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Berufsleben (1996)

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Dann war es so weit. Mein erster offizieller Arbeitstag stand an im Juni 1996. Ich teilte mir ein Büro mit dem Rentner in spe, der mich auf seine letzten Arbeitstage noch einarbeiten musste. Der Job war easy-going, Lieferscheine in Rechnungen generieren. 4 Wochen später ging der Kollege in Rente und ich hatte mein eigenes Büro, das ich sogleich mit Blume, Radio und Hannover-96-Mannschaftsposter verschönerte. Ja, so in etwa hatte ich mir das mit dem Arbeiten vorgestellt. Unmittelbar nach dem Abi und kurz vor meinem Grundwehrdienst hatte ich 3 Monate in einer Fabrik für Förderbänder an einer Stanze gejobbt. Gab gutes Geld für 3 Monate, aber es war halt nur ein Job, von dem ich wusste, dass ich ihn auch nicht länger als die 3 Monate machen wollte. Das jetzt war was anderes. Eine Festanstellung mit monatlicher Kohle auf dem Konto.

Dann, nach ein paar Wochen, wurde mein Gerechtigkeitsempfinden auf eine harte Probe gestellt. Der Grund war mein Kollege aus dem Büro nebenan, das nur durch eine Glasscheibe von meinem getrennt war, Herr Schröder. Ich war für die Kunden von A – Q zuständig, Schröder für R – Z. Schröder rauchte während der Arbeitszeit. Und nein, er rauchte nicht nur, er zelebrierte jede einzelne Zigarette, als wäre es seine letzte. Das tat er 3- bis 4-mal die Stunde, sodass ihm vielleicht noch 10, maximal 15 Minuten zum Schreiben der Rechnungen blieb. Klar, dass er seine Arbeit nicht schaffte und viele seiner Lieferscheine dann auch auf meinem Schreibtisch landeten. Manchmal versteckte er auch Scheine in den unendlichen Weiten seiner Schreibtischschubladen. Wenn es mir zu bunt wurde, rollte ich mir erstmal einen Spliff, einen Einblatt-Joint, den ich in einer dunklen Ecke unseres Lagers konsumierte. Danach ging mir Kollege Schröder mal so richtig am Arsch vorbei. Ich muss dazu sagen, dass der Laden ein Familienunternehmen war, geführt von der Seniorchefin und ihren beiden Töchtern. Und Schröder war irgendwie um 96 Ecken mit den Frauen verwandt, daher hatte er quasi Narrenfreiheit. Da war also nichts dran zu rütteln.

Die Vorteile überwogen jedoch. Ich hatte öfter Arzttermine, die ich nur kurz kommunizieren musste, ohne die Zeit irgendwann nachholen zu müssen. Die beiden Juniorchefinnen hatten beide Hunde, die auch im Büro rumliefen. Das fand ich sehr cool, da mir Tiere schon immer lieber waren als Menschen und so die Atmosphäre dort aufgelockert wurde. Auch das Arbeitsklima war sehr gut. Zusammen mit 2 anderen Kollegen spielten wir alle 2 bis 3 Monate eine Fußball-WM auf der Playstation. Eine Tradition, die wir bis ins Jahr 2017 beibehielten. Nun hatte ich Job, Wohnung und ein geregeltes Einkommen. Jetzt musste langsam auch mal eine Beziehung an den Start.

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