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Saber Juari

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Monikas Abreise schien eine Pechsträhne auszulösen: Erst wurde mir meine Kamera gestohlen, und am zweiten Tag nach dem Diebstahl brach mir ein Backenzahn heraus. Und nur einen Tag später verlor ich in einem Taxi mein geliebtes Tagebuch.

Kamera, Zahn, Tagebuch – drei schmerzhafte Verluste folgten in so kurzer Zeit aufeinander, und doch hatten sie einen Vorteil: Ich war für einige Wochen an Damaskus gebunden. Um auf Rückmeldung der Polizei zu warten, um mich bei einem Zahnarzt behandeln zu lassen und um meine Aufzeichnungen, solange meine Erinnerungen noch frisch waren, zu rekonstruieren – und diese Zeit in Syrien wurde zu einer der schönsten meiner ganzen Reise. Aber der Reihe nach.

Den letzten Tag, an dem sich noch alle meine Zähne an ihrem Platz befanden, spielte ich mal wieder Gitarre vor Tonys Laden. Wasim und Tarek begleiteten mich wie schon die letzten Male, und es hatte sich bereits eine ordentliche Zuschauermenge angesammelt. Da fielen mir zwei junge Männer auf, die etwas Außergewöhnliches zu sein schienen. Besonders der Größere von ihnen lenkte sichtbar die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich.

»Das ist Saber Juari«, flüsterte mir Wasim von hinten ins Ohr, während ich noch die letzte Strophe von American Pie spielte. Der »Superstar«.

Ich war erstaunt, dass dieser »Superstar« stehen blieb und aufmerksam zuhörte. Kaum hatte das Lied geendet, kam er auf mich zu und sprach mich an, leider auf Französisch.

Die Gehirnwindungen meines Sprachzentrums waren hauptsächlich auf Englisch eingestellt, das Deutsche lag etwas angestaubt in einer Ecke, im Kurzspeicher tummelten sich noch ein paar italienische, griechische und türkische Wörter, und seit neuestem lungerten dort bereits die ersten arabischen Wörter herum. Den französischen Schulwortschatz, der sich dort irgendwo noch befinden musste, suchte ich in diesem Sprachwirrwarr vergebens.

So brabbelte ich nur hilflos vor mich hin.

»Ja, äh … guten Tag … ähm, nein, Entschuldigung … äh … sprechen Sie Englisch?« Ich war von meinem miserablen Französisch selbst überrascht. Weil er kein Englisch konnte, musste Wasim dolmetschen. Er fragte mich erst das Übliche: woher ich käme und warum ich hier spielte. Dann wollte er wissen, ob ich das Lied Aïsha von dem algerischen Rai-Sänger Khaled spielen könne. Die Melodie hatte ich grob im Kopf, und die Begleitung ist zum Glück recht einfach, aber singen konnte ich das Lied kein bisschen. Dafür bot sich jedoch nun der Superstar bereitwillig an, und nachdem wir uns auf eine Tonart geeinigt hatten, ging es los.

Die Zuhörer waren begeistert. Alle klatschten mit. Er hatte tatsächlich eine wunderschöne Stimme, sehr kraftvoll und ausdrucksstark, zugleich konnte er noch gut mit ihr umgehen, er sang exakt und sauber. Obwohl ich den Text nicht kannte, markierte ich beim Refrain die zweite Stimme. Er blickte sich kurz zu mir um und nickte mir zu. Ich bekam eine Gänsehaut, als ich seiner Stimme in harmonischen Terzen folgte und versuchte, meinen Klang dem seinen anzupassen, damit sich unsere Stimmen besser mischten. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in meiner Bauchgegend aus, und erst jetzt merkte ich, was mir in all den Wochen meiner Reise so sehr abgegangen war: der mehrstimmige Gesang.

Leider war das Stück viel zu schnell vorbei, was auch daran lag, dass ich die Bridge nicht spielen konnte. Der Superstar bedankte sich für die Musik und ging mit seinem Begleiter, der während des Liedes unbeteiligt daneben gestanden hatte, seines Weges.

