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Fehlende Selbstwirksamkeit und Minusgeschäfte

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Das Konzept der Minusgeschäfte könnte da als unpassend gesehen werden, wo Personen ohne großes Zutun alles bekommen, was sie sich wünschen, wie es bei verwöhnten Kindern oder Kindern reicher Leute der Fall ist. Gerade bei diesen Kindern entwickeln sich im späteren Leben oft Depressionen.

Um dies zu verstehen, ist es hilfreich, sich noch einmal klarzumachen, was genau die Natur mit einem Gefühl der Befriedigung und Freude belohnt. Es ist die Erfahrung, dass eine Aktion, die wir vollziehen, einen positiven Effekt nach sich zieht. In diesem Fall empfindet man sich als selbstwirksam, mit anderen Worten in der Lage zu bewirken, dass eine Handlung ein positives Ergebnis zur Folge hat. Wie schon erwähnt, reagieren Kinder mit Aggression auf die Hilfe von Erwachsenen bei Aufgaben, die sie alleine bewältigen können. Das vom Vater zusammengebaute Lego-Haus oder die fertig gekaufte, schon angezogene Puppe besitzen weniger Wert als das selbstgebaute Haus oder die Puppe, die man selbst anziehen muss. Ein Kind möchte sich als wirksam erfahren, und sei es dadurch, dass es die Eltern nervt. Kinder, die alles bekommen, egal ob sie sich anstrengen oder nicht, können diese Erfahrung nicht machen. Wenn ich über alle Maßen verwöhnt werde, kann ich nichts mehr erreichen, denn ich habe schon alles. Das ist das Problem der Kinder reicher Leute. Was bringt es, Zeitungen auszutragen und dafür ein paar Euro zu verdienen, wenn Geld im Überfluss vorhanden ist. Wie will man damit etwas bewirken, dass man Geld verdient, wenn es schon da ist. Besser geht es denen, die trotz häuslichen Vermögens knapp gehalten werden und erfahren können, dass es etwas bringt, wenn man sich anstrengt. Mancher Sprössling aus reichem Hause engagiert sich dann auch besser in einem gesellschaftlichen Projekt, wo er wirklich etwas bewegen kann, als dass er sich auf das Geldverdienen konzentriert.

Bei einem Fest auf dem Rasen vor der ehemaligen Villa des Verlegers Axel Springer mit Blick auf die Elbe lamentiert eine Gruppe von Unternehmern über die Unfähigkeit ihrer Söhne, die, obwohl man ihnen den Weg bahnen würde, nichts hinbekämen. Schließlich wenden sie sich an mich: »Sie sind doch Psychologe, sagen Sie doch mal, was läuft denn da schief?« Ich antworte: »Kann ich Ihnen vielleicht sagen, aber sagen Sie mir erst einmal: Was hat Ihnen in ihrem Beruf richtig Spaß gemacht?« Sie berichten, dass es der eigenständige Aufbau und die Gestaltung des Unternehmens gewesen seien. Es habe Spaß gemacht, sich Herausforderungen zu stellen und diese auch zu bewältigen. »Warum haben Sie sich nicht etwas Einfacheres gesucht und sind zum Beispiel in die Verwaltung gegangen?«, frage ich zurück. »Ach das ist doch langweilig. Wer will so etwas machen? Da kann man doch nichts gestalten«, bekomme ich zur Antwort. »Und nun möchten Sie, dass Ihre Söhne das machen. Das verwalten, was der Vater aufgebaut hat. Eigentlich kein Wunder, dass die sich indirekt wehren, indem sie es nicht hinbekommen.«

Ererbtes Geld macht selten glücklich. Es ist ebenso ohne inneren Wert wie zu leicht erworbenes oder gewonnenes Geld. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Lottogewinner sich spätestens nach einem Jahr auf dem gleichen Level der Unzufriedenheit befinden wie zuvor. Wenn man sich angestrengt hat und dann einen angemessenen Lohn erhält, entsteht Zufriedenheit und das Gefühl, dass die eigenen Anstrengungen Effekte zeigen und es sich gelohnt hat.

Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout

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