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Den Veganismus als eine Essstörung zu kategorisieren, funktioniert auf mehreren Ebenen nicht. Im Wesentlichen werden bei Essstörungen drei Hauptformen unterschieden: die Anorexie (Magersucht), die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und die Binge-Eating-Störung (regelmäßig auftretende Essanfälle ohne gewichtsregulierende Maßnahmen).1 Keine der drei steht in irgendeiner Verbindung mit dem Veganismus und hat primär auch nicht damit zu tun, was gegessen wird, sondern in welchen Mengen. Was die meisten Kritiker*innen mit der Aussage »Veganismus fördert Essstörungen« meinen, könnte vielmehr wie folgt gedeutet werden: Vegan lebende Menschen legen orthorexische Verhaltensweisen beim Essen an den Tag. Orthorexia nervosa bezeichnet ein übertriebenes Bedürfnis, sich vermeintlich gesund zu ernähren. Es wird jedoch noch kontrovers diskutiert, ob es sich dabei überhaupt um eine krankhafte Essstörung handelt.2 Betroffene räumen dem Essen eine unangemessen hohe Stellung in ihrem Leben ein, denken unentwegt über den gesundheitlichen Wert ihrer Speisen nach und schränken die Anzahl der erlaubten, »gesunden« Lebensmittel zunehmend ein. Liest man diese Definition der Orthorexia nervosa, wird deutlich, weshalb Menschen, die sich nicht näher mit dem Veganismus beschäftigen, eine vegane Ernährung ebenfalls in diese Schublade stecken möchten. Fakt ist, dass vegan lebende Menschen ihrem Essverhalten einen durchaus hohen Stellenwert einräumen, ihre Lebensmittelauswahl einschränken und sich überdurchschnittlich viel mit ihrer Nahrung beschäftigen.

Der ausschlaggebende Punkt, der verdeutlicht, weshalb eine vegane Ernährung im eigentlichen Sinn gar keine orthorexische Essstörung sein kann, ist das Ziel der Orthorexie. Das gestörte Essverhalten entwickelt sich zumeist ursächlich aus dem Wunsch heraus, gesünder zu leben.3 Der Veganismus ist aber zuvorderst eine tierethisch motivierte soziale Gerechtigkeitsbewegung mit dem Ziel, die Ausbeutung von Tieren zu beenden. Selbstverständlich beschäftigen sich vegan lebende Menschen überdurchschnittlich viel mit ihrer Ernährung, damit sie auch ohne den Konsum tierischer Lebensmittel ihren Nährstoffbedarf decken. Das ist aber nicht die primäre Motivation. Es ist durchaus korrekt, dass Personen mit orthorexischem Essverhalten oft auch zu einer rein pflanzlichen Ernährung finden und sich als vegan bezeichnen. Sie tun dies dann aber aus Eigeninteresse in der Hoffnung auf bessere Gesundheit und nicht aus dem Antrieb, die ungerechte Mensch-Tier-Beziehung zu reformieren.

Vegan ist Unsinn!

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