Später holte Mike uns etwas zu essen, während mir Tarek und Wasim mehr über Saber Juari erzählten. Vor einem halben Jahr habe er bei der Fernsehsendung Arabien sucht den Superstar mitgemacht und den vierten Platz belegt. Er sei also nicht wirklich das, was man unter einem Superstar verstehe, trotzdem nannten ihn alle so, und in der arabischen Welt sei er – vor allem unter den Jüngeren – zumindest so etwas wie eine kleine Berühmtheit.

Da kam Mike mit dem Essen zurück. Wir setzten uns im Kreis auf den Boden, und Tarek reichte mir das Stück Brot, das mir zum Verhängnis wurde. Schon beim zweiten Bissen krachte es, und ich musste mir hier in Damaskus einen Zahnarzt suchen.

Am nächsten Morgen – es war der Tag, an dem ich mein Tagebuch verlieren sollte – erzählte mir Mike, dass am gestrigen Abend Saber Juari noch einmal im Laden vorbeigeschaut hätte. Er habe nach mir gefragt und seine Visitenkarte hinterlassen, ich solle mich umgehend bei ihm melden. Wasim zückte ohne Umschweife sein Handy, wählte die angegebene Nummer und berichtete mir nach dem Gespräch Folgendes: Ihm habe mein Singen und Gitarrespielen gut gefallen, und da er gerne mehr Musik mit mir machen würde, wolle er mich für heute Abend zum Essen einladen, um alles Weitere zu besprechen. Um fünf Uhr sollte ich zu Tonys Laden kommen, dort würde er mich abholen.


Die umliegenden Gassen und Märkte der Umayyaden-Moschee lagen wie ausgestorben vor uns, als Wasim und ich um halb sechs an Tonys Laden ankamen. In den sonst so überfüllten Straßen sah man an diesem Freitag nur ab und zu ein paar vereinzelte Passanten vorübereilen. Hinter den verschlossenen großen Toren der Läden ruhten die Geschäfte. Mit den riesigen alten Rollläden, die die Eingänge versperrten, sahen sie aus wie kleine Garagen.

Wir setzten uns auf den Straßenabsatz vor Tonys Laden und warteten. Das Stundengebet ertönte. Es dauerte heute länger als an den anderen Tagen. Weil absehbar war, dass ich länger in Damaskus bleiben würde, wurde mein Lerneifer für die arabische Sprache neu entfacht. Wasim erwies sich dabei als geduldiger Lehrer. Auch jetzt nutzten wir die Zeit, indem er mir geläufige Redewendungen und die Konjugation der wichtigsten Verben beibrachte. Inzwischen konnte ich die ersten Buchstaben entziffern, vom Schreiben war ich jedoch noch weit entfernt. Erschwerend kam hinzu, dass die Sprache, welche ich erlernen wollte, in dieser Form gar nicht existiert, denn es handelte sich um einen Dialekt, der, im Gegensatz zur arabischen Hochsprache, ausschließlich gesprochen und nicht geschrieben wird. Die ersten Tage hatte ich deswegen für jeden Begriff noch zwei Wörter gelernt, doch schon bald ließ ich die Hochsprache außen vor und beschränkte mich auf den Dialekt; denn ihn brauchte man, um sich mit den Menschen auf der Straße unterhalten zu können. Und nichts anderes wollte ich.

Wenn ich also etwas von meinen neu erworbenen Sprachkenntnissen aufzeichnen wollte, benutzte ich nur eine Lautschrift, die die Aussprache imitierte. Wie so oft verwendete ich dafür auch im Moment die hinteren Seiten meines Tagebuchs. Diesmal jedoch war es das Letzte, was ich hineinschrieb.

Dann kam der Superstar mit seiner um einen guten Kopf kleineren Begleitung. Es war inzwischen viertel nach sechs. Beide waren genau wie gestern schick gekleidet, lässig steckten ihre Sonnenbrillen in den gegelten Haaren.

