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Erstkontakt (1989)

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Es dauerte etwas, bis ich zu Hause ankam. Ich war schließlich noch auf Krücken unterwegs und hatte das halbe rechte Bein eingegipst. Zu Hause bereitete ich alles vor. Ich legte die Dark Side of The Moon von Pink Floyd auf, besorgte mir Alufolie, ein Bier aus der Küche und machte es mir auf dem Sofa gemütlich. Ich bastelte mir ein Röhrchen aus einem Papierzettel, den ich mit Alufolie umwickelte. Auf der Alufolie des Röhrchens sammelten sich Heroinrückstände, die man später dann auch noch verdampfen konnte. Das hatte ich bei Paula gesehen. Ich legte etwas von dem braunen Pulver in die Falte der geknickten Alufolie und steckte mir das Röhrchen in den Mund. Dann erhitzte ich das Pulver, indem ich das Feuerzeug unter die Folie hielt. Das Heroin begann sich zu verflüssigen, den dabei entstandenen Rauch inhalierte ich mit dem Röhrchen. Nebenbei zog ich immer mal wieder an der Zigarette, um die Wirkung zu verstärken.

Es überkam mich wie eine Urgewalt, so was hatte ich noch nie gefühlt. Eine unglaubliche Wärme stieg in mir auf und ein Gefühl der inneren Zufriedenheit, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte, überkam mich. Wow, dachte ich. Hatte Ewan McGregor als Renton in Trainspotting wohl recht mit seinem berühmten Zitat, das da lautete: „Nimm den besten Orgasmus, den du jemals hattest, multipliziere ihn mal tausend und du bist noch nicht mal nah dran.“, als er seinen ersten Heroinkonsum beschrieb.

Am nächsten Tag schlief ich lange und holte mir nach dem Frühstück ein paar Filme aus der Videothek. Ich wollte es mir bequem machen und die gestrige Erfahrung vertiefen. Mir ging es gut, wie immer eigentlich. Der gestrige Abend hatte keine Spuren hinterlassen.

Ich nahm mir vor, das übrige Heroin zu rauchen und dann auf jeden Fall erst mal eine Pause zu machen. Ungefähr zwei Drittel vom Heroin waren noch übrig. Ich rauchte alles an dem Tag weg und überstand den nächsten Tag ohne besondere Vorkommnisse. Das Problem war, dass ich von der Wirkung so dermaßen geflasht war, dass ich immer öfter dran denken musste. So kam es, dass ich mir 2 Tage nach meinem letzten Konsum erneut eine Kugel Shore bei Paula besorgte. Ich konsumierte zwar noch nicht täglich Heroin, aber doch so 3- bis 4-mal die Woche mittlerweile.

Während eines meiner beinahe täglichen Besuche in der Videothek traf ich Martin, einen ehemaligen Schulfreund, dessen Mutter eine Kneipe in Ricklingen hatte. Am kommenden Wochenende sollte dort eine große Party steigen. Klar, sagte ich mir, Party ist immer gut, solange genügend bewusstseinsverändernde Substanzen am Start sind.

Auf dieser Party lernte ich ein Mädchen aus Misburg kennen, dessen Freundin mit Martin zusammen war. Wir sollten kurze Zeit später zusammenkommen.

Der Schulfreund holte mich ins Hinterzimmer der Kneipe, wo er Speedballs auf dem Spiegel fertig machte. Ein Speedball ist eine Line aus Koks und Heroin und kann nasal oder intravenös eingenommen werden. Keith Richards, eines meiner großen Idole zu der Zeit, war ein großer Freund von Speedballs, und auch ich habe die Wirkung geliebt damals. Ich merkte nicht, dass ich auf der Rasierklinge tanzte.

Mittlerweile hatte ich einen Gehgips, für größere Strecken zu Fuß und die Treppen nahm ich jedoch noch die Krücken. Nach 3 Monaten war mein Bruch gut verheilt, sodass ich wieder meinen Grundwehrdienst fortsetzen konnte. Nach den 3 Monaten KZH, in denen ich überwiegend gegammelt und Party gemacht hatte, war meine Motivation, in die Kaserne zu gehen, auf den Nullpunkt gesunken. Ich merkte zudem, dass ich nüchtern ziemlich unausstehlich wurde. Außerdem stellten sich mittlerweile grippeähnliche Symptome bei mir ein. Und das Mitte Mai an einem wunderschönen 20 Grad warmen Frühlingstag. Ich überstand den ersten Tag in der Kaserne irgendwie und haute mich, zu Hause angekommen, aufs Sofa. Ich hatte noch Shore vom Wochenende über, die ich mir genehmigte. Schlagartig waren alle Grippesymptome verschwunden und nicht nur das, ich fühlte mich ganz hervorragend.

Leberkoma

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