Читать книгу Ich nannte ihn Krawatte - Milena Michiko Flasar - Страница 15

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Sechs Uhr.

Er zog die Krawatte enger. Der Park füllte sich mit den Geräuschen des herannahenden Abends. Eine Mutter rief: Komm, wir gehen nach Hause. Der zärtliche Klang, als sie nach Hause rief. Ein Ziehen im Nabel. Er strich sich die Haare aus der Stirn, gähnte, stand auf. In der Rechten die Aktentasche. Wartete eine unschlüssige Sekunde lang. Worauf? Ging los und verschwand, grauer Rücken, hinter einem der Bäume. Ich sah ihm nach, bis er gänzlich verschwunden war, und es muss wohl in diesem Moment gewesen sein, in dem kurzen Moment, da ich ihn aus den Augen verlor, dass ich so seufzte wie er.

Und wenn schon. Ich schüttelte mich. Ich schüttelte ihn ab. Was hatte ich mit einem zu tun, den ich ohnehin nie mehr wiedersehen würde? Die alte Übelkeit erfasste mich. Unerträglich, wie ich mich schauend in das Schicksal eines Fremden gemengt hatte. Als ob es mich beträfe. Voll alten Ekels schüttelte ich ihn aus meinen Händen und Füßen. Wie schon gesagt: Ich hatte keine Ahnung. An jenem Abend, als ich mich zu Bett legte, das Laken schlug Wellen, an jenem Abend hatte ich nicht die geringste Ahnung, warum ich, kurz vor dem Ertrinken, sein Gesicht an der Wand zerbröseln sah. Ich trieb im Gewässer meiner Ahnungslosigkeit. Durch den Spalt in den Vorhängen schien der Mond darauf.

Ich nannte ihn Krawatte

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