Diesmal hatte ich mich schon etwas besser auf Französisch vorbereitet, zumindest konnte ich sie mit den üblichen Floskeln begrüßen und mich vorstellen. Ihn sollte ich einfach Saber nennen, sein Begleiter stellte sich als Asis vor. Er war zwar klein, aber sehr stämmig, und neben Saber sah er immer aus wie sein Bodyguard. Ich verabschiedete mich von Wasim, und Saber und Asis führten mich zur nächsten befahrenen Straße, um ein Taxi anzuhalten. Mein Tagebuch trug ich zusammen mit meiner Damaskuskarte und sonstigem Papierkram in einem weißen Stoffbeutel, den ich für gewöhnlich einfach oben an die Kraxe meines Rucksackes hing, um ihn stets griffbereit zu haben. Als das erste Taxi hielt und Saber mit dem Fahrer über den Preis diskutiert hatte, legte ich den Rucksack in den Kofferraum. Meine Gitarre nahm ich mit nach vorne.

Wir fuhren etwa zwanzig Minuten, bis wir da waren. Saber zahlte das Taxi, Asis trug den Rucksack für mich. Dann mussten wir viele Treppen steigen, die Wohnung befand sich im fünften Stock. Das Fehlen des weißen Stoffbeutels bemerkte ich nicht.

Das Treppenhaus war dunkel, eng und schmutzig. Das fünfte und letzte Stockwerk war offenbar erst später aufgebaut worden. Ab hier waren die Wände noch unverputzt, und als wir vor der Wohnungstür standen, konnte man über uns den Himmel sehen – das Dach war noch nicht ganz fertiggestellt.

Nicht dass ich enttäuscht gewesen wäre, aber unwillkürlich hatte ich mir wohl doch Vorstellungen von der Behausung eines Superstars gemacht. In meiner Fantasie wohnte er in einer luxuriösen Villa oder zumindest einem großen Anwesen, mit Swimmingpool in einem prächtigen Garten und Bediensteten, die uns bei der Ankunft die Tür öffnen. Stattdessen hatte Asis nun Schwierigkeiten mit dem Schlüssel; offenbar klemmte das Schloss. Die prunkvollen Bilder in meinem Kopf vom Leben eines Superstars verblassten. Doch ich erfuhr bald, dass Saber hier gar nicht wohnte, es handelte sich um Asis’ Wohnung.

Asis klopfte. Uns wurde geöffnet.

Nicht von einem Bediensteten, sondern von Mustafa, einem Freund, der uns bereits erwartete und bereits für uns kochte.

In einer Ecke lagen zwei Matten mit Kissen, auf denen Saber und ich Platz nahmen. Asis brachte sogleich eine Kanne Tee herbei.

An den kahlen Wänden hingen einsam zwei Poster. Das eine zeigte eine Landschaftsaufnahme, das andere sah aus wie ein Fanplakat aus einer Bravo-Zeitschrift. Das Gesicht darauf kam mir bekannt vor. Es war Saber.

»Ja, das ist er«, meinte Asis, der meinen Blick bemerkt hatte. Natürlich war er stolz auf seinen Freund.

Asis schenkte uns Tee ein. Er roch nach Pfefferminze. Selbstverständlich war ich überglücklich, wie sich die Dinge mit Saber entwickelt hatten und dass sich mir die Möglichkeit bot, mit einem Spitzenmusiker Musik machen zu können. Doch trotz allem stellte sich für mich die Frage, inwiefern sich eine musikalische Zusammenarbeit angesichts meines kurzen Aufenthalts lohnen würde.

»Dann erzähl doch mal, was du dir so vorgestellt hast.«

Saber erklärte mir, er sei momentan dabei, sich musikalisch neu zu orientieren. Er kenne einen sehr guten Gitarristen, mit dem er ein Programm erarbeiten wolle, allerdings sei dieser Gitarrenspieler hauptsächlich auf Solos spezialisiert, weshalb er noch eine zweite Begleitgitarre brauchen könne.

Als ich ihn nach der Stilrichtung fragte, sagte er, ihm schwebten in erster Linie französische Chansons vor, welche Stücke er aber im Detail einstudieren wolle, darauf habe er sich noch nicht festgelegt.

