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Nicht jede Meinung ist valide
ОглавлениеVegan lebende Personen werden oft dafür kritisiert, dass sie ihre Meinung für die »einzig richtige« halten. Das mag in Bezug auf das Thema Tierrechte stimmen, und die ablehnende Reaktion darauf ist auf emotionaler Ebene nachvollziehbar. Aber wenn man diese Kritik zu Ende denkt, ergibt sich daraus kein valides Argument. Es geht in der tierethischen Debatte nicht um persönliche Vorlieben, wie etwa den eigenen Musikgeschmack, bei dem niemand durch die eigene Vorliebe beeinträchtigt wird. Musikgeschmack und Essensvorlieben sind diesbezüglich grundverschiedene Kategorien, und nur weil mehrere Meinungen zu einem Sachverhalt existieren, bedeutet das nicht, dass all diese Meinungen gleich fundiert und von ähnlich validen Argumenten untermauert sind. Nur weil man in der Theorie (fast) jede Meinung haben darf, leitet sich daraus nicht ab, dass man auch jede beliebige Meinung haben sollte. Wenn man den Anspruch an sich selbst hat, seinen ethischen Grundwerten entsprechend zu handeln, sollte man besser nur Meinungen vertreten, die man objektiv widerspruchsfrei belegen kann. Die eigene Meinung generalisierend und ohne entsprechende Expertise für die einzig richtige zu halten und verschlossen für andere Sichtweisen zu sein, ist hingegen ein Zeichen für Überheblichkeit und die Überschätzung der eigenen Kompetenz. Dennoch heißt das nicht, dass man nicht in gewissen Themengebieten, mit denen man sich intensiv beschäftigt und andere Meinungen und deren Quellen überprüft und ehrlich abgewogen hat, eine Meinung mit Nachdruck als die richtige vertreten kann. Dies sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Sachverhalte. Es gibt bei den meisten Fragestellungen bei genauerer Betrachtung nicht mehrere objektiv richtige Antworten. Daher zeugt es nicht von Engstirnigkeit, die eigene fundierte Meinung nach reichlich Recherche in gewissen Fragestellungen als die einzig richtige zu vertreten, zumindest bis valide Daten etwas Gegenteiliges zeigen. Ob Fleisch, Käse und Eier gut schmecken, ist durchaus eine Frage des Geschmacks und darüber lässt sich streiten. Ob die Produktion tierischer Lebensmittel Leid verursacht, ist zwar bis zu einem gewissen Grad situationsabhängig, kann aber in den allermeisten Fällen (besonders in der industriellen Intensivtierhaltung, die für den größten Teil aller Tierprodukte verantwortlich ist) bei einem ehrlichen Blick auf den Sachverhalt bejaht werden. Das ist keine Geschmacksfrage, sondern eine Frage der Ethik. Diese ist weit weniger subjektiv, als es fälschlicherweise oft behauptet wird (siehe Einleitung).