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Y viva España (1987)

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Zu Beginn der Sommerferien 1987, nach Beendigung der 12. Klasse und 1 Jahr vor dem Abi, saß ich mal wieder bei Pat, als zwei Spanier reinschneiten. Pat schien sie lange nicht gesehen zu haben, die Wiedersehensfreude war groß. Die beiden, Pedro und Manuel, waren in Pats Alter. Pedro hatte einen Horst-Lichter-Gedächtnisbart und trug immer eine schwarze Baskenmütze. Außerdem hatte er eine ziemlich große Klappe, wie ich fand. Manuel, ausgestattet mit einem enormen Vollbart, war eher so der zurückhaltende Typ. Beide waren sie stolze Basken, die ihre Wurzeln in der Nähe von Bilbao hatten. Sie wollten eine Platte Afghanen, um ein bisschen Party zu machen, wie Pedro erzählte. Es dauerte gar nicht lange, da holte er einen Koksbeutel aus der Tasche und fragte Pat nach einem größeren Spiegel, auf dem er dann zugleich ein paar Lines fertig machte.

Es war meine erste Erfahrung mit Koks und ich fand es großartig. Diverse Joints machten die Runde, gefolgt von weiteren Lines und dem ein oder anderen Bier. Dazu hörten wir Pink Floyd und waren alle bester Stimmung. Später wechselten wir dann ins Comite de Futbol, das an der Ecke Behnsen-/Charlottenstraße lag, um dort eine Kleinigkeit zu essen. Es gab dort immer leckere Tapas, frische Salate, und ständig lief spanischer Fußball über die zwei aufgehängten Fernseher. 2 Jahre später sollte ich dort Hausverbot bekommen, weil ich im Drogenrausch aufs Salatbuffet uriniert hatte.

Pedro, dessen Augen mittlerweile nur noch 2 dünne Schlitze waren, fragte Pat, ob er da, wo er den Afghanen bezieht, nicht auch Koks bekommen könnte, was er bejahte.

Pedro sagte, dass Koks aktuell schwer angesagt sei im Nachtleben von Hannover und dass da eine große Nachfrage herrschte. Pat sagte, dass er sich mal schlau machen würde, am Wochenende stünde wieder ne Tour nach Hamburg an. Dann würde man weitersehen.

So endete der Abend für mich irgendwann kurz vor Mitternacht und ich machte mich auf den Heimweg.

Am nächsten Tag überraschten mich meine Eltern mit einer ganz hervorragenden Nachricht. Sie boten mir an, den Durchbruch, der die 3-Zimmer-mit der 2-Zimmer-Wohnung verband, zu schließen, damit ich endlich mein eigenes Reich hätte. Perfekt! Noch 1 Jahr Schule und ich hatte meine eigene 2-Zimmer-Wohnung mit Südwestbalkon, eigener Küche und Toilette nebst Badewanne. Außerdem würde mir das ganz ausgezeichnet dabei helfen, meine gerade ins Rollen gekommene Drogenkarriere zu verheimlichen.

Am Wochenende ging es mit Pat nach Hamburg, zusätzlich zu den obligatorischen Platten vom schwarzen Afghanen brachten wir dieses Mal noch einen 5-g-Probebeutel Koks mit, um unsere spanischen Bekannten glücklich zu machen. Wieder angekommen in Hannover, erwarteten uns Pedro und Manuel schon sehnsüchtig. Das Koks wurde ausgiebig getestet und für gut befunden, sodass es keine 2 Tage dauerte, bis wir wieder auf dem Weg nach Hamburg waren, um ein bisschen mehr von dem kolumbianischen Gold zu kaufen.

Die Wochenenden verbrachten wir von nun an in den großen hannöverschen Clubs und Diskotheken vom Schwarzen Bären bis hin zum Steintor und waren dort in so manchem Hinterzimmer der Geschäftsführung gern gesehene Gäste. Währenddessen ließen wir es uns auch selbst gut gehen, bedienten uns an dem Koks, gingen Tapas essen im Comite de Futbol oder aßen in der Pizzeria Napoli von Paolo Marra in der Deisterstraße in Linden, wo es seit über 30 Jahren die weltbeste Pizza gibt.

Während einer dieser Touren, es war im Disco Duck, einer ziemlich schrägen Disco, gegenüber der Rotation, die hauptsächlich von Engländern besucht wurde, hatte ich auch meine erste und einzige LSD-Erfahrung. Wir hatten die LSD-Pappen ein, zwei Stunden vor dem Besuch im Disco Duck eingeworfen. Pat war gerade im Hinterzimmer verschwunden, um sich die Nase zu pudern und ein bisschen weißes Pulver zu verkaufen, da setzte bei mir schlagartig die Wirkung des LSDs ein. Die Musik war laut, ich hörte jedoch etwas ganz anderes. Ungefähr 10, 15 m entfernt von mir stand ein Typ, der sich mit einer Frau unterhielt. Es war eigentlich unmöglich, ihn aus meiner Entfernung bei der lauten Musik zu verstehen. Ich verstand ihn aber klar und deutlich. Jedes einzelne Wort, so als stünde er neben mir. Krasser Scheiß! Später, zum Ausklang der Nacht sahen wir uns bei Pat das TV-Testbild an, das damals immer zum Sendeschluss lief. Dank des LSDs war das eine äußerst spannende und bunte Erfahrung.

Die Schule lief immer noch so nebenbei. Ich machte nur das Nötigste und nutzte mein Fehlstundenkontingent, soweit möglich, aus. An meinen Noten änderte sich nichts, mit der Auswahl meiner Fächer war ich gut aufgestellt. Ich wusste zwar noch nicht, wie ich die mündliche Bio-Abiprüfung bestehen sollte, und hoffte darauf, mein Abi schon nach den Prüfungen in meinen Leistungskursen Sport und Französisch sowie im Prüfungsfach Religion in der Tasche zu haben. Und so kam es dann auch. Ich konnte mir jetzt 0 Punkte in der mündlichen Bio-Prüfung erlauben. Mit diesem Wissen im Hinterkopf und nach diversen Feierlichkeiten ob des bestandenen Abis trat ich reichlich verkatert zur Prüfung an. Ich sah mir zumindest die Aufgaben an, wusste aber gleich, dass es Zeitverschwendung wäre, hier jetzt noch zu bleiben, denn ich hatte keinen Plan und keinen Bock. Also beendete ich die Prüfung nach nur 5 Minuten, gab ein leeres Blatt ab und wünschte den Prüfern noch einen zauberhaften Tag. Geschafft, das Abi hatte ich in der Tasche.

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