»Weißt du schon, ob die Lieder, die du planst, einstimmig sind, oder gibt es auch eine zweite oder dritte Stimme?«, fragte ich.

»Hm – also auf den Aufnahmen, die ich zu Hause habe«, antwortete Saber, »sind die meisten Lieder einstimmig. Doch wir können von mir aus gern ausprobieren, ob eine zweite Stimme dazu passt. Dreistimmig wird der Gesang aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden, denn so wie ich den anderen Gitarristen kenne, wäre er wenig begeistert, wenn er singen müsste.«

»Heißt das, die Gruppe besteht nur aus uns dreien?«

»Ja, vorerst schon.«

Da kam Mustafa aus der Küche und brachte Brot und einen großen, heißen Topf herein. Es gab Suppe.

Sie nannten die außergewöhnlich gut schmeckende Suppe »Schorba«. Wir aßen alle aus dem Topf. Mustafa verteilte an jeden Esslöffel, doch Saber und Asis tunkten einfach das Brot in die Suppe.

»Das einzige Problem, das ich noch sehe«, sagte ich zu Saber, »ist, dass ich früher oder später Syrien wieder verlassen werde. Mein Visum läuft in etwa drei Wochen aus, und ich bin nicht sicher, ob sich die ganze Sache für ein paar Wochen lohnt.«

»Daran hab ich auch schon gedacht«, erwiderte Saber. »Ich wusste ja bereits, dass du nicht ewig hierbleiben würdest. Aber für mich ist das kein Problem; solange du hier bist, können wir Musik machen und sehen, was dabei herauskommt, und wenn du weiterziehen möchtest, ziehst du weiter.«

Schön, dachte ich, dann steht uns ja nichts mehr im Weg.

»Und wann fangen wir an?«, fragte ich ihn voller Vorfreude.

»Ich werde mit unserem anderen Gitarristen sprechen und gebe dir dann Bescheid. Vielleicht klappt’s ja sogar schon morgen.«

Sowohl Saber als auch Asis meinten, es sei ihnen eine Ehre, wenn ich solange hier wohnen würde. Ich nahm ihr Angebot gerne an. Die Wohnung bestand aus fünf Räumen. Der größte und schönste war derjenige, in welchem wir gegessen hatten, gleich hinter dem Eingang. Eine Schiebetür führte zu einem winzigen Gang mit vier weiteren Türen. Hinter der ersten verbarg sich ein Raum, der fast so groß war wie der erste, sich aber in einem erbärmlichen Zustand befand. Die Luft roch modrig, die Wände und Decke waren von einem Schimmel befallen. Asis hatte die Wohnung spärlich möbliert, doch dieses Zimmer war einfach unschlagbar. Es befand sich nichts dort, kein Schrank, keine Kommode, absolut gar nichts. Das bedeutete jedoch nicht, dass der Raum leer war, denn auf der einen Seite türmten sich am Boden in hohen Bergen die privaten Habseligkeiten von Asis auf, hauptsächlich Wäsche. Die andere Seite durfte ich benutzen, schlafen sollte ich jedoch zusammen mit Asis im Wohnzimmer.

Dass sich die Wohnung in so einem provisorischen Zustand befand, hatte natürlich einen Grund: Genau wie Saber war auch Asis erst vor ein paar Monaten nach Syrien gezogen und wollte sich auf längere Sicht nach einer anderen Wohnung umsehen.

Nebenan befand sich auf allerhöchstens einem Quadratmeter die Toilette. Hinter der nächsten Tür gab es einen kleinen Waschraum, er war ebenfalls keine Augenweide: Die Wände schimmelten, der Putz bröckelte von der Decke. Dafür befand sich hier der ganze Stolz der Wohnung: ein großer verbeulter Warmwassertank.

