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Pat (1986)

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Die 12. Klasse war erreicht. Noch 2 Jahre bis zum Abitur. Ich wusste genau, dass dann das süße Leben erst mal vorbei sein und der Ernst des Lebens beginnen würde. Eine Ausbildung würde folgen, denn studieren wollte ich nicht. Meine Devise, mit einem Minimum an Aufwand das Maximale herauszuholen, würde beim Studium wohl nicht so greifen, dachte ich. Ich wollte schnellstmöglich Geld verdienen, um unabhängig zu sein. Das war mir sehr wichtig damals. Und auch der Grundwehrdienst musste noch abgeleistet werden.

Nach der Schule ging es ab nach Hause, einen Spliff rollen; Hasch war jetzt mein Dauerbegleiter. Ich achtete darauf, dass ich immer ein ausreichend großes Piece auf Tasche hatte. Dann die Anlage aufgedreht, meine Eltern waren ja noch auf der Arbeit, und gechillt. In den Klassen 8–10 hörte ich viel The Cure, Ultravox, Echo and the Bunnymen; die New Wave/New Romantic-Schiene war voll mein Ding zu der Zeit, ich lief nur in Schwarz durch die Gegend und hatte eine Frise à la Martin Gore von Depeche Mode. Das fanden meine Eltern, besonders mein Vater, nicht so prickelnd. Das war mir aber scheißegal damals, denn ich war so richtig am Rebellieren. Am Wochenende ging es dann ins Depot, einer angesagten New-Wave-Disco im Zentrum von Hannover. Später fuhr ich dann total auf die Stones, Pink Floyd („Dark Side of the Moon“ war/ist stoned der Hammer) und nicht zu vergessen die Ramones ab. Meine Hymne war „I wanna be sedated“. Natürlich.

Eines Nachmittags, mein Haschpiece war auf eine alarmierend kleine Menge zusammengeschrumpft, ging ich also vor die Tür auf den Spielplatz und fragte in die Runde, ob wir nicht ein fettes Rauchpiece am Raschplatz besorgen wollten. „Ne, wir holen unseren Shit jetzt bei Pat, der hat schwarzen Afghanen und einen besseren Kurs“, bekam ich zu hören. Bei den Worten schwarzer Afghane und besserer Kurs war meine Neugier natürlich geweckt und ich fragte, wer mich diesem Pat denn mal vorstellen würde. Immerhin hatte ich einen Zwanni am Start, der darauf wartete, gegen ein Piece schwarzen Afghanen eingetauscht zu werden.

Praktischerweise wohnte Pat ebenfalls in der Behnsenstraße, nur in der unteren Hälfte. Das wurde ja immer schöner. Die Aussicht darauf, meinen Shit bei einem lokalen Dealer umme Ecke zu bekommen, zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Vorbei die Minipieces mit zweifelhafter Qualität vom Raschplatz. Pat kam aus München, war 24 oder 25 Jahre alt und seit ein paar Wochen in Hannover. Wir verstanden uns auf Anhieb. Er gab mir ein Stück von dem Afghanen und ich fragte, ob es okay wäre, wenn ich eine kleine Tüte baue. Wir hörten Mucke, Pat hatte einen exquisiten Musikgeschmack. Er hörte Neil Young, die Eagles, Alex Harvey und diverse Reggaebands. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Ich fragte ihn, was ihn nach Hannover verschlagen hätte. Er sagte, dass er ein paar Monate in München im Knast gesessen hat wegen diverser Sachen und noch auf Bewährung ist. Vor 3 Jahren hat er schon mal eine Zeit lang hier gewohnt. Von dem Zeitpunkt an war ich regelmäßiger Gast bei Pat, nicht nur zum Haschkaufen, sondern auch, um einfach entspannt bei cooler Mucke zu chillen und mich mit ihm zu unterhalten. Manchmal trafen wir uns auch im Zwick, einer Eckkneipe in der Charlottenstraße, die auch gern von meinen Mitschülern der Humboldtschule, meines Gymnasiums, besucht wurde. Dort spielten wir Billard oder verzockten Kohle am Geldspielautomaten. Ihm imponierte damals zum einen meine Sportkarriere, die ja schon wieder zu Ende war, und zum anderen die Tatsache, dass ich quasi so nebenbei noch mein Abi machte.

1987 machte ich meinen Führerschein und bekam von meinen Eltern ein eigenes Auto, einen gebrauchten Fiat Panda in Rot. Ein bißchen Spott von Jungs aus der Nachbarschaft musste ich damals über mich ergehen lassen, von wegen Matchbox-Auto und so, aber das war mir egal. Hauptsache ein eigenes Auto.

Pat fragte mich, ob ich Bock hätte, mit ihm nach Hamburg zu fahren, er müsse da ein paar Platten Hasch abholen. Sprit und Logis gingen auf seine Kappe. Klar sagte ich, sehr gerne. Ich wusste, dass Logis auch Gratis-Shit bedeutete – ganz hervorragend! Als Schüler mit schmalem Taschengeldbudget war Gratis-Weed immer eine gute Sache. Wir fuhren jetzt alle 2, 3 Wochen nach Hamburg und ich brauchte mir um Shit erst mal keine Gedanken mehr zu machen. Ich war jetzt immer bestens versorgt.

Die Schule lief so nebenbei, das letzte Schuljahr begann.

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