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An der Garderobe zum Irrenhaus

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„Unerträglich, Mann! Unerträglich.“ Die ersten und letzten Worte der letzten Stunde. Jesus wuchtete ein Schlenkerbein nach dem anderen von Sanddüne zu Steinkuppe. Sein dicklicher Körper war solche Strapazen ganz und gar nicht gewohnt. Zum Glück trug er die luftige Tunika und einen feuchten Turban auf dem Kopf. Die Sonne stand wie ein monströses, weißglühendes Auge über ihnen und brannte heiß wie ein gigantischer Vulkankrater. Dem Engel in Menschengestalt hingegen, schien die Sonne, trockene Luft und der ewig nachgebenden Sand unter ihren Füssen überhaupt nichts auszumachen. Jesus vermutete er schwebte ein wenig, damit er nicht bei jedem widerlich anstrengenden Schritt in den zähen Sandkuchen einsank, so wie er. Es war ihm absolut unverständlich, wie irgendjemand, der wachen Verstandes und in irgendeiner Weise mobil war, in einer solchen Umgebung leben wollte. Freiwillig. Er wäre unverzüglich mit Sack und Pack in kältere Regionen geflohen. Das Schreckliche war, er sollte hier nun auch seine Zeit verbringen. Wer wusste schon wie lange?! Einer wusste es, doch Jesus war zu sehr mit Keuchen und Schwitzen beschäftigt, um noch irgendeinen Ton herauszubringen, geschweige denn Gabb nach seinen Intentionen, falls er welche hatte und nicht einfach nur durchgeknallt war, zu fragen.

So ging es nunmehr drei Tage am Stück. Morgens scheuchte Gabb ihn raus und abends fiel er auf der Stelle um und schlief. Er war für alles andere geschaffen, als für das hier und es musste aufhören. Jetzt!

Jesus warf seine müden Knochen bei ein paar Felsen am Rande eines größeren Hügels in den Schatten und regte sich nicht mehr.

„Hier wollte ich gerade Pause machen!“ rief Gabb vergnügt. Dieser Engel ertrug das Ganze nicht nur, es schien ihm sogar Vergnügen zu bereiten.

„Is …“ Jesus schluckte mit trockener Zunge „… klar!“

„Ja wirklich“, beteuerte der Engel, machte ein paar Schritte und schaute den kleinen Berg hinauf. Die leicht zugekniffenen Augen tasteten die wundervoll karge Landschaft in Sand- und Steinfarbe ab. Ihnen bot sich ein Ausblick auf schroffen Fels, verdorrte Pflanzen und durch kleine Winde aufgewirbelten Sand. Ein wenig später drehte sich der Engel zu Jesus um. Dieser zeigte mit einem wimmernd Staubtrockenen:

„Mimimi!“ auf den leeren Fellbeutel mit dem Wasser. Er schien durstig.

„Ich hole Wasser, warte einen Moment!“ und Gabb verschwand für ein paar Minuten. Es war erstaunlich, wie gut er sich hier auskannte. Das Wasser tat beiden gut und die rissigen Lippen des Messias waren wieder angefeuchtet. Jetzt tat nur noch alles Übrige weh und er schob sich mühselig auf die andere Pobacke, nur um festzustellen, dass es mit ihr auch nicht besser war.

„Du hättest bei deiner Ankunft ein bisschen mehr auf deinen Körperwunsch achten sollen. Es wird einige Zeit dauern, bis wir dich hingebogen haben!“ Gabb grinste, während Jesus es nicht tat.

„Bevor ich noch einen weiteren Schritt mache, will ich wissen was als Nächstes auf dem Plan steht, außer in der Einöde verrecken. So kann es und ich nicht weitergehen! Alles klar?“

Gabb überlegte und nickte:

„Alles klar, ich verrate dir den nächsten Schritt. Warte einen Moment …28…27…26…“

„Was ist das denn wieder? Warum zählst du?“

„…22…21…“

„Hör sofort auf damit, das macht mich nervös!“ Jesus schaute jämmerlich drein. Er hatte die Befürchtung, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde und er aufstehen und sich bewegen müsste, weil sich ein riesiger Sandwurm unter ihnen durch die Erdoberfläche bohren und die letzten Wasserreserven mit einem Schluck austrinken würde. Oder so was.

Gabb konzentrierte sich und die Spannung stieg:

„16…15…14… Siehst du die drei Steine dort oben in der Nähe der Hügelspitze?“

Jesus verdrehte sich das Kreuz, da er partout nicht aufstehen wollte.

„Ja, ja,jaa … NE, seh ich nich!“

„Dann steh auf, Mann!“ befahl der Engel und zeigte auf die Felsformation. Langsam richtete sich das weiße Fleisch des Messias auf.

„…9…8…6…“

„Du hast die 7 vergessen“ gab Jesus zu bedenken.

