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1.2 Annahme des Lebensopfers – Das Werden zum Pneuma

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Casel interpretiert die Inkarnation nicht nur als Wegbeginn hin zum Kreuz, sondern auch, dass bereits in der Menschwerdung Jesus zum Priester berufen ist, dessen Aufgabe darin besteht, den Sündenleib zur Vernichtung zu bringen, um als Verklärter zum Vater als Hohepriester und Opferpriester heimzukehren, um auf diese Weise die menschliche Natur in die Trinität hineinzutragen. Das Opfer Christi ist somit der Weg der Einsendung des erneuerten Menschen mit Gott. Die Notwendigkeit der Vernichtung im Opfer wird dahingehend eingeschränkt, dass nur das vernichtet werden muss, was Gott entgegensteht: Die Sünde. Das Opfergut muss vorbereitet, muss gereinigt werden. Casel spricht dabei von der Tötung des Eigenwillens, wie er die Ölbergszene, in der Christus sich ganz dem Willen des Vaters anvertraut, auslegt. Ein Anvertrauen in Gehorsam und Liebe, damit und dass Gott das folgende Opfer annehmen kann. Zum Opfer Christi gehören somit Tod und Auferstehung konstitutiv hinzu. Als Mensch ist Christus aufgenommen in die Trinität und hat nunmehr Anteil am Wesen Gottes. Casel setzt hier das Schlagwort vom „Menschen in der Trinität“.332

Aus den biblischen Erzählungen (Abraham und Elias) leitet Casel ab, dass ein Opfer erst rechtskräftig durch die Annahme durch Gott wird, wobei er den gewählten Beispielen Vorbildcharakter für Christi Opfer einräumt.333 Die Rechtskräftigkeit sieht er beim Opfer Christi deshalb gegeben, weil es zum Vater vorgedrungen und von ihm angenommen worden ist, weil es Christus in Liebe dargebracht und sich am Kreuz dem Vater geschenkt hat. Die Auferstehung ist die Annahme des Opfers und zugleich dessen Vollendung. Für Christus bedeutet die Annahme, dass er fortan der sacerdos schlechthin ist.334 Christus ist seiner Menschheit nach durch den Kreuzestod hindurch ganz beim Vater, d.h., der Mensch Jesus Christus sitzt zur Rechten des Vaters als der Hohepriester schlechthin. Casel sieht zwei Grundvoraussetzungen, die die Möglichkeit der Opferannahme durch Gott ermöglichen. Die erste ist die Liebe zum Vater, der Drang nach Einheit mit ihm, und die zweite ist der Kampf gegen die Sünde, die den Weg zum Vater hemmt.335 Zur Verdeutlichung, warum Christus der wahre und einzige Hohepriester des neuen Bundes ist, wird die Parallelisierung Adam – Christus herangezogen: Christus ist der neue Adam, der sich selbst darbringt, da es ohne Blut keine Erlösung gibt (vgl. Hebr 10, 5-10). Die Annahme des Fleisches, die Erniedrigung, wird durch die Annahme, d.h. die Verklärung, aufgelöst. Christus ist damit auch seiner Menschheit nach mit göttlicher Kraft und ewigem Leben erfüllt. Das Fleisch ist so zum Pneuma geworden, und dieses Pneuma teilt Christus aus.336 Das Pneuma Christi ist dennoch nicht ohne die Trinität zu verstehen:

„Nach außen, in der Schöpfung, wirken die drei göttlichen Personen zusammen, weil sie ja eins sind. Aber dem heiligen Pneuma wird speziell das zugeschrieben, was in besonderer Weise Liebe, Einheit, Vollendung, Krönung ist. Das Pneuma Christi ist also das Pneuma der Gottheit. Pneuma Christi heißt es speziell auch deshalb, weil es durch den Menschen Jesus uns vermittelt wurde.“337

Jesus ist am Kreuz der Sünde gestorben und nun ganz durchstrahlt und durchglüht vom heiligen Pneuma. Auch der Menschheit nach ist er es, und gerade dadurch ist er der Erlöser. Jesus ist nunmehr ganz Pneuma, wobei Casel an 2 Kor 3,17 erinnert: „Der Herr ist das Pneuma“. Da er nun Erlöser ist, ist er zugleich das Haupt der Kirche, die ihrerseits durch ihn verklärt ist und ebenfalls zum Pneuma wird. Zur Untermauerung zitiert Casel Irenäus (Adv. Haer. III 24,1): Wo das Pneuma Gottes ist, da ist die Kirche, und wo die Kirche ist, da ist das Pneuma Gottes. Ebenso wird auf den Evangelisten Johannes (Joh 7,37ff) verwiesen, wenn hervorgehoben wird, dass die Verherrlichung die Grundvoraussetzung für die Existenz des Pneumas ist: Erst nach der Auferstehung gibt Jesus, als der Verherrlichte, den Jüngern das heilige Pneuma. Somit steht für Casel fest, dass das Pascha die Quelle des Pneumas ist. Die Natur des Pneumas ergibt sich aus diesem Ansatz. Der Mensch Jesus hat zwei Naturen, geeint durch die hypostatische Union, in der Person des Logos. Im Menschen Jesus ist der Logos Gottes und deshalb die ganze Trinität. Doch während des irdischen Lebens, besonders in der Leidenszeit, ist diese göttliche Glorie verborgen. Nach dem Kreuzestod und der Auferstehung lebt Jesus Christus für Gott (vgl. Röm 6,10). Die Auferstehung bringt die Ganzdurchdringung mit dem Pneuma mit sich, d.h. Christus lebt ganz in der Glorie des Vaters, er ist der pneumatische Herr, der Heiland, der Bräutigam der Kirche und die Kirche wird durch den pneumatischen Herrn selbst zum Pneuma.338 Das Verhältnis von Pneuma und Kirche bei Casel werden wir im nachfolgenden Paragraphen genauer zu bedenken haben. Betrachten wir zuvor Casels Verständnis des verherrlichten Christus.

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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