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Neustart (1994)

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Nach dem Besuchsfiasko mit meiner Reha-Freundin vom Bodensee musste unbedingt eine eigene Wohnung und eine Ausbildung oder Arbeit her. Während den Anfängen meiner Heroinsucht und nach meinem Grundwehrdienst hatte ich schon mal eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann angefangen, die dann aber abgebrochen, um in Therapie zu gehen. Ich informierte mich beim Arbeitsamt und erhielt die Möglichkeit einer Umschulung zum Großhandelskaufmann, die 18 Monate Schule sowie ein halbjähriges Praktikum in einem Betrieb beinhaltete. Außerdem suchte ich mir eine Wohnung, was dank der Tatsache, dass mir meine Eltern schon früh Anteile einer Wohnungsbaugenossenschaft gekauft hatten, kein Problem war. Es wurde eine kleine, aber feine 2-Zimmer-Wohnung im Stadtteil Vahrenwald.


Die Umschulung war stinklangweilig und unterforderte mich maßlos. Es dauerte nicht lange und ich scannte meine Mitschüler ab. Ich fand 3 Leute in dem Kurs, mit denen ich was anfangen konnte, und die – wie ich – meine Leidenschaft für Marihuana teilten. Denn Transplantation hin oder her, süchtig oder nicht, vom Gras konnte und wollte ich nicht lassen. Zumal mir ein Pfleger in der MHH damals sagte, dass es eine immunsupprimierende Wirkung hätte. Also genau wie die Tabletten, die ich gegen die Abstoßung meiner neuen Leber nahm. Das passte doch.

Mit dem Unterricht nahmen wir es nicht so genau, wir schwänzten öfter, um dann den Vormittag Gras rauchend und Computerspiele zockend bei mir zu verbringen.

Wir mussten lediglich darauf achten, es nicht zu übertreiben, damit wir nicht rausflogen.

Im September 95 stand dann das halbjährige Praktikum an, ich bewarb mich in einem Großhandel für Baumaschinen und Baubedarf in Hannover-Hainholz und erhielt eine Zusage.


Zweimal jährlich hatte ich einen Kontrolltermin in der MHH, zusätzlich zu den engmaschigen Blutentnahmen alle 4 Wochen. Da mein Bauch dadurch, dass er nach der Transplantation offen gelassen wurde, ziemlich gruselig aussah, war ich nicht sehr glücklich damit. Eine dünne Hautschicht, unter der man die Blutgefäße sehen konnte und auch den Darm, wie er sich bewegt. Ich schämte mich, damit schwimmen oder baden zu gehen. Glücklicherweise bot mir die MHH die Möglichkeit einer erneuten OP, einer Revision, an. Ich nahm dankbar an und wurde während meines Praktikums dann am Bauch operiert. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Ich war hocherfreut.


Das Praktikum verbrachte ich überwiegend in der Buchhaltung, allein unter 3 älteren Damen. Dank meines speziellen Charmes und meiner schnellen Auffassungsgabe war ich sehr beliebt bei den Damen, die mich auch gerne mal bemitleideten ob meiner Krankheitsgeschichte. Von den Drogen habe ich natürlich nichts erwähnt. So setzten sich die älteren Damen dafür ein, dass ich nach Beendigung des Praktikums übernommen werden sollte. Praktischerweise ging ein älterer Kollege, der für die Fakturierung zuständig war, in Rente, sodass ich ihn und seinen Job beerben konnte. Perfekt. So bekam ich dann im Juni 1996 den Job, den ich bis Ende 2017 auch ausübte, bevor die Firma Insolvenz anmelden musste.

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