„Die 7 zähle ich nicht. Ist so ein Aberglaubensding.“ Jesus schüttelte den Kopf bei einer solchen Aussage, aber er verstand es. Auch er hatte seine Dämonen. Nichtsdestotrotz stieg die Spannung bis ins Unermessliche. Selbst das Erdmännchen Jaques, rechts neben ihnen erstarrte und kam ins Schwitzen, während seine Familie eindringlich, wild gestikulierend vom Loch herüber rief, er solle endlich seinen befellten Hintern her bewegen.

„…2…1…0“ sagte der Engel und dann geschah: Nichts. Sie standen herum wie zuvor, nur dass Gabb von 28 bis 0 heruntergezählt hatte. Die Spannung stolperte, fiel und trollte sich, mit einem übel aufgeschürften Knie, hinter ein paar Felsen.

„Hmm. Eigentlich war alles genauestens ausgerechnet“ und während Gabb das sagte, erschien hinter dem Dreigestein ein schwarzes Loch im Hügel, groß genug um als Höhle durchzugehen.

„Eine Höhle?“, fragte Jaques. Seine Frau fiel in Ohnmacht.

„Höhle?“, fragte Jesus.

„Höhle!“ sagte Gabb, setzte sich in den Sand, lehnte mit dem Rücken an einen Stein und holte etwas Essbares aus seinem Beutel. Sie aßen zu dritt. Als Jaques die Reste in sein Loch zog, war es bereits dämmrig und Gabb holte plötzlich etwas aus seinem Mantel. Das kleine Kästchen wirkte unscheinbar und aus grobem Holz gefertigt. Er öffnete es und Jesus fürchtete bereits, der Engel wolle gleich um seine Hand anhalten. Als ein goldener Schein erstrahlte, merkte Jaques wieder auf.

„Dies, lieber Jesus von Nazareth, ist mein Geschenk an dich.“ Der Engel bekam einen ehrfürchtig, feierlichen Unterton.

„Es wird dir helfen diese, unsere Mission zu erfüllen.“ Die Pause kam im richtigen Moment, denn Jaques musste mal. Dann ging es weiter.

„Du willst mir einen Ring schenken? Toll, der fällt so gut wie gar nicht auf. Tss, ein goldener Ring. In dieser Gegend! Super.“ Jesus war alles andere als entzückt.

„Hör zu, was ich dir zu sagen habe“, schwallte Gabb mit stolz geschwollener Brust. Er stand auf und um das offene Kästchen auf seiner flachen Hand, tanzten winzige, goldene, silberne und platinfarbene Funken, wie Elfen im Saunabereich. Der Ring, auf blauem Samt gebettet, verströmte eine spürbare Macht, das konnte Jesus nicht abstreiten. Jaques empfindliche Haare am Hintern sträubten sich, obwohl die meisten von ihnen ziemlich plattgesessen waren.

„Diese Reliquie wird dir die Macht verleihen, die Welt der Menschen zu verändern. Ihren Glauben an Gott und seinen Sohn auf Erden, zu erwecken, zu stärken und dauerhaft zu festigen. Sie werden es Wunder nennen, widernatürlich und eventuell auch abartig, doch deine Auftritte werden gut inszeniert und dadurch erfolgreich sein. Sozusagen: legendär. Und das wollen die Leute sehen.“ Noch eine Pause entstand, doch Jaques blieb, wo er war.

„Wir werden eine Art Wanderzirkus, ohne Tiere und Clowns. Ja, auch ohne Erdmännchen…“ sagte Gabb nach unten gerichtet. Der Erdmann, als den er sich sah, verstand plötzlich die Welt nicht mehr und lief fiepend und tränenüberströmt zu seinem Loch.

„Du willst mir also einen Ring der Macht schenken?“

„Genau. Einen sogenannten ‚Ring des Herrn‘. Keine Sorge, die Sache ist mit deinem Vater abgeklärt. Er hat ihn selbst in Auftrag gegeben.“

Gabb klappte die Schachtel mit einem flotten ‚Zack‘ zu und setzte sich wieder. Die Vorstellung war vorüber. Jesus überlegte. Ring des Herrn hatte er schon einmal gehört, jedoch waren es in seinen Augen alte Legenden, Mythen.

„Also noch mal für die Müdegelatschten und Einfältigen: Ring, Macht, Show, Bekehrung, Menschen manipulieren, auf Tour gehen, Gott ins rechte Licht rücken, fertig! Ohne Erdmännchen.“

„Ohne Erdmännchen. Jap, so sieht es aus!“ gab Gabb zu. Besser hätte er es auch nicht zusammenfassen können.

