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Missbrauch (1979)

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Im Alter von 10 Jahren, ich ging gerade in die 4. Klasse, übernachtete ich bei einem Schulfreund, der einen 19-jährigen Bruder hatte. Es wurde Skat gespielt und Bier getrunken. Irgendwann nachts wurde ich sehr müde und mir wurde schwindelig, also ging ich ins Bett. In der Nacht wurde ich wach, weil sich der Bruder neben mich ins Bett legte. Ich solle keine Angst haben und es einfach geschehen lassen, ansonsten würde er meinen Eltern vom Biertrinken und verbotenen Zigarettenrauchen erzählen. Es wäre alles ganz normal, er mache das mit seinem Bruder, meinem Schulfreund, auch immer. Das passierte danach noch weitere 2- oder 3-mal, dann trennten sich unsere Wege. Ich ging aufs Gymnasium, er auf die Hauptschule. Meinen Eltern erzählte ich nie was davon. Ich machte das irgendwie mit mir selbst klar. Und verdrängte diese Geschichte, bis es irgendwann mit Anfang 30 wieder aus meinem Unterbewusstsein herausbrach.

Ich traf den Bruder irgendwann mal beim Einkaufen. Er sah mich nicht, aber ich sah ihn. Ich war zu perplex, um in welcher Art und Weise auch immer zu reagieren. Danach ärgerte ich mich, weil ich nichts gemacht hatte, ich hätte ihm doch zumindest eine scheuern sollen. Heute weiß ich es besser. Die arme Wurst wäre es nicht wert gewesen, mir die Finger schmutzig zu machen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass auch das ein Mosaikstein war, der mir den Weg in die Sucht mit geebnet hat, denn natürlich hatte dieser Missbrauch tief in meinem Unterbewusstsein Spuren hinterlassen.

Nach dieser Geschichte fing ich erst mit Schwimmen und später mit Wasserball an, was mir eine große Hilfe beim Vergessen und Verdrängen war. Die Kürze dieses Kapitels spiegelt in etwa meinen Umgang mit dem Thema wider. Ich habe diesen Vorfall immer so gut verdrängt, dass er „nur“ in meinem Unterbewusstsein präsent war, später habe ich den Missbrauch bei Psychotherapeuten thematisiert und aufgearbeitet.

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