Читать книгу Ich nannte ihn Krawatte - Milena Michiko Flasar - Страница 17

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Er hatte ein Stück Brot bei sich. Umständlich wickelte er es aus dem Papier, zerriss es in immer kleinere Hälften, formte Kügelchen daraus und streute sie vor die gurrenden Tauben. Für euch, hörte ich ihn murmeln. Und als er fertig war: Ksch-ksch. Weiße Federn wirbelten auf ihn herab. Eine war auf seinem Kopf gelandet. Sie verfing sich in seinem zurückgekämmten Haar und gab ihm etwas Verspieltes. Wäre er in T-Shirt und kurzen Hosen dagesessen, man hätte ihn für ein Kind halten können. Sogar die Langeweile, in die er kurz danach verfiel, war die eines Kindes. Er witschte unruhig hin und her. Bohrte die Fersen in den Boden. Blähte die Wangen auf. Ließ die Luft langsam entweichen.

Ich musste an die zähe Ewigkeit eines eben erst angebrochenen, endlos hingestreckten Tages denken. Die Gewissheit, dass er vergehen würde, war nichts gegen die fade Melancholie, mit der er verging, und Melancholie, dachte ich weiter, war das Wort, das uns beiden auf die Stirn geschrieben stand. Es verband uns. Wir trafen uns in ihm.

Im Park war er der einzige Salaryman. Im Park war ich der einzige Hikikomori*. Etwas stimmte nicht mit uns. Er sollte eigentlich in seinem Büro, in einem der Hochhäuser, ich sollte eigentlich in meinem Zimmer, zwischen vier Wänden hocken. Wir sollten nicht hier sein oder wenigstens nicht so tun, als ob wir hierher gehörten. Hoch über uns ein Kondensstreifen. Wir sollten nicht hochschauen, in diesen blauen, blauen Himmel. Ich blähte die Wangen auf. Ließ die Luft langsam entweichen.

Ich nannte ihn Krawatte

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