„Aber. Warum ich? Warum muss ich hier durch die Einöde stapfen und Leute bekehren? Warum trägst du ihn nicht selbst?“

Gabb hatte mit der Frage gerechnet:

„Weil ich nicht soll. Zu viel Macht für einen Engel, verstehst du? Außerdem bin ich ein Erzengel. Trüge ich einen Ring des Herrn, bekäme ich zwar die Macht, aber würde unverzüglich zu einem gefallenen Engel! Außerdem meinte dein Vater es würde dir guttun mal raus zu kommen!“ Er grinste in Jesus von der Sonne rotgeflecktes Kalkgesicht. Es schien verstanden zu haben, doch das Hirn dahinter sträubte sich noch:

„Oh Mann. Das darf alles nicht wahr sein.“

Jesus resignierte. Mal wieder. Dann winkte er den Engel heran, der ihm das Kästchen hinhielt:

„Eins noch: Das ist kein Spielzeug. Geh vorsichtig, umsichtig und gewissenhaft damit ans Werk. Morgen werden wir ein wenig damit üben!“ Jesus wollte gerade nach der Schachtel greifen, als der Engel wegzog:

„Versprich es mir, Jesus von Nazareth!“

Gelangweilt versprach es der Heilsbringer und nahm den Ring an sich. Während Gabb ein Lagerfeuer für die Nacht entzündete, betrachtete der Messias das mächtige Artefakt. Es war bereits dunkel und er hatte Mühe im flackernden Feuerschein etwas zu erkennen. Nach mehrmaligem Drehen zwischen den Fingern begann der Ring leicht zu leuchten. Die kleinen Funken kamen wieder und dann sprang die Energie auf ihn über. Erst ein wenig auf die Fingerspitzen, dann etwas mehr. Sie züngelte über die Finger, bis zum Handrücken, stob auf und bohrte sich, wie ein ilmanischer Parasit, direkt in die Haut. Unter der Oberfläche kroch sie sichtbar entlang, verschwand und verteilte sich durch das Nervensystem im ganzen Körper, bis sie schließlich das Gehirn erreichte. Jesus bekam einen innerlichen Schlag und seine Wahrnehmung veränderte sich augenblicklich. Er verfiel in eine Art Trancezustand. Die Zeit lief langsamer ab, blieb fast stehen. Gabb legte Holz ins Feuer und die Flammen tanzten in Zeitlupe. Einige Sekunden oder Minuten später, Jesus wusste es nicht genau, wurde alles auf einmal äußerst intensiv, seine Sinne bekamen Flügel und breiteten sich kreisförmig aus, wie kleine Pioniersoldaten, die das Terrain erkunden. Es war, als ob er sich ausdehnte. Als wenn er sich aufblähte, wie ein Kugelfisch, und alle Sinneseindrücke in der näheren Umgebung nahm er nun gesteigert wahr. Durch die Erde wühlten sich Wühlmäuse, so etwa 7 Stück, wobei die eine hinten rechts ein wenig nachhinkte. In der Nähe wuchsen Blonzsträucher, mit ihren rosa Blüten, die einen hauchzarten Duft absonderten. Selbst die Wasserquelle war nun auch zu riechen. Sie verströmte einen leicht metallischen Geruch. Er öffnete den Mund, schmeckte die Luft, wie ein Tier auf der Jagd, ließ sich Pflanzen, Tiere, Sand, Fels, Wolken, Gabb und Ihn selbst, inklusive dem verheulten Jaques, auf der Zunge zergehen. Er hob einen Stein auf und tastete mit geschlossenen Augen. Sein Finger nahm jede noch so kleine Unebenheit auf und es war, als ob ihm der Stein, durch seine einzigartige Beschaffenheit, in Jahrtausenden geformt, seine Geschichte erzählte. Dann hörte er in weiter Ferne eine Stimme, die seinen Namen rief. Sie stellte sich mit Pfirsichauge vor und hauchte ihm ein, sie wäre der Hüter des Ringes und freue sich auf die Zusammenarbeit. Dann verstummte sie. Er öffnete seine Augen wieder, sie klarten auf und es erschien ihm, als ob es Tag wäre. Er konnte alles erkennen. In einiger Entfernung paarten sich zwei Koyoten auf einem couchartigen Riesenstein und in der Luft drehten Flughunde ihre Pirouetten. Dann blickte er wieder auf den Ring. Er hatte sich verändert. Er war größer geworden. Nein, seine Hand war größer geworden. Nein. Dann erkannte er, dass sich seine Augen einstellen ließen. Sie hatten einen eingebauten Zoom. Er zoomte den Ring heran und konnte eine Inschrift auf der Innenseite erkennen. Normalerweise hätte er sie als Kothaufen abgetan und einer nazarenischen Schrumpffliege zugeschrieben. Doch dem war nicht so. Er begann zu lesen.

Gegenstand:

Ein Ring des Herrn – modifizierte Edition

Erstellungsort:

Schmiede 3 für äußerst machtvolle Gegenstände aller Art

Treasure Island – SmeAtoll - Mittelhimmel

Ersteller:

Zauberer Wollum und der Zauberlehrling

Neben-/Wirkungen:

Möglich sind, je nach Besitzer: Haare auf den Füßen, meeresblaue Augen, Glatze mit schlecht gekämmten Haarsträhnen, Zahnausfall, Nachtblindheit, Hypnose von 2-10.000.000.000 Personen (+/- 1), starke Ausstrahlung bis Radioaktivität, Persönlichkeitsspaltung, Verwandlung verschiedenster Dinge, starker Harndrang, Levitation, Konversation und Aspiration, Unsterblichkeit usw.

