Читать книгу Fernhalten. Ein Neuseeland-Roman - Miriam Rathke - Страница 14

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Hamburg, 22. Februar 2010

Meine liebste Clara,

ich kann es nicht erwarten, bis dein erster Brief endlich in meinen Händen liegt. Die Post soll sich beeilen! Ich bin so voller Neugier, will wissen, wie es dir ergeht, was du erlebst. Unsere Telefonate sind großartig – was täte ich ohne sie!! Aber wie wir nun mal sind, reden wir meist einzig über unsere Liebe … über unsere Sehnsucht. Die Fakten des Alltags kommen oft zu kurz. Aber diese vergessenen Geschichten erhöhen nun die Spannung – ich hoffe, du hast täglich ausführliche Reiseberichte verfasst – das würde mir nur zu gut gefallen!

Der Winter in Hamburg ist hartnäckig und so sehr ich es mag, dass alles noch so ist, wie es war, als du bei mir warst … die kalte Luft, in der ich deinen Atem sah … der Schnee, durch den wir Händchen haltend stapften … das Glatteis, das wir versuchten, ohne Sturz zu überwinden, und wie wir bei all dem lachten, lachten, lachten … und uns küssten. Der Winter gibt mir das Gefühl, als wärst du noch da, als würde es gleich an der Tür klingeln und alles hätte seine Richtigkeit … du in meinen Armen. Aber dieser Stillstand der Jahreszeit offenbart mir auch voller Hohn und Schadenfreude, dass du noch lange nicht zurück bist. Erst wenn es Frühling ist … und sommerliche Temperaturen zu Besuch kommen, erst dann darf ich mich auf deine Rückkehr freuen. Natürlich freue ich mich auch jetzt schon darauf … aber all die Tage, Wochen, Monate, die es noch sind, verursachen latente Atemnot. Von wirklicher Freude ist also noch lange nicht zu sprechen. Bisher heißt es eher: Jeder Tag, der gestrichen werden kann, war ein Tag zu viel.

Weißt du, Clara … ich liebe dich. Und ich bin so dankbar, dass ich schreiben kann, dass ich dich liebe. Denn sonst würde ich innerlich zergehen, weil ich ja nicht wollen würde, dass du es liest, bevor du es das erste Mal hast hören können. Das haben wir gut gemacht. Wir haben so einiges ziemlich gut gemacht in den letzten Wochen. Eigentlich alles!

Ich bin bei dir … immer … und küsse dich zärtlich!

Dein Gabriel

Fernhalten. Ein Neuseeland-Roman

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