Alles andere, Gitarre, Rucksack und Schuhe, befand sich noch an seinem Platz. Es wäre ein Leichtes gewesen, mich auszurauben – vielleicht hatte ich mehr Glück als Verstand gehabt.
Leider schmerzte mein Hals, und ich spürte mehr noch als gestern, dass ich krank wurde. Wieder überlegte ich, für eine Nacht in ein Hotel zu gehen – es wäre auch ohne Krankheit bitter nötig gewesen. Vieles war immer noch feucht oder schmutzig, allem voran ich selbst; das letzte Mal geduscht hatte ich vor vier Tagen auf der Fähre. Und leisten konnte ich es mir eigentlich schon. Außer meiner eisernen Reserve hatte ich knappe zwanzig Euro bei mir.
Wenn es möglich sei, ein Zimmer zu diesem Preis zu bekommen, überlegte ich, genehmige ich mir eine Nacht. Ich machte mich auf die Suche. Wenn ich schon für eine Übernachtung bezahlen sollte, wollte ich zumindest rechtzeitig einchecken, um die Zeit auszunutzen.
In der Nähe des Hafens wurde ich fündig. Vierzehn Euro die Nacht. Das Zimmer – klein, potthässlich und nicht besonders sauber – war mir vollkommen recht. Waschtag. Ausruhen. Schlafen. Inneren Akku aufladen. Auch wenn das versprochene warme Wasser allerhöchstens lauwarm war, genoss ich die Dusche.
Die Übernachtung hatte sich gelohnt. Alles war wieder sauber und trocken, und meine Erkältung ging so schnell vorbei, wie sie gekommen war. Ich machte in den Folgetagen viel Straßenmusik, schlief stets irgendwo draußen und lernte immer mehr Menschen kennen. In der Fußgängerzone, wo ich Tag für Tag spielte, hatten noch andere ihren Arbeitsplatz. Ein halbes Dutzend Afrikaner verkaufte dort regelmäßig schwarzgebrannte CDs. Ständig bettelten sie, ich solle doch Bob Marley spielen. Hatten sie mich mal wieder überredet, tanzten sie alle auf der Straße und sangen mit.
Nach fünf Tagen in Patras zog ich weiter. Inzwischen hatte ich mir in einem Musikgeschäft eine neue Mundharmonika und ein Kazoo gekauft, um etwas mehr musikalische Abwechslung zu haben. Weil das Wetter partout nicht besser werden wollte, gab ich das Wandern auf und nahm den Zug nach Athen.