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5. Theologie als Mysterientheologie

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Mit dem Zentralbegriff „Mysterium“ meint Casel nicht das Geheimnisvolle oder Mystische, das mit dem Verstand nicht erfassbar ist. Er meint auch nicht die Dimension von naturhaften Riten, in dessen Verstehensweisen der Begriff Mysterium gerade heute in so vielerlei Hinsicht in den verschiedensten Weltanschauungen gebraucht wird.278 Wie Casel Mysterium verstanden wissen will, zeigt sich beispielsweise in seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Übersetzung des „mysterium fidei“ im eucharistischen Kanon mit „Geheimnis des Glaubens“, da ein Geheimnis keine Handlung ist, sondern das, was der Mensch nicht kennt. Mysterium will Casel jedoch als Handlung verstanden wissen, als Handlung Gottes, die unter der Gestalt eines Ritus Gegenwart ist und im Glauben erkannt wird. Was aber von den Gläubigen erkannt werden kann, kann kein Geheimnis sein. „Mysterium fidei“ steht bei Casel für die Verbindung von Glauben und Mysterium, d.h., bis zur Parusie des Herrn feiert die Kirche das Mysterium als kultisches Tun und erblickt darin im Glauben den gegenwärtigen Kyrios.279 Wenn man fragt, was demnach der Inhalt des Mysteriums ist, gibt Casel dazu die Definition, dass es die hinter dem Bild des Kultes stehende Wirklichkeit ist, die dem Mysterium den Inhalt verleiht.280 Mysterium ist folglich eine Abbildung der Wirklichkeit.281 Dieses abbilden soll nicht abstrakt verstanden werden, d.h., das Mysterium besitzt in seiner Grundkonzeption eine Realität. Göttliche Wirklichkeit bricht hier in die Welt ein und wird sinnlich erfahrbar. Diese sinnlich wahrnehmbare Gestalt ist für den Liturgiker Casel notwendig, weil die Gläubigen die göttliche Wahrheit noch nicht in reiner Geistigkeit schauen können, sondern innerweltlich eines Symbols, eines Zeichens bedürfen.282 Hier bringt Casel beispielsweise seine Kritik an der Destruktionstheorie (vgl. oben im Prolog) an. Er sieht nämlich gerade in der Trennung von Eucharistie und Mysterium letztlich deren Scheitern grundgelegt.283 Er will mit seinem Ansatz diese Trennung zu überwinden suchen.

In welcher Art ist im Symbol des Ritus, wenn ihr Inhalt die Abbildung der göttlichen Wirklichkeit ist, nun das Heilswerk Christi gegenwärtig? Casel definiert, dass im Mysterium nicht das Heilswerk in der geschichtlichen Gestalt, sondern vielmehr in übergeschichtlicher, d.h. in dessen ewiger Bedeutung gegenwärtig wird. Damit ist es Gottes Werk am Menschen zur Gründung der Gottesherrschaft, d.h. die Menschen erhalten durch das Mysterium die Möglichkeit zum Eintritt in die übergeschichtliche Wirklichkeit, die durch den Tod und die Auferstehung Jesu erschlossen ist. Eine Einschränkung macht Casel allerdings wenn er sagt, dass das Mysterium noch nicht vollkommener Besitz des Menschen ist, sondern ihm bisher allein im Glauben gegeben ist. Darum definiert er den Terminus „mysterium fidei“ in der Weise, dass allein im Glauben die Wahrhaftigkeit des Mysteriums voll zu erfassen ist.284

Aus dieser Definition von Mysterium ergibt sich für sein Liturgieverständnis, dass Liturgie nicht geschichtliche Erinnerung ist, sondern die Gegenwart des Mysteriums.285 Sie bezeichnet den Ort, an dem die Herrlichkeit Christi in der Verborgenheit des Mysteriums geschaut werden kann.286 Beginnen wir daher zunächst bei der grundlegenden Frage nach dem Liturgieverständnis Casels, als der Basis seiner Mysterientheologie.

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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