Читать книгу Ich nannte ihn Krawatte - Milena Michiko Flasar - Страница 14

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Der Park war durch seine Anwesenheit kleiner geworden. Er bestand nun aus nur mehr zwei Bänken, seiner und meiner, den paar Schritten, die uns voneinander trennten. Wann würde er aufstehen und gehen? Die Sonne war von Süden nach Westen gewandert. Es kühlte ab. Er verschränkte die Arme. Die Zeitung lag aufgeblättert auf seinen Knien. Eine Schar Schulkinder kam lärmend über den Rasen gestolpert. Zwei ältere Frauen unterhielten sich über ihre Krankheiten. So ist das Leben, sagte die eine, man wird geboren, um zu sterben. Er war eingeschlafen. Schwerer Kopf. Die Zeitung flatterte zu Boden. Jederzeit kann es zu Ende gehen, hörte ich, manchmal habe ich gar kein Gefühl mehr da drinnen.

Im Schlaf löste sich sein Gesicht auf. Silbrige Strähnen in der Stirn, unter den Lidern jagte ein Traum den anderen. Zuckende Oberschenkel. Ich empfand etwas, dünn wie der Faden Speichel, der aus seinem offenen Mund heraushing. Noch fehlte mir aber das Wort dafür. Erst jetzt fällt es mir ein. Mitgefühl. Oder der jähe Impuls ihn zuzudecken.

Als er endlich erwachte, sah er müder aus als zuvor.

Ich nannte ihn Krawatte

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