Dann kam man in die Küche. Wie in den anderen Zimmern beschränkte sich die Einrichtung der Küche auf das Allernötigste. Es gab keinen fest eingebauten Herd, Asis besaß nur einen kleinen Gaskocher, der am Boden stand. An der Wand hing ein Geschirrregal, darunter die Spüle, an welcher zwei Wasserhähne angebracht waren: Aus dem einen kam Brauchwasser zum Abspülen oder Putzen, aus dem anderen Trinkwasser. Dieses System war seinen Ausführungen nach in Syrien weit verbreitet, weshalb er mich dringlich davor warnte, einfach so aus irgendeinem Wasserhahn zu trinken – davor solle ich mich stets vergewissern, ob es auch wirklich der richtige Hahn sei.

Von der Küche gelangte man auf die Dachterrasse. Sie war das Schönste der ganzen Wohnung. Asis hatte eine Wäscheleine gespannt, in den Ecken standen einige Töpfe mit anspruchslosen Pflanzen. Von hier aus hatte man eine herrliche Aussicht: die Berge im Hintergrund, die vielen Minarette … trotzdem war es kein Anblick, wie man ihn in einem Reiseprospekt finden würde – die Häuserblocks in Yarmuk waren nun mal nicht sonderlich hübsch. Vor einem spielte sich der Alltag der Menschen im Viertel ab.

An jenem ersten Abend mit Saber, Asis und Mustafa bemerkte ich erst kurz vor dem Schlafengehen, dass mein weißer Stoffbeutel fehlte. Meine Hoffnung ruhte noch auf Wasim, den ich sofort am nächsten Morgen kontaktierte, doch er versicherte mir, dass ich den Beutel nicht vor Tonys Laden liegen gelassen hätte, das wäre ihm bestimmt aufgefallen, sondern meinte, beobachtet zu haben, wie ich nach unserer Nachhilfestunde den Beutel samt Tagebuch an meinem Rucksack befestigt hätte.

Also musste es im Taxi passiert sein. Das war wohl der denkbar schlechteste Platz – Wasim schätzte die Anzahl der Taxis in Damaskus auf etwa 10 000 bis 20 000. Alle waren gelb. Da sich weder Saber noch Asis an irgendwelche Details erinnern konnten, sanken die Chancen, mein Tagebuch wiederzubekommen, gegen null. Trotzdem spielte ich vorübergehend mit dem Gedanken, mich auf die Straße zu stellen, jedes Taxi anzuhalten und nach einem weißen Stoffbeutel zu fragen. Doch selbst wenn ich zufällig das richtige Taxi erwischen sollte, meinte Asis, der Fahrer hätte den Beutel zu diesem Zeitpunkt garantiert schon weggeschmissen.

Das Beste wäre wohl gewesen, mich mit dem Verlust meines Tagebuchs abzufinden, doch so leicht wollte ich nicht aufgeben. Ich suchte das städtische Fundbüro auf, welches es tatsächlich gab, und hinterließ dort eine Beschreibung des Stoffbeutels und meine Personalien. Meine Adresse stand sogar am Inneneinband des Tagebuchs, allerdings nur auf Englisch und nicht auf Arabisch.

Mehr konnte ich nicht tun. Meine Aufzeichnungen konnte ich bis zu einem bestimmten Grad rekonstruieren, doch all die Adressen und Telefonnummern waren weg. Dabei hatte ich Sinan doch fest versprochen, dass wir uns irgendwann einmal wiedersehen. Wie sollte ich nun Kontakt mit ihm aufnehmen? Außer der Möglichkeit, ein weiteres Mal in die Türkei nach Konya zu fahren, um sein Haus aufzusuchen, fiel mir nichts ein …

Es waren mehr als zwanzig Adressen und E-Mail-Kontakte, die ich in meinem Tagebuch gesammelt hatte. Die Fotos meiner Familie. Der kleine Umschlag, den ich auf die letzte Seite geklebt hatte … ohne zu wissen, was sich dort versteckt hatte – so wünschte ich jetzt zumindest, dass ihn jemand finden und öffnen möge. Der Abschiedssegen der ersten Seite ging mir durch den Kopf.

» … Und uns allen ein fröhliches Wiedersehen bescheren.«

Das war die letzte Zeile gewesen. Ich seufzte. Wenn es doch nur ein fröhliches Wiedersehen mit meinem Tagebuch gäbe …

Unplugged

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