Читать книгу Ich nannte ihn Krawatte - Milena Michiko Flasar - Страница 6
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ОглавлениеSieben Wochen sind vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. In diesen sieben Wochen ist das Gras dürr und gelb geworden. Die Zikaden sitzen zirpend in den Bäumen. Unter meinen Füßen knirscht der Kies. Im prallen Licht der Mittagssonne sieht der Park seltsam verödet aus. Aufgeplatzte Blüten an Ästen, die sich müde zu Boden neigen. Ein blassblaues Taschentuch im Gestrüpp, kein Windhauch bewegt es. Die Luft ist schwer und drückt auf die Erde herab. Ich bin ein zusammengedrückter Mensch. Ich nehme Abschied von einem, der nicht mehr wiederkommt. Seit gestern weiß ich es. Er kommt nicht mehr wieder. Über mir spannt sich ein Himmel, der ihn – für immer? – in sich aufgesogen hat.
Noch kann ich nicht glauben, dass unser Abschied ein endgültiger ist. In meiner Vorstellung könnte er in jedem Augenblick auftauchen, vielleicht als ein anderer, vielleicht mit einem anderen Gesicht, mir einen Blick zuwerfen, der sagt: Ich bin da. Kopf gegen Norden, den Wolken nachlächeln. Er könnte. Deshalb sitze ich hier.