Empfohlene Tragedauer:

EinxxXxoODoOODdXO

Irgendwie schien das Feld der Tragedauer verschmutzt zu sein. Jesus rieb mit seinem immens großen Fingernagel darüber, doch es half nichts.

Belehrung:

Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Freude mit unserem Produkt aus Schmiede 3. Das Weiterreichen unserer Produkte an etwaige Dritte, wie Feinde, Kinder und Kreaturen unter 1m Höhe wird nicht empfohlen. Umtausch und/oder Rückgabe unserer Produkte aufgrund von Verlust, Zerstörung oder unzureichender Wirkung ist ausgeschlossen. xXoOOoODDdDoDoOxdXdx

Auch hier fehlten ein paar Zeilen. Weiter stand da nichts. Jesus drehte den Ring noch einmal und zoomte dann heraus. Mit einem Schlag war wieder alles beim Alten und Gabb sprach ihn ziemlich laut an:

„ALLES KLAR? GEHT’S DIR GUT?“ Er wedelte vor Jesus Augen herum und starrte in die geweiteten Pupillen.

„Ähm, ja, ja. Alles klar!“ gab Jesus ein wenig japsend zurück. Er schien die Luft angehalten zu haben. Der Engel setzte sich wieder rechts neben das Feuer.

„Hatte mich schon gewundert. Warst wie weggetreten. Also, verträglicher als sonst …“ gab er leicht schelmisch an. „Greif zu, es schmeckt hervorragend!“ log er dann und machte sich an seinem Spieß zu schaffen, auf dem ein verkohltes irgendwas mit Kopf und 4 Stummelbeinen hing. Der Duft war verlockend und abstoßend zugleich. Jesus spürte den Hunger und schnappte sich auch einen Spieß. Mit halb vollem Mund und einem an ledriger Haut arbeitenden Backenzahn sprach der Sohn Gottes:

„Habe die Inschrift auf dem Ring gelesen. Die Tragedauer ist …“

„Nicht wirklich leserlich, ich weiß. Das tut aber nichts zur Sache. Wie die anderen Standardfloskeln. Ist außerdem die modifizierte Edition. Solltest nicht alles glauben, was die Typen aus Mittelhimmel auf ihre kuriosen Spielsachen kritzeln! Aber eines sag ich dir noch: Lass dir nichts einreden von diesem Pfirsichauge. Und reibe den Ring niemals an einem Stück Stoff oder so.“ Jesus nickte. Er glaubte dem Engel jedes Wort:

„Ok. Und nicht nach Mitternacht mit Essen beschmieren. Sonst noch was?“

„Nein, nichts weiter!“ Gabb biss einen großen Happen ab. Damit war der Anflug von Bedenken an ihm vorbeigeflogen und die Sache abgehakt wie die Tablettenliste von Tante Käthe. Er streifte den Ring über, der augenblicklich unsichtbar wurde. Auch diese Bedenken hatten sich soeben zerstreut. Eine Weile saßen sie schweigend da und beobachteten die Flammen beim Umarmen.

„Morgen“, meinte Gabb und rutschte mit dem Rücken am Felsen herunter, bis er auf dem Boden lag, „werden wir hoch zur Höhle laufen.“ Er lallte bereits vor Müdigkeit. Dann fütterte er noch den Feuerdämon und schloss die Augen.

„Was ist eigentlich in der Höhle?“ Der Messias gähnte und rutschte seinerseits auf den sandigen Boden. Auch ihn überfiel die Müdigkeit wie ein nächtlicher Attentäter. Die wohlige Wärme der Feuerstelle, die Anstrengungen des Tages und die Erfahrung mit dem Ring trieben ihn wie ein Schäferhund ein Schaf in den Schlaf. Das Letzte was er noch hörte, war das leise Schluchzen eines Erdmännchens in weiter Ferne. Dann wurde es still.

Am nächsten Tag erklärte Gabb Jesus die weitere Vorgehensweise. Er solle die Höhle betreten, den Bewohner finden und ihm ‚25 Jahre‘ sagen. Das war nicht schwer zu merken, sollte sich aber als komplizierter erweisen, als es den Anschein hatte. Was das sollte, frage sich Jesus schon längst nicht mehr.

„Nimm dies hier!“ In der Hand hielt er eine männliche Heuschrecke. Grün, ca. 8,723 cm groß und ohne erkennbaren Fehlwuchs. War alles dran, sah aber tot aus. Da er in naher Zukunft keine Möglichkeit sah, sich die Finger zu waschen, nachdem er den Hüpfer angefasst hatte, fragte Jesus nun doch:

„Wofür ist denn der schon wieder?“ Gabb trat heran, öffnete Jesus Hand und klatschte den Grünling auf die Fläche.

