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Misanthropie

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Misanthropie beschreibt die Sichtweise einer Person, die Menschen hasst oder deren Nähe ablehnt. Eine solche Person wird Misanthrop*in genannt. Die vegane Bewegung bzw. ihre Vertreter*innen als menschenfeindlich zu bezeichnen, ist ungerechtfertigt und sachlich inkorrekt. Ein Blick auf die Definition des Veganismus nach der britischen Vegan Society macht deutlich, warum:

»Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die versucht – soweit wie praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden, und in weiterer Folge die Entwicklung und Verwendung von tierfreien Alternativen zu Gunsten von Mensch, Tier und Umwelt fördert. […]«35

Auch wenn im Rahmen dieses Buches zur einfacheren Verständlichkeit (wie auch in der Definition der Vegan Society) zwischen Menschen und Tieren unterschieden wird, so ist auch der Mensch ein Tier. Der Mensch (Homo sapiens) ist nach der biologischen Systematik ein Vertreter der Gattung Homo aus der Familie der Menschenaffen, die zur Ordnung der Primaten und somit zu den höheren Säugetieren gehört.36 Dass sich ein großer Teil der Bestrebungen der veganen Bewegung zum aktuellen Zeitpunkt auf das Wohl der (Nutz-)Tiere konzentriert, liegt in erster Linie am fehlenden Einsatz anderer Gruppierungen für eben diese Lebewesen. Wie bereits beschrieben, stehen allerdings viele der den Menschen betreffenden Probleme direkt oder indirekt mit der Tierhaltung in Verbindung. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass die Unterstützung von Tierrechten in Umfragen signifikant mit dem Einsatz gegen verschiedene Formen der Diskriminierung von Menschen einhergeht.37 Auf der anderen Seite zeigen Untersuchungen, dass Personen, die negativ gegenüber gewissen ethnischen Minderheiten eingestellt sind, im Durchschnitt auch Tierausbeutung zum menschlichen Vorteil in höherem Maße befürworten.38 Die Bestrebungen zur Verbesserung der Lebensrealitäten für Tier und Mensch spiegeln außerdem zahlreiche Symbole der Tierbefreiungsbewegung wider. Das illustrieren die Embleme in Abbildung 11.

Auch wenn mitunter einige Vertreter*innen der veganen Bewegung in öffentlichen Diskursen und den sozialen Medien durch ihre teils sehr direkte und nicht immer höfliche Art auffallen (gleiches gilt allerdings auch für das Online-Benehmen zahlreicher Nicht-Veganer*innen), dürfen in diesem Kontext die Rahmenbedingungen und Beweggründe hierfür nicht außer Acht gelassen werden. Veganer*innen leben in einer nicht-veganen Welt, in der sie mitansehen müssen, wie tagtäglich Tieren unermessliches Leid angetan wird, der Großteil der Bevölkerung sich nicht dafür interessiert und sich sogar darüber mokiert, wenn Veganer*innen dieses Problem aufzeigen. Es entbehrt dabei auch nicht einer gewissen Absurdität, dass Personen die deutliche Benennung von Gewalt problematischer als die Gewalt selbst empfinden. Und auch wenn in manchen Fällen vereinzelte Veganer*innen tatsächlich über die Stränge schlagen, darf dies nicht kategorisch auf die gesamte vegane Bewegung übertragen werden.

Abb. 11: Ausgewählte Symbole der veganen Bewegung zur Befreiung von Tier und Mensch


Zudem darf nicht ignoriert werden, welche Menschenrechtsverletzungen im Rahmen der industriellen Massentierhaltung immer wieder dokumentiert werden. Wenn man als Menschenfreund*in die Ausbeutung von Arbeiter*innen unterbinden möchte, sollte eine der Maßnahmen ein Verzicht auf Fleisch aus industrieller Intensivtierhaltung sein. Auch deutsche Schlachtbetriebe beuten in vielen Fällen systematisch Menschen aus osteuropäischen Ländern aus.39 Berichte zeigen, dass 70 bis 80 % der Arbeiter*innen unfaire Werkverträge bei Subunternehmen haben, bei denen sie, zum Teil über Tricks bei der Arbeitszeitenregelung, nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Viele der Beschäftigten wohnen in unwürdigen Massenunterkünften, in denen bis zu sechs Personen in einem Zimmer mit nur einem Gemeinschaftsbadezimmer unter meist mangelhaften hygienischen Zuständen leben müssen. So überraschte es nicht, dass Schlachtbetriebe während der COVID-19-Pandemie zu Hotspots mit explosionsartigen Infektionsanstiegen wurden.40,41

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