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Der Veganismus als Deckmantel der Essstörung

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Die Ärztezeitung schrieb 2018: »Vegane Kost als Ersatzreligion. […] Wer seine Ernährung mit religiösem Eifer betreibt, leidet möglicherweise an einer Essstörung.«4 Abgesehen davon, dass »Ersatzreligion« und »religiöser Eifer« in Bezug auf den Veganismus deplatzierte Bezeichnungen sind (siehe Kapitel 27), übersieht Die Ärztezeitung in ihrer Berichterstattung einen wesentlichen Punkt. Korrekter betitelte die Situation die schweizerische TagesWoche mit der Überschrift »Wenn Veganismus als Deckmantel für Essstörungen hinhalten muss«.5 So müsste die Headline in der Ärztezeitung richtigerweise »Wer an einer Essstörung leidet und seine Ernährung mit religiösem Eifer betreibt, neigt häufiger dazu, sich vegan zu ernähren« lauten. Im Artikel in der TagesWoche heißt es: »In Online-Foren für Magersüchtige wird Veganismus als Waffe gegen Kalorien angepriesen und als sichere Methode, um unangenehmen Fragen auszuweichen. […] Der Veganismus, wie er sich hier zeigt, hat nichts mit Tierliebe, Ökologie oder Gesundheit am Hut. Es geht ums Hungern, und zwar so, dass möglichst niemand Fragen stellt.«6 Damit wird der Kern der gesamten Diskussion auf den Punkt gebracht: Es sind nicht die tierethisch motivierten Veganer*innen, die durch eine vegane Ernährung in eine Essstörung rutschen, sondern es gibt Personen mit Essstörungen, die den Veganismus zweckentfremden und dafür benutzen, ihre Krankheit vor Angehörigen als Veganismus zu bemänteln. Zusätzlich ziehen gesundheitlich übertriebene Heilsversprechen mancher veganer Fürsprecher*innen Personen mit orthorexischem Essverhalten an, die glauben, im Veganismus eine vermeintlich »reine« Art der Ernährung zu finden, die ihrem Bild einer optimalen Ernährung entspricht.

Beides hat jedoch nichts mit Veganismus zu tun. Veganismus ist keine Diät, sondern eine Lebenseinstellung, die sich in erster Linie auf den Tierschutz bzw. Tierrechte bezieht. Wenn eine vegane Ernährung gut zusammengestellt ist, kann sie zwar durchaus gesundheitlich wertvoll und ökologisch sinnvoll sein, aber das sind im Kern nicht die primären Gründe für die Adaption einer veganen Lebensweise. Obwohl eine Reihe an Untersuchungen höhere Raten an Essstörungen bei vegan und vegetarisch lebenden Menschen im Vergleich zu Mischköstler*innen zeigte,7,8 ist es von großer Bedeutung, die Motivation hinter dem Umstieg auf eine vegane oder vegetarische Ernährung in die Betrachtung miteinzubeziehen, da sie einen großen Einfluss auf die Bewertung hat. Darüber hinaus leiden viele der früheren Untersuchungen zu diesem Thema an zahlreichen methodischen Mängeln, was deren Ergebnisse zusätzlich relativiert. In vielen Untersuchungen wurden nicht nur Veganer*innen und Vegetarier*innen in eine Gruppe zusammengelegt, sondern auch das Einhalten der vegetarischen bzw. veganen Ernährung innerhalb der Gruppen wurde nicht ausreichend kontrolliert. So wurden zum Teil auch Pescetarier*innen und Personen, die lediglich kein rotes Fleisch aßen, in die Gruppe der vegetarisch bzw. vegan essenden Personen eingeordnet. Insgesamt erfolgte zu wenig Kontrolle darüber, ob es sich denn bei jenen Personen tatsächlich um »echte« Vegetarier*innen und Veganer*innen handelte.9

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