„Vertrau mir. Du wirst den Heuschreck brauchen. Ich habe ihn hypnotisiert, er wird dir also keinen Ärger machen. Aber verliere ihn nicht, egal was geschieht!“

„Was geschieht? Soll ich eine Horde Sandwölfe damit ablenken oder worum geht es hier?“, jammerte der Heiland mit dem üblen Sonnenbrand.

„Fragen, Fragen, Fragen. Nichts als Fragen. Du kennst doch den Plan. Dies ist nur eine kleine Etappe bei der Durchführung dich zum Heilsbringer der Menschen zu machen.“ Mit ausgestrecktem Finger redete der Engel ihm nun wieder gut zu.

„Geh jetzt da hinein und wir sehen uns später wieder.“

Jesus machte einen Schritt auf die Höhle zu. Warum er sich ständig auf diesen Mist einließ, wusste er selbst nicht. Das Einzige was daran verlockend war, war der Schatten. Der kühle, wunderbare Schatten, der Gegenspieler der Sonne, die sie mal wieder mit einem Bombenteppich aus Strahlen überzog, dass es nicht mehr feierlich war.

„Und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe!“ rief Gabb ihm nach.

„Ja,ja. 25 Jahre, ich weiß. Hab zwar keine Ahnung …!“

„Geh schon!“ unterbrach ihn Gabb und wedelte mit den Armen. Jesus trollte sich. Langsamen Schrittes ging er auf die dunkle Öffnung zu. Sie war etwa 5m hoch wie breit. Nach ein paar Metern kam eine Biegung und dahinter lag ein finsterer Gang, mitten in den Berg. Es war Jesus nicht geheuer, doch Gabb hatte ihm empfohlen sich auf den Ring zu konzentrieren. Der würde ihm eine gute Sicht bereiten, selbst wenn es kein Licht in der Höhle gab. Und so war es auch. Anfangs stolperte er, sich mit einer Hand an der kühlen Wand entlangtastend, doch bald hellte sich das Schwarz vor seinen Augen auf. Vorsichtig trat er tiefer in den Berg, der Gang verengte sich, er nahm die eine und andere Biegung und sog feuchte Luft in die Lunge.

Mit einem mulmigen Gefühl, es passte ihm gar nicht, das er alleine gehen musste, schaute er um die nächste Ecke und entdeckte eine Felsenkammer von gigantischen Ausmaßen. Das Zentrum. Von der halbkugeligen Höhle gingen mehrere Gänge ab. Jesus trat weiter hinein und seine Augen schalteten wieder um. An Decke und den Wänden leuchtete Moos und tauchte einen Teil der Höhle in gelblichgrünes Licht. Als er sich etwa mittig in dem mächtigen Hohlraum befand, fiel ihm etwas Merkwürdiges auf. Die gegenüberliegende Wand bestand ausschließlich aus Büchern. Übereinandergestapelte, meterhoch aufgeschichtete Bücher. Hardcover, nicht dieser billige Taschenbuchramsch im Preismängelexemplardesign. Staunend, doch von der Misstrauensschlange in den Adern durchschlängelt, trat er näher. Der Teil der Höhle, der zuvor im Schatten gelegen hatte, war mit Büchern vollgestapelt. Er erklomm langsam den Berg und inmitten des Buchberges war ein kleiner Krater zu erkennen, wie eine Art Vogelnest. Jesus begann unweigerlich zu schwitzen. Das mulmige Gefühl wich einer unbestimmten Angst und er machte unwillkürlich einen Schritt nach hinten. Diesem Vogel wollte er sicher nicht begegnen. Wo hatte ihn dieser Engel nur hingeschickt?, dachte der Messias. Plötzlich vernahm er ein herannahendes Getrappel. Er drehte sich um. Nervös kreisten die Augen und auf einmal hatte er ein, nein, zwei Probleme.

Woher bin ich gekommen und woher kommen die Geräusche von dem, was auch immer? Er stolperte kopflos über die, teilweise alten, teilweise staubigen, teilweise sicher wertvollen Buchdeckel- und -rücken und -einbände auf einen Gang zu und erschrak. In Starre verfallen starrte er stumm und starr auf das sagenhafte Wesen, was mit seinen oberschenkeldicken, stark behaarten Beinen aus einem der Tunnelsysteme getrippelt kam.

Jetzt ist es aus, dachte Jesus, hielt den Atem an und plumpste rückwärts auf den Hintern, während die Monsterspinne mit lautem KlickKlack in achtfacher Ausführung, nur 1m vor seiner Nase vorbeilief. Die stacheligen, schwarzen Haare auf dem Körper und ihrem mächtigen Hinterleib, den sie wie einen Wohnwagen hinter sich herzog, wackelten mit jedem Schritt. Wie ein Panzer blieb das Untier vor dem Bücherhaufen stehen, drehte sich behände um 90 Grad und schob ihren ovalen Leib, von etwa 5x Jesus, rückwärts hinauf in den Krater. Die acht Beine wurden nun gleichmäßig auf verschiedenen Büchertürmen abgesetzt. Jesus wünschte sich augenblicklich, nie herausgefunden zu haben, wem das Nest als Kuschelkuhle diente. Sachte und so beweglich wie möglich, seine Glieder hatten vor Schreck alles Leben ausgehaucht und kribbelten bei jeder Bewegung, schob er sich weiter. Fort von der Spinne.

