Читать книгу Fernhalten. Ein Neuseeland-Roman - Miriam Rathke - Страница 9
ОглавлениеHamburg, 18. Februar 2010
Meine liebste Clara,
ich dachte mir, ich schreibe dir einfach schon mal eine Nachricht, über die du dich freuen kannst, wenn du irgendwann, irgendwo die Möglichkeit hast, deine E-Mails abzurufen.
Mittlerweile ist es hell draußen, wenn ich morgens meinen Tee (!) trinke. Das lässt die ganze Szenerie etwas erträglicher erscheinen. Aber in Wirklichkeit hilft auch kein Tageslicht … du wirst schmerzlich vermisst …
Tee … ja, du hast richtig gelesen. Dein Mann („Freund“ trifft es irgendwie nicht) hat begriffen, dass Kaffee ungesund und Tee somit die bessere Wahl ist. Vielleicht hat er aber auch nur begriffen, dass er sich dir näher fühlt, wenn er Tee trinkt, so wie du es tust.
Etwas, das dich noch mehr freuen wird: Ich habe, seit du weg bist, keine einzige Zigarette mehr geraucht! (Glaube mir, eine Ersatzdroge, um deine Abwesenheit zu kompensieren, wäre mehr als erwünscht!!) Wenn du in drei Monaten zurück bist, wird sich mein Geruchs- und Geschmackssinn um einiges verfeinert haben. Das ist ein sehr überzeugendes Argument, um mit dem Rauchen aufzuhören! Dich noch intensiver wahrnehmen zu können, ist zwar schwer vorstellbar, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, dies vielleicht doch tun zu können, dann wäre ich sehr dumm, es nicht zu versuchen!
Auch die Sache mit dem plötzlichen Herztod rückt in weite Ferne. Herztod. Bei diesem Wort denke ich an keinen Infarkt. Keine Zigaretten der Welt können das schaffen, was dein Liebesentzug für Konsequenzen hätte. Ich mag nicht daran denken. Und selbst wenn ich daran denke, gelingt es mir nicht, mir vorzustellen, wie mein Leben ohne dich sein würde. Was hab ich gemacht all die Jahre, bevor du mir begegnet bist? Was nur nannte ich Liebe? Was nannte ich Sex?
Clara … Clara, Clara, Clara …
Dein Name hat sich mir in die Seele gebrannt. Dein Name steht in meinem Herzen geschrieben, die Hand geführt mit der Leichtigkeit, die zwischen uns ist.
Dein Name kommt mir in den Sinn, wann immer ich die Augen öffne und die Schönheit dieser Welt bewundere. Du machst alles leichter, klarer, lauter, bunter, schöner …
Und auch die Schwere wird durch dich noch schwerer, weil sie ein Teil unseres Lebens ist. Ich muss vor dir nichts verstecken, nichts kleinreden, wegsperren oder ausschließen.
Das Leben mit dir ist ein Leben ohne Schleier, ohne Schutz, ganz nackt und empfänglich.
Und ja, du bist mehr als ich mir je gewünscht habe, denn selbst in meinen Träumen wäre ich nicht so kühn gewesen, mir solch einen Menschen herbeizusehnen.
Ich umarme dich, Kleines. Und küsse dich sanft.
Gabriel
P.S. Wie ist Neuseeland? Schafe? Wetter? Ich bin immer noch ganz aufgeregt, wenn ich an eure Reise denke, euer Abenteuer! Berichte ausführlich in deinen Briefen! Lass mich ein wenig dabei sein!