Читать книгу Ich nannte ihn Krawatte - Milena Michiko Flasar - Страница 9

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Ich kannte den Park und auch die Bank bei der Zeder kannte ich. Ferne Kindheit. Mutter würde mich zu sich winken, auf ihren Schoß hochnehmen und mir mit ausgestrecktem Zeigefinger die Welt erklären. Schau, ein Sperling! Sie machte Tschirp-tschirp. Ihr Atem auf meinen Wangen. Ein Kitzeln im Nacken. Mutters Haare wehten sachte hin und her. Wenn man klein ist, so klein, dass man glaubt, es wird ewig so bleiben, ist die Welt ein freundlicher Ort. Das war mein Gedanke, als ich sie wiedererkannte. Die Bank meiner Kindheit. Diese Bank, auf der ich lernen sollte, dass nichts so bleibt, wie es ist, und dass es sich trotzdem lohnt, auf der Welt zu sein. Ich lerne es immer noch.

Er würde sagen: Es war eine Entscheidung.

Und tatsächlich entschied ich mich dazu, über den Rasen zu gehen, auf die Bank zu und davor stehen zu bleiben. Ich war allein, umgeben von Stille. Niemand da, der mich dabei ertappt hätte, wie ich einmal, dann noch einmal um die Bank herum, in immer enger werdenden Kreisen um sie herumwanderte. Der Geschmack im Mund, als ich mich schließlich niedersetzte. Der Wunsch, wieder Kind zu sein. Wieder aus Augen zu schauen, die staunen. Ich meine, es sind meine Augen, die zuallererst krank geworden sind. Mein Herz ist ihnen lediglich nachgefolgt. Und so saß ich in viel zu dünnem Gewand. Noch dünner die Haut, unter der ich fröstelte.

Ich nannte ihn Krawatte

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