Raus, nichts wie raus, schrie es in ihm, doch er musste sich zurückhalten. Nur nicht zu hastige Bewegungen und bloß keinen Krach machen. Hatten Spinnen überhaupt Ohren? Bis jetzt hatte sie ihn noch nicht bemerkt. Zum Glück.

Die Spinne thronte regungslos und gab ein rasselnd sabbernd schlurfendes Atmen von sich. Mit einem Male war das Schlurfen vorbei und der rechte Taster stellte den Pappbecher mit Strohhalm in die Lücke zwischen den Büchern zurück. Jesus vergaß das Blinzeln und die Augen trockneten geradewegs aus. Er war sich nicht sicher, was er da gerade sah. Anstatt des Pappbechers kam nun ein metallisch glänzender Gegenstand hervor. Es war absurd. Der andere Taster umfasste gleichermaßen den Gegenstand und mit ein wenig Ziehen, Schieben und Stupsen, saß das abenteuerliche Brillengestell auf der nicht vorhandenen Nase. Vielmehr auf den beiden Kieferklauen. Das Ungeheuer räusperte sich lautstark, verdrehte die acht Augen und sprach zu sich selbst:

„Woh wahr ich dhenn noch ghleichchchch?“ Dabei hielt sie mit dem einen Bein einen dicken Wälzer vors Gesicht, wenn man es so nennen konnte, während ein anderes die filigranen Seiten umblätterte.

Jesus Herz war kurz vor der Explosion. Er tastete hinter sich, rutschte auf dem Hintern weiter Richtung Ausgang und ließ den Achtbeiner keine Sekunde aus den Augen. Tränen liefen ihm die Wangen herunter und anstatt zu Blinzeln rollte er lieber die Augen. Nun war es besser.

Bloß keinen Fehler machen. Er wusste, sollte er ihre Aufmerksamkeit erregen, war er verloren. Gerade in dem Moment, als er darüber nachdachte, ertastete er etwas glitschig, schleimig, glibberig, widerliches. Mit der flachen Hand hatte er mitten hinein gepackt und es grauste ihn nicht hinschauen zu können. Das konnte wer weiß was sein. Er spürte sofort den herannahenden Herpes. Schneller als er nachdenken konnte entfuhr ihm das Quieken eines 6jährigen Mädchens beim Meerschweinchenfüttern. Dann verharrte er, mit beschleimter Hand und die Spinne verlor den Faden beim Lesen. Ihre acht Augen rissen sich von der äußerst spannenden Lektüre los und sahen die Unregelmäßigkeit, zu Boden, beim vierten Schwenk.

„Guthen Thaaag“, geiferte die Spinne hinterhältig in gestochen scharfem Hochdeutsch. Zuerst drückten sich die Augenbrauen des Heilands hoch. Er war wie gelähmt und hoffte er würde auf dem dunkeln Untergrund nicht auffallen. Mit einem Satz sprang die Spinne vor, tänzelte ein klein wenig nach links und rechts und reckte dann den abstrakten Schädel nach vorne. Jesus konnte den Erdbeershakeatem riechen. Er spiegelte sich leicht in 8 Brillengläsern:

„G…g…g…uten Tag!“

„Ehin Schthotterer, whie? Schheint bei euchch Mhenschhen Volksspohrt zuh ssein!“ Die beiden Taster neben den Kieferklauen bewegten sich vor und zurück, hoch und runter. Das gab dem Ganzen eine erschreckend dreidimensionale Wirkung. Jesus konnte nicht sagen, dass es ihn nicht irritiert hätte. Dann wich die Bestie ein Stück zurück.

„Schteh auhffff!“ meinte sie bestimmt und Jesus rappelte sich hoch. Nun half auch tot stellen nichts mehr, obwohl er es immer noch als Option im Hinterkopf behielt. Hinwerfen, zucken, auf die Seite rollen und in Embryonalstellung auf das Verhungern des Viehs warten.

„E…e…eigentlich nicht.“ Seine Stimme war brüchig und weitfernig von Mut, Verwegenheit, Stärke, Entschlossenheit oder Tatendrang. Trotzdem leitete er noch etwas Energie von seinen Schweißdrüsen um und brachte ein

„F…fressen Sie mich jetzt?“, heraus.

Ein abgehakt, kratzendes Quietschen presste sich zwischen den beiden wippenden Giftstacheln hervor und hallte in der Höhle wider. Gespenstisch. Scheinbar ein Lachen, doch bei dem Menschen wollte sich nicht so recht fröhliche Geselligkeit einstellen. Vielleicht gleich. Die Spinne rückte die Brille zurecht.

„Whenn nicht gerahrde eine 2,50m Heuschschreckhe vorbeih schhaut!“

Jesus griff in die Tasche und holte die Hypnoseschrecke von Gabb heraus.

