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5. Die Bekenntnissynode von Barmen (1934)

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Die kirchliche Opposition begann, sich als einzig legitime evangelische Kirche in Deutschland zu verstehen. Die ‚Bekennende Kirche‘ (BK), die sich seit dem Sommer 1933 formiert hatte (der Name findet sich erstmals in einem Wahlaufruf der Jungreformatorischen Bewegung zum 23. Juli 1933152), trat seit November in bekennenden Gemeinden überall in Deutschland verstärkt in Erscheinung. Sie bildeten – im Führerstaat! – ein eigenes Leitungsgremium, den 22-köpfigen sog. Bruderrat, dem auch Martin Niemöller angehörte. Dieser Reichsbruderrat beschloss die Einberufung einer Bekenntnissynode vom 29. bis 31. Mai 1934 in Barmen. Daraufhin wurde, vor allem durch Niemöllers Initiative, von Präses D. Koch, Bad Oeynhausen, die erste Bekenntnissynode der Ev. Kirche der altpreußischen Union (APU) nach Barmen berufen. Aus 17 Landes- und Provinzialkirchen kamen insgesamt 139 Delegierte – 138 Männer und eine Frau, Stephanie von Mackensen – in die gastgebende reformierte Gemeinde Gemarke.

In den Diskussionen über die Rechtsverhältnisse in der DEK und die Struktur der BK hob Niemöller hervor, es müsse eine klare Scheidung zwischen Bekennender Kirche und der von den Deutschen Christen beherrschten ‚Reichskirche‘ kommen. In der ‚Erklärung zur Rechtslage‘ stellte die Synode fest, dass das derzeitige Reichskirchenregiment nicht länger beanspruchen könne, „rechtmäßige Leitung der DEK“ zu sein.153 Dieses Recht sei übergegangen auf die Gemeinden und Kirchen, die in der Bekenntnissynode der DEK zusammengeschlossen waren.


Abb. 12: Martin Niemöller, Franz Hildebrandt und Fritz Müller in Barmen, 1934.

Die Barmer Theologische Erklärung, hervorgegangen aus einem Entwurf Karl Barths, „war ein kirchenpolitisches und theologisches Konsenspapier der beiden Flügel der Bekennenden Kirche, also der Vertreter der Bruderräte der sogenannten ‚zerstörten Landeskirchen‘ (d.h. mit deutsch-christlichen Kirchenleitungen, MH) und der Vertreter der sogenannten ‚intakten Landeskirchen‘. Einig war man sich in der Ablehnung bzw. Abwehr der … Machtansprüche der ‚Deutschen Christen‘ sowie ihres Bemühens um einen Synkretismus aus nationalsozialistischer Rassenideologie und … christlichen Glaubensvorstellungen. Darüber hinaus gelang ein historisch bemerkenswerter Brückenschlag zwischen unierten und reformierten Kirchenleuten und Theologen, die stark von der Wort-Gottes-Theologie Karl Barths geprägt waren, einerseits und teilweise entschieden konfessionell lutherisch geprägten Kirchenleuten und Theologen andererseits. Wenn auch Karl Barth der Hauptverfasser der Barmer Theologischen Erklärung war, so waren doch lutherische Theologen, vor allem der Altonaer Pfarrer Hans Asmussen und der bayerische Oberkirchenrat und stellvertretende Landesbischof Thomas Breit, von Anfang an an ihrer Abfassung beteiligt.“154

Asmussens Vortrag hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Synode sich die Theologische Erklärung aneignete und schließlich in ihrer Beschlussfassung annahm. Lutheraner, Reformierte und Unierte machten damit – zum ersten Mal seit den Spaltungen der Reformationszeit – eine gemeinsame bekenntnismäßige Aussage.

Für Niemöllers Wirksamkeit blieb fortan, wie er 40 Jahre danach bekannte, das Erlebnis von Barmen maßgebend, dass hier „Christenmenschen verschiedenster und sogar gegensätzlicher Richtungen, kirchenpolitische Gegner von einst, Anhänger der keineswegs freundlich und friedlich beieinander lebenden Konfessionen überraschend eines Sinnes gewesen waren“. Diese Einigkeit sei ihm und seinen Mitstreitern damals als ein Wunder begegnet, „weil sie eben nicht auf einer gemeinsamen Gegnerschaft oder Feindschaft basierte, sondern … entscheidend darauf, daß es uns als Wirklichkeit bewußt wurde: Wir haben – bei all unseren Verschiedenheiten und Differenzen – eben doch nur einen – also einen gemeinsamen – Herrn, ohne den wir nichts sind und nichts vermögen, dem wir aber vertrauen und nachfolgen sollen und dürfen! Ihn haben wir bei all unserem Tun und Lassen nach seinem Willen zu fragen, um seine Weisung zu bitten …“155 Die beiden ersten Barmer Thesen wurden zu Niemöllers Credo, in dem das Selbstverständnis der Kirche als Gemeinde Jesu Christi und die Verantwortung aller Christen bündig formuliert waren.

Martin Niemöller

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