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5.3 Liturgie zur Vergegenwärtigung des Heilsgeschehen Christi

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Vom platonischen Bilddenken herkommend, versteht Casel die Liturgie im Allgemeinen und die Sakramente im Besonderen als sichtbare Symbole der unsichtbaren Heilstat, so wie Christus selbst das sichtbare Symbol des unsichtbaren Gottes ist. Sakramente sind somit Real-Symbole bzw. die Mysteriengegenwart des Heils in Christus. In den Sakramenten findet sich ein Drama, ein heiliges Spiel, in dem die Empfänger Mitspieler sind,296 wie wir zuvor schon bei Casel sahen. Mit dem Begriff der Mysteriengegenwart bezeichnet Casel die Möglichkeit der Reaktualisierung der Heilsmysterien in der Liturgie. Zur Erinnerung: Die Mysteriengegenwart meint eine vom Menschen unabhängige Gegenwart, die eine reale Wirklichkeit in der Gegenwart ist. Es geht dabei nicht um eine historische Wiedergestaltwerdung eines vergangenen Heilsereignisses, sondern um die sakramentale Gegenwärtigsetzung eines historischen Heilsereignisses. Darum wird unterschieden zwischen „historisch-real“ und mystisch-real.297 Das Mysterium gliedert sich folglich auf in Christusmysterium und Kultmysterium, wobei das Kultmysterium die Verleiblichung des Christusmysteriums darstellt und eine innere Verbindung impliziert.298

Unter dem Christusmysterium versteht Casel zunächst einmal die Ur-Heilstat Christi, wobei seine platonische Verstehensweise in die Lesart der paulinischen Schriften hineinspielt. Die heilsgeschichtlichen Handlungen sind Urbilder mit ewiger Bedeutung und werden nicht in geschichtlicher Kontingenz, sondern in seinsmäßiger Notwendigkeit gesehen. Die sakramentale Symbolhandlung ermöglicht das Gleichzeitigwerden mit der in der Ewigkeit Gottes existierenden Urheilstat Christi. Bei der liturgischen Feier des historischen Christusmysteriums wächst im feiernden Menschen der Bezug zum Christus des Glaubens. Casel versucht also auf liturgisch-mysteriologischer Ebene die Brücke zwischen dem historischen Christus und dem Christus des Glaubens zu spannen.299 Das Kultmysterium ist die rituelle Wiederhinstellung und Darstellung des einen Christusmysteriums. Somit stellt dieses Kultmysterium ein Mittel dar, um dem Christ das Leben im einmaligen Christusmysterium zu ermöglichen und als „Mittäter“ hineinzutreten. Daher sieht die Denkform Casels die Liturgie notwendig für die Wiederhinstellung der Ur-Heilstat. Durch liturgisch-rituelles Handeln kann die Heilstat Christi objektiv vollzogen werden. Casel versucht so, das eigentliche Wesen eines Sakramentes darzustellen. Der Weg, den er einschlägt, versteht allein die Verbindung von Mysteriologie und (patrologischer) Christologie als die einzige Möglichkeit dazu. Das Problem, das dabei heraufbeschworen wird, charakterisiert Schilson als eine Zweistufen-Christologie, da Casel im Sakrament allein die Verbindung mit dem verklärten Christus gelten lässt, jedoch nicht den historischen Christus im Mittelpunkt der Liturgie sieht. Damit verliert der geschichtliche Christus in seiner Denkform massiv an Bedeutung.300

An dieser Stelle können wir als Zwischenresümee zusammenfassend eine dreifache Herkunft und Bedeutung des Wortes „Mysterium“ systematisch festhalten: 1. Gott selbst ist Mysterium als der unendlich Ferne und Heiligste und immer Verborgene. 2. Mysterium meint das persönliche Mysterium des Gottmenschen301 Jesus, in dem Gottes Sein im Fleisch geoffenbart wurde. 3. Mysterien sind die Zeichen, in denen Christus seine Heilstat unter einem Symbol gegenwärtig und zugänglich hinstellt. „Mysterium“ hat somit einen theologischen, heilsgeschichtlichen und kultischen Bedeutungsinhalt.302 Gerade die letzte, dritte Bedeutungsweise von „Mysterium“ bezieht Casel gezielt auf die christlichen Sakramente. Im sakramentalen Abbild der Ur-Heilstat Christi ist diese selbst pneumatisch, d.h. als Geschichte mit Ewigkeitswert zugegen. Casel gesteht nur den Lebensabschnitten des historischen Jesus Bedeutung und das Gegenwärtigwerden zu, die er als heilsrelevant einstuft, d.h. die Credoaussagen des Lebens Jesu.303 Mit Papst Leo dem Großen verbindet sich Casel in der Aussage, dass der Vollzug der Riten, d.h. der Sakramente, der Zeit angehört, ihr Inhalt aber ausdrücklich nicht. Die einmalige Erlösungstat Christi ist zeitlich einmal in der Vergangenheit geschehen und somit vergangen, ihre Gültigkeit gehört jedoch nicht der Zeit an, sondern entfaltet sich im Zeitlosen, d.h. bei Gott. Darin gründet letztlich für Casel die Möglichkeit der Gegenwärtigsetzung der Heilstaten.304 Bereitet dieses Mysterienverständnis in Bezug auf die Sakramente nicht ungelöste Probleme? Blicken wir darum hier nochmals dezidiert auf das Sakramentenverständnis der Mysterientheologie.

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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