„Whass soll dhass denn ssein?“

„Futter?“, fragte der Mensch mit verzitterter Hand.

„Ehrrssatz fhür eihnnen Ffflheischshnack wwwie dhich? Whohl khaummm!“ Wieder das Lachen. Die Heuschrecke verschwand wieder in der Tasche. Das hat ja schon mal hervorragend hingehauen. Als das Lachen verstummte fragte die Spinne:

„Hassst duh dhenn dhass Schildh nicht gehsehen? Am Höhleneihngang?“

Jesus schüttelte den Kopf:

„Welches Sch…Schild? Da w…war kein Schild…“

Unerwartet schnellte das Spinnentier nach vorne und blickte mit 4 kleinen Augen nur wenige Zentimeter vor Jesus Nase in dessen. Der Geifer und säuerliches Gift troff von ihren Stacheln herunter, plätscherte und sammelte sich zu seinen Füssen:

„Vohrssicht! Fffreihhhlauffendher, menschhenfressendher Arachnidh ohhne Gewwissssen!“ Endlose Sekunden starrten sie sich an. Die Luft knisterte, dann kratzte sich das Tier mit dem Taster am Kopf, entfernte sich wieder und einige Borsten fielen zu Boden. Eventuell war soeben was zwischen Jesus Beinen auf den Boden geplumpst.

„Ach jah“, räumte sie plötzlich ein, „dhass stelle ich ehrst in ein paahr Jahrhunderthen auhf! Dieh meisten Humanoiden in diesser Zheit köhnnen noch gahr nicht lehessen. Sie lhegen ihr Gheld lieber in Stheinigunghen oder Bhrot an, ansthatt in Bhildung.“ Dann grummelte sie noch etwas, wirkte leicht verwirrt und Jesus schnappte endlich wieder nach Luft. Erst jetzt bemerkte er, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Tief sog er den Sauerstoff aus der verfahrenen Situation. Erdbeeren erfüllten den Raum. Sein Herz pulsierte wieder, beruhigte sich zwar etwas, doch bettelte nach einem Bypass.

„Whass willst duh hier?“, säuselte die Spinne. Der Spannungsbogen kam inzwischen auf gute 88 Grad Steigung. Ohne die Auswirkungen zu kennen versuchte er, was Gabb ihm geraten hatte:

„25 Jahre!“ Dann schloss er die Augen, drehte den Kopf zur Seite und wartete auf den Giftstachel, doch der kam nicht. Vielmehr schien die Spinne zu überlegen.

„Wharum ssollte ich dihr 25 Jahhre schchenken. Duh bisst doch ein gewöhhnlicher …!“ Von jetzt auf gleich stockte sie. Die Taster kamen hoch, schoben die Brille nochmals zurecht und dann:

„NEIN!“ Jesus erschrak erneut. Sein Herz hüpfte, wollte sich von Arterien und Venen losreißen und direkt durch die Bauchdecke verschwinden, doch Jesus hielt sich die Brust zusammen. Für heute war es eindeutig genug Aufregung und er öffnete die Augen.

„Duh hhast einen Rhing? Auss Schmiehde 3? Llhass michch rhaten: Wollum hhat ihn gefherrrtigtttt? Whie geht’s dem ahlten Rhhabauken!“ Das durfte nicht wahr sein. Dieses Ungetüm kannte Wollum aus Mittelhimmel, den Typen, der seinen Ring des Herrn gefertigt hatte? In seinen Ohren hörte er die Herzklappen klappern wie einen 12 Zylinder.

„Mheine Brille isst von Wollum. Ein wundhervolles Stückk. Ohne ssie wähhre ich fasst blinnd!“ Ein Bein schnellte vor, gab Jesus einen Klaps auf die Schulter und sie lud ihn ein, sich zu setzen.

TrippTrappTrippTrappTrippTrapp, der Arachnide bestieg seinen Bücherthron, schlürfte nochmals am Pappbecher und verlangte zu wissen, wie es Wollum denn so gehe. Jesus übte sich in Floskelei und setzte sich auf einen Stapel Bücher, vor dem Thron. Zum Glück fragte das Ungetüm nicht expliziter nach dem Schmied oder Zauberer oder was auch immer. Er wäre in Antigottes Küche geraten und schließlich doch verspeist worden.

„Mhein Nahme issst Yshrashimnotrylyschh! Nhenn michh einfachhh Shrashimnotrylyschh.“

„Oder Yshra?“

„Ohhder Yshra!“ erlaubte ihm die Spinne. Als Yshra zugab Vegetarierin zu sein, fiel die Anspannung von Jesus ab und versickerte im groben Höhlenboden.

„Ichh gewähhre dhir die 25 Jahhre, Freundh aus Mittelhimmel!“ Was sollte das heißen? 25 Jahre? Er hatte damit gerechnet ein Codewort genannt zu bekommen, aber sollte er nun 25 Jahre hier in der Höhle zubringen. Mit Yshra?

