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Der Fleck muss weg

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Es klopfte und ein massiger Schädel schob sich durch den Türspalt. Dicke Wulst an den Augenbrauen, kurz geschnittenes Haar und Unterbiss mit dem Kinn eines Flachlandgorillas.

„Ähhmmmnn. Er … is … da … Frau Doktor!“

„How often muss ich dir das noch sagen? Anklopfen und abwarten, bis ich: ‚come in‘ sage!“ blaffte die Psychologin den Neandertaler an. Dieser senkte sofort den Blick. Ein Speicheltropfen entschlüpfte seiner geöffneten Kauluke mit der 4sekundenreaktionszeit und platschte zu Boden.

„Noch mal!“ Der Kopf verschwand und es klopfte erneut. Diesmal wartete sie, schaute sich noch ein paar Sekunden ihren Nagellack an, pustete ein Stäubchen fort, schaute nochmals und dann:

„Herein!“ Nichts geschah.

„HEREIN!“ Immer noch nichts. Sie stand auf, stapfte grazil zur Tür herüber, öffnete sie und blickte in die wässrigen Augen der Kittelkreatur mit der Nummer 234. Inzwischen hatte Emily kleine Schildchen mit Nummern verteilen lassen. Erstens hatte sie weiterhin keine große Lust sich irgendwelche Namen zu merken, zudem konnten die Einfaltspinsel von Pfleger mit etwas Mühe und Disziplin ihre 3stelligen Nummer auswendig aufsagen und gegebenenfalls auseinanderhalten, falls einmal 2 Schildchen gleichzeitig herunterfallen sollten.

„Why kommst du not herein, 234?“

Betreten schaute 234 zu Boden und druckste herum:

„Ähmm, Sie … hm … hatten doch … gesagt: Nur bei comm inn!?“

„That’s the same …“ Sie überlegte und korrigierte sich. „Das ist das Gleiche!“ Wütend dachte sie: Diese minderbe … doch mit einem Mal innehaltend, zügelte sie sich, hielt sich im Zaum. Ihr Blick traf den von Juras, der von ihrem Pfleger hergebracht worden war. Er lächelte sanft wie Elefantenrüssel. Das beruhigte irgendwie das Gemüt. Vielleicht war sie doch ein wenig zu streng mit ihren Sonderschülern. Nachsicht war zwar nicht ihre Stärke, aber eventuell könnte sie es einmal tryen. Sichtlich entspannter auf die traurige Muskelmasse schauend, winkte sie die Neuankömmlinge herein.

In Frau Doktor Schabbach von Graupen-Aichings Büro kniete die Putzfrau auf dem hellen Teppich bei der Couch und schrubbte an einem widerlich, widerspenstig, widerborstigen Fleck herum. Um was es sich handelte, wusste sie nicht und die Frau Doktor danach zu fragen, wäre glatter Selbstmord. Also probierte sie alle möglichen Reiniger und Hausmittelchen, bislang erfolglos.

„You can später weiter machen, Sophie! Leave now!“ Das junge Mädchen in viel zu knapper Dienstmädchenkleidung schlich sich schüchtern an Juras vorbei aus dem Raum, ohne auch nur einmal den Blick zu heben. Wieder in ihrer alten Rolle beäugte Emily den aufgehellten Fleck, schüttelte leicht mich dem Kopf und ließ ein: „Es ist so schwer, heutzutage good Personal zu finden, stimmt’s 234?“, ab.

„Ja … wohl … Frau Doktor!“ Sie zuckte und er trat ab.

„So, sit down, Herr Charity!“ Sie knisterte sich im engen Hosenanzug auf ihren Sessel und rückte die Brille zurecht. Er tat wie geheißen. „What haben sie mir zu berichten. Wo waren wir stehen geblieben. Der Ring, nicht wahr?“

Juras nickte. Die Drogen waren aus seinem Körper gespült und er konnte wieder klar denken. Ab jetzt sollte es einfacher sein, seine Geschichte glaubwürdig rüber zu bringen. Mit einem kläglichen, doch gut gespielten Seufzer fing er an.

„Hören Sie. Seit ich hier bin, plagen mich schlimme Albträume. Der Ring, wissen Sie …“ Er blickte sich ein wenig nervös um, um einen gehetzten Eindruck zu machen. „Er … erzählt mir Geschichten, verstehen Sie?“ Heute war Juras Charity richtiggehend redselig. Die Therapie schien auf dem richtigen Weg zu sein. Nach ein paar Notizen lehnte sich die Ärztin vor und beschwichtigte ihn.

„Mr. Charity. You can sicher sein, that Ihnen hier nichts passiert. Hier droht Ihnen keinerlei Gefahr!“ Innerlich musste er schmunzeln, denn er wusste genau wo sich die Gefahr befand bzw. bald befinden würde. Sonst hätte er sich sicher nicht hier einquartiert und würde jetzt irgendwelche Stories erfinden.

„Sind Sie sicher?“, fragte er ängstlich nach.

„Yeeeessss. Sicher!“ beruhigte sie ihn und er atmete hörbar aus. Dann fuhr er fort:

„Seit ich den Ring habe, kommen diese Visionen. Diesmal hatte ich gleich zwei!“

Emily hob die Augenbraue, dann das bestrumpfte Bein in enger Hose und schlug es über das Andere.

„Tell me more!“ säuselte sie puderzuckerweich. Wie lange er hierbleiben würde, wusste Juras zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er durfte sein Pulver jedoch nicht direkt verschießen. Diesmal würde er ihr nur eine Geschichte liefern, die andere gab’s an einem anderen Tag. Er fing zaghaft an zu erzählen.

Die Ringe des Herrn

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