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Wasserball (1980)

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1980 fing ich an Wasserball zu spielen. Ein Bekannter meiner Eltern war Wasserballtrainer und baute eine neue Jugendmannschaft auf. Hier erhielt ich zum ersten Mal so was wie Bestätigung und Anerkennung. Mein Vater hätte wohl gerne gesehen, dass ich in seine Fußballfußstapfen trete, ich hatte aber zwei linke Füße. Außerdem waren meine Hüftprobleme eine Behinderung fürs Fußballspielen. Ich trainierte fleißig Wasserball, so 3- bis 4-mal die Woche. Dazu kamen am Wochenende dann noch Turniere. 1982 hatte unser 1969er-Jahrgang in der C-Jugend respektable Ergebnisse gegen 1968er-Jahrgänge erzielt. 1983 wurde dann unser Jahr. Die 68er-Jahrgänge waren zu alt für die C-Jugend. Wir hingegen durften noch ein weiteres Jahr C-Jugend spielen. Ich erinnere mich an ein Testspiel unserer C-Jugend gegen die A-Jugend meines Cousins, das wir mit 21:3 gewannen. Wir wurden erst Niedersachsenmeister, dann Norddeutscher Meister und letztlich sicherten wir uns dann den Deutschen Meister. Ich kann mich erinnern, dass wir gegen den SC Wedding in der Vorrunde spielten und die Vorgabe hatten, was fürs Torverhältnis zu tun, da wir das Spiel gegen Spandau noch nicht gewonnen hatten. Der Torwart der Weddinger hatte Abwurf nach einer unübersichtlichen Situation, die ich dann leider entgegen allen Regeln des Fair Plays ausnutzte. Ich sagte ihm, er solle mir den Ball geben, da wir Ecke hätten. Ob er denn den Pfiff nicht gehört hätte? Er gab mir den Ball, nur um ihn kurz danach wieder aus dem Tornetz zu holen. Heute schäme ich mich für diese Aktion, die damals für einen großen Lacher im gut gefüllten Stadionbad sorgte. Da war ich 14 Jahre alt. Das Spiel gegen Spandau endete unentschieden 7:7 und wir wurden deutscher Meister aufgrund des besseren Torverhältnisses. Das Training wurde weiter intensiviert und mit 15 spielte ich für zwei Länderspiele gegen Holland in der B-Jugendnationalmannschaft.

Zusätzlich zur Bestätigung und Anerkennung hatte das Schwimmen einen weiteren Benefit für mich: Meine Hüftprobleme hatten sich so weit erledigt, dass eine zuvor angedachte weitere OP an der Hüfte überflüssig war. 1985 wechselte ich zusammen mit unserem Torwart den Verein. Aus der List in Hannover wechselten wir zum damaligen Konkurrenten nach Linden, deren 1. Herren in der Bundesliga spielten. Heute haben die beiden Vereine fusioniert und dem einstmaligen Titelabonnenten Spandau Berlin den Rang abgelaufen.

Irgendwann brachte unser Keeper dann „Effies“ mit, Ephedrintabletten, die man damals, 1985/86, noch frei in der Apotheke kaufen konnte. Das war nach Alkohol die zweite bewusstseinsverändernde Substanz, die ich zu mir nahm in meinem Leben. Wir nahmen die Tabletten vor einem Spiel und spielten wie aufgedreht. Und wir liebten das Gefühl, es war, als würden sich unsere Nackenhaare aufstellen.

Mit 16 merkte ich dann, dass meine Freizeit einfach zu kurz kam. Training, Spiele am Wochenende, Abitur – dazu dann noch das aufflammende Interesse am anderen Geschlecht. Irgendwas musste sich ändern, dachte ich, und beschloss, sehr zum Leidwesen meiner Eltern, besonders meines Vaters, dem Wasserball Adieu zu sagen. Meine Leistungen in der Schule waren so mittel. Ich versuchte immer, mit einem Minimum an Aufwand das Maximale herauszuholen. Ich hatte Sport- und Französisch-Leistungskurs sowie Religion und Bio als Prüfungsfächer, eine abenteuerliche Zusammenstellung. Es war 1986 und die Schule bereitete eine Auslosung für einen Schüleraustausch nach Baltimore vor. Das wäre was, dachte ich mir – einmal nach Amerika. Heute, mit dem Hinterwäldler Trump als Präsident, könnte mich nicht mal ein kostenloser Trip in die Staaten reizen.

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