„Was soll das heißen, gewähren?“

Yshra runzelte die üppig bestückte Augenpartie:

„Duh weißßt nichth einmahhl whorum duh michh bittest?“

„Nun ja“, gab der unbedarfte Frager zu. „So wurde es mir aufgetragen.“ Er fügte hastig hinzu „Von einem Freund!“ und hoffte das würde weitere Fragen verhindern. Die Spinne war nicht an Einzelheiten interessiert.

„Duh hast gar kheine Ahnung, nicht wahrh? Ichh bhin eine Zeithenschpinnhe und reisse durch die Jahrthausendhe und Jahrmillihonen. Mahl vhor, mahl zurückk, dhoch niehmals seithwhärts, das bringt Khomplikhationen. Dhein Frheund schickte dhich zuh mir, dhamit ichh dhich 25 Jaahre mhit in die Zhukunft nehme? Whir ssind berheits unterwegsss.“ Ein Bein zeigte auf einen Höhlenzugang. Er war verschlossen. Bei näherer Betrachtung waren sie alle verschlossen. Das Schwitzen kehrte wieder.

„Dann reisen wir gerade in der Zeit vorwärts?“

„Ssoh isth es!“ bestätigte die Spinne, nahm ihr Buch zum Taster und blätterte auf die richtige Seite. Jesus verstand nun gar nichts mehr. Die Situation war mehr als abstrus. Er träumte vielleicht oder hatte falsche Pilze gegessen oder einen Halluzinorpion verschluckt oder… er hatte ganz einfach und endgültig seinen Verstand an der Garderobe zum Irrenhaus abgegeben. Sinn ergab das alles hier schon lange nicht mehr. Nach einer Weile trat er an das Gliedertier heran:

„Wie lange sind wir unterwegs?“

Yshra antwortete beiläufig:

„Chirca 2 Sthundhen. Ssetz dhich uund nimm dhir ein Bhuch. Ihch ssetzh dhich dhann bhei 25 apph!“ Jesus blieb wohl nichts anderes übrig, als zu warten. So stöberte er und überflog den einen oder anderen Titel.

„Hexenjammer von Jabok Springer; Mein Krampf von Rudolf Witwer; Das Kapitälchen von Mannfred Marx; Kochen für Linkshänder von Tom Pfälzner.“ Die Bücher stammten aus den verschiedensten Jahrhunderten und sie hatten eines Gemeinsam: Sie waren noch nicht geschrieben worden. Die Menschen, dessen Gedanken auf Papier gebannt waren, waren noch nicht geboren. Geschweige denn die Buchdruckkunst erfunden. Jesus war schon ganz schwindelig. Alles kam ihm vor wie ein irrsinniger Traum. Dieser Plan von Gabb, wie er seinen Namen bekommen hatte, Jaques, die Höhle, Yshra und die Bücher, Sonnenstiche, Hypnoschrecken und Zeitreisen und er mitten drin. Bei all den Überlegungen drehte sich ihm der Kopf. Er setzte sich an Ort und Stelle und schloss kurz die Augen …

Als er aufwachte, lag er im Schatten eines Dattelbaumes. Benommen setzte er sich auf. Die Höhle, Yshra und die Bücher waren verschwunden. Er erkannte den Berg wieder, doch der Eingang zur Höhle war fort. Nackter Fels mit leichten Unebenheiten. Nichts deutete darauf hin, dass hier mal ein Eingang zu einem Tunnelsystem gewesen war. Nach ein paar Minuten bog Gabb um die Ecke. Er sah verändert aus. Jesus rappelte sich hoch.

„Da schau her, der Sohn Gottes, in alter Frische und immer noch bleich und gerötet!“ Er umarmte Jesus und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und die staubige Rückenpartie.

„Lang, lang ist es her! Zumindest für mich!“ Er grinste. Angesäuert schaute der Messias in Gabbs bärtiges Gesicht.

„Eine Riesenspinne! Da war eine zeitreisende Riesenspinne? Sag mal hast du ne Macke, Mann?“

„Hätte ich es dir vorher erzählt, wärst du dann hinein gegangen?“, fragte der Engel.

„Natürlich nicht! Obwohl… du hast mich ja grandios vorbereitet.“ Jesus griff in die Tasche und hielt den Heuschreck hoch. Gabriel schaute reumütig:

„Ja, ja, ich gebe zu, es war ein wenig… Sagen wir überrumpelnd von mir. Aber notwendig. Zumindest können wir jetzt, in Ruhe, in die zweite Phase übergehen.“

„Faustkämpfe mit Dinosauriern oder Vulkanschwimmmeisterschaften?“, fragte Jesus säuerlich. Darauf erwiderte der Engel nichts. Kopfschüttelnd öffnete Jesus die Hand seines Gegenübers und ein grüner, zu Tode hypnotisierter Heuschreck mit Dauerherzinfarkt klatsche auf die ungewaschene Innenfläche.

„Danke, Gabb. Danke für alles!“

Die Ringe des Herrn

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