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Palmyra und Aleppo
ОглавлениеLangsam gingen mir also die Gründe aus, den Aufenthalt in Syrien weiter auszudehnen. Ich fühlte mich zwar sehr wohl hier, aber die Welt war noch groß und meine Neugier ebenfalls. Und so begann ich, mir über meine weitere Reise Gedanken zu machen.
Ich fasste nun ins Auge, den Iran anzusteuern und dann nach Indien zu reisen. Den Iran wollte ich besuchen, weil das Land in den Augen der Syrer so zurückgeblieben, extrem religiös und weltfremd war, dass mein Interesse so richtig geweckt wurde. Indien, weil ich einen jungen französischen Reisenden getroffen hatte, der das letzte halbe Jahr dort verbracht hatte und mir stundenlang begeistert von diesem einzigartigen Land erzählte.
Israel wollte ich aber nicht komplett streichen. Jetzt, da ich schon so nahe war, plante ich zumindest einen Kurzbesuch, bevor ich meinen Weg Richtung Osten fortsetzte.
Der Weg nach Israel führte mich über Jordanien. Bevor ich Syrien verließ, gab es allerdings noch eine Reihe Pflichtveranstaltungen in Form von Sehenswürdigkeiten, von denen ich in den letzten Wochen so viel gehört hatte und die ich keinesfalls auslassen wollte.
Da waren zum Beispiel die Ruinen von Palmyra, die Altstadt und die Zitadelle von Aleppo sowie die gewaltigen Wasserräder von Hama. Außerdem hatte ich nun schon zum wiederholten Male von dem Wüstenkloster Mar Musa gehört, einem christlichen, wildromantischen Kloster in den Bergen.
Palmyra lag auf halber Strecke zwischen Damaskus und dem Euphrat in der Mitte des Landes. Die Stadt hatte ihre Blütezeit um das Jahr 270 nach Christus erlebt, unter ihrer sagenumwobenen Königin Zenobia. Die Säulen und Tempelruinen erinnerten mich sehr an die Akropolis in Athen, wenngleich sie ein gutes Stück jünger waren. Den größeren Unterschied machten die fehlenden Touristen. Außerdem gab es im Gegensatz zu Athen keine Absperrungen um die alten Monumente; man konnte alles anfassen und die noch stehenden Gebäude auf eigene Faust erforschen, während ein großer Teil der alten Stadt unentdeckt unter dem Wüstensand schlummerte.
Gemeinsam mit Karoline aus Leipzig, einer Arabischstudentin, die ich in Bab Tuma kennengelernt hatte, fuhr ich nach Aleppo und Homs. Sie half mir, meine Arabischkenntnisse, mit denen ich mittlerweile fast Smalltalk führen konnte, weiter zu verbessern.
Aleppos Altstadt beeindruckte mich noch mehr als die von Damaskus. Sie blickt ebenfalls auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück. Mehrere Male blieben Karoline und ich während unserer Erkundungstour wie gebannt stehen, um die atemberaubende, schlichte Schönheit mancher Gassen und Winkel auf uns wirken zu lassen.
Auf dem Rückweg nach Damaskus blieben wir noch eine Nacht in Hama. Dort besichtigten wir die mit einem Durchmesser von bis zu zwanzig Metern wahrhaft gigantischen Wasserräder, welche dort seit über 2000 Jahren Wasser aus dem Fluss Orontes in die Höhe schöpfen, um das kostbare Nass über ein Aquädukt in trockenere Gebiete zu leiten. Zumindest war das früher so. Heutzutage drehten sie sich wohl vor allem zur Freude der zahlreichen Touristen. Aus der Ferne sahen die Wasserräder aus wie das Getriebe eines gewaltigen, überdimensionalen Uhrwerks. Bei dem ohrenbetäubenden Quietschen und Knarren der Balken konnte man erahnen, welch ungeheure Reibung beim Drehen der Räder unter dem enormen Gewicht überwunden werden musste.