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Bau von Steinzeittempeln auf dem Göbekli Tepe

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Nach dem Temperatursprung aus der Jüngeren Dryas wurde es entsprechend Abb. 4 mit Schwankungen weiterhin rasch wärmer. Die Sonneneinstrahlung auf die Erde näherte sich aus astronomischen Gründen allmählich ihrem Maximum, welches um 9000 v.h. lag (Abb. 5). Die Fruchtbarkeit der Natur nahm immer mehr zu: Gasbläschen in Eisbohrkernen auf Grönland und in der Antarktis zeigen eine sprunghafte Zunahme des Vegetationsproduktes Methan (s.Abb. 8) auf Werte, wie sie erst wieder in unserer Neuzeit erreicht wurden. In einem Eifelmaar stiegen die organischen Einträge gleichzeitig stark an. Der Tisch für Mensch und Tier war reich gedeckt! Die Folge war eine starke Vermehrung der Menschen und eine Expansion in neue Lebensräume.


Abb. 8 Verlauf der Konzentration des Fruchtbarkeits- Indikators Methan (CH4) in Eisbohrkernen aus Grönland (GRIP: oben) und der Antarktis (DOME C: unten)

Auch in den höher gelegenen nördlicheren Regionen des Vorderen Orients verbesserten sich die klimatischen Verhältnisse und die Natur in dieser vorher kühleren Gegend begann sich explosionsartig zu entwickeln. Zu den neuen Gunstregionen zählten die südlichen Vorberge des Taurus-Gebirges in Ostanatolien.

Auf dem Göbekli Tepe im hügeligen Grenzbereich der heutigen Staaten Türkei und Syrien, dem „Nabelberg“, einer beherrschenden Anhöhe bei Sanli-Urfa, dem früheren Edessa, in der Nähe des Oberlaufs des Euphrat in Obermesopotamien, graben das Deutsche Archäologische Institut in Berlin und das Museum von Sanli-Urfa seit 1996 megalithische Bauwerke aus, deren Bau unmittelbar nach der sprunghaften Erwärmung begonnen hat. Sie sind dreimal so alt wie Stonehenge und ihre Funde revolutionieren die frühe Archäologie: nicht nur ihr hohes Alter setzt in Erstaunen, sondern auch, dass die Bauten nicht von sesshaften Bauern errichtet worden sind, sondern schon von Jägern und Sammlern! Ganz offensichtlich handelt es sich um sakrale Bauten, derzeit die älteste Tempelanlage der Welt. In die Mauern des zunächst ausgegrabenen runden bis ovalen Bauwerks sind monolithische T-förmige Pfeiler aus Kalkstein eingefügt und im Zentralbereich befinden sich 2 weitere Pfeiler, 5 Meter hoch und bis zu 50 Tonnen schwer. Bei der Ausgrabung weiterer Rundbauten wurden bisher mehr als 40 Pfeiler gefunden, wobei ein monumentaler Mittelpfeiler fast bis zu 6 Meter hochragt. Es bedurfte wohl einer riesigen Gemeinschaftsleistung vieler Menschen, um sie vom Steinbruch einige Hundert Meter weit zu transportieren und sie aufzurichten. Aus vielen Pfeilern treten im Relief Tiere der Gegend hervor, Füchse, Leoparden, Keiler, Esel, Gazellen, Wildrinder und -schafe, Kraniche und Skorpione. Der Star des Tierensembles ist ein Geier mit gespreizten Flügeln. Eine menschliche Figur fand man zunächst nur ein einziges Mal, kopflos, aber mit Phallus. In einer Säule glaubt man einen menschenähnlichen „Gott“ zu sehen mit Stola, Gürtel, Lendenschurz und Armen an der Schmalseite. Alle Darstellungen wurden mit Steinwerkzeugen aus dem Kalkstein heraus erhaben modelliert, dessen Oberfläche fein geglättet ist. Weiterhin fand man Schrift-ähnliche abstrakte Hieroglyphen. Bemerkenswerterweise wiederholen sich diese Zeichen auf Münz-artigen runden Steinen, welche man in der weiteren Umgebung gefunden hat, sodass anzunehmen ist, dass es sich um ein schon gebräuchliches Informationssystem oder um heilige Symbole gehandelt hat. In abstrahierter Form hat man diese Zeichen noch 3 Jahrtausende später benutzt.

Baukunst und Glyptik auf dem Göbekli Tepe sind schon so hoch entwickelt, dass anzunehmen ist, dass eine solche Kunst nicht ohne Vorläufer geschaffen werden konnte. Aber woher ist sie gekommen? Bisher hat man keinen Hinweis hierfür gefunden. Vielleicht hätte man rechtzeitig auf den kleinen Inseln Groß- und Klein-Tumb im Persischen Golf nördlich der Straße von Hormuz nachsehen sollen, denn diese Anhöhen dürften vor den großen Fluten Zentren eines fruchtbaren Kulturgebietes in der interessantesten Region der wasserreichen Ebene im heutigen Persischen Golf gewesen sein. Allerdings dürfte die Chance, dort noch prähistorische Spuren finden zu können, vorbei sein: die früher kaum bewohnten Inseln wurden vom Iran in den letzten Jahren zu Festungen mit Häfen, Flugfeldern und Geschütz- und Raketenbatterien ausgebaut, denn die Schifffahrtslinien im seichten Golfmeer, auf denen ein beträchtlicher Anteil des Weltbedarfs an Erdöl transportiert wird, führen direkt an den Inseln vorbei!

Bisher wurden auf dem Göbekli Tepe vier Rundanlagen ausgegraben. Geophysikalische Untersuchungen zeigen, dass die gesamte Hügelkuppe aus Kreisanlagen besteht und man konnte insgesamt etwa 15 bis 20 Grundrisse von Bauwerken aufspüren. Es tauchten auch kleeblattförmige Kreisanlagen auf, drei nebeneinander, jede einzelne größer als alles, was bisher ausgegraben wurde. Und dies nur auf der ersten bisher untersuchten Kuppe des Berges! Insgesamt hat der Berg aber vier solcher geheimnisvoller Höcker! Göbekli Tepe muss ein überragendes Kultzentrum dieser Gegend gewesen sein! Bis heute sind weniger als 5 Prozent erforscht! Man will auch einige Bauwerke unangetastet lassen für Zeiten, in denen sich die wissenschaftlichen Methoden weiter verfeinert haben. Lit. 7.2

Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall

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