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Arbeitslosigkeit und Depression

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In meinen Seminaren stelle ich die Frage, welche Mitarbeiter nach einer Entlassung in eine Depression abrauschen. Richtig, es sind nicht diejenigen, die die Briefmarken, Kugelschreiber und Werkzeugkästen geklaut haben, auf Kosten der Kollegen krankgefeiert haben und häufig in Kur gegangen sind. Die reagieren, indem sie sagen: »Mist, jetzt muss ich mir etwas anderes suchen, hoffentlich finde ich wieder so etwas.« Es sind die engagierten, die ihrem Chef den Hintern hinterhergetragen haben, unbezahlte Überstunden gemacht und auf Urlaub verzichtet, die Fehler ihrer Kollegen ausgebügelt haben, sonntags und an Feiertagen in der Firma waren und sich mit dem Unternehmen identifizierten. Diese Mitarbeiter stehen vor einem riesigen Minusgeschäft, denn für all ihr Engagement erhalten sie einen warmen Händedruck und ein paar geheuchelte gute Wünsche für ihre weitere berufliche Zukunft.

Ein Liedtext von Wolf Maahn, gesungen von Klaus Lage, einem deutschen Musiker aus dem Ruhrgebiet, handelt von einem derartigen Minusgeschäft.

Ja, Vater du bist noch vom ganz alten Schlag,

seit 40 Jahren pünktlich jeden Tag.

Du warst nie krank und bist noch drauf stolz.

Jetzt heißt’s was soll’s?

Wann hast du jemals richtig Urlaub gemacht?

Dein ganzes Leben für’n Betrieb mitgedacht.

Deinen Job macht jetzt ein Stück Silikon.

Wen juckt das schon, wen juckt das schon?

Monopoli, Monopoli,

wir sind nur die Randfiguren in einem schlechten Spiel.

Monopoli, Monopoli,

und die Herrn der Schlossallee verlangen viel zu viel.

Mama hebt Kaffeegläser auf für’n Gelee.

Du bist schon ewig in der IG Chemie,

doch darauf warst du echt nicht gefasst –

so kalt geschasst.

Du warst als Kind für mich der stärkste Mann,

einer der irgendwie alles lösen kann.

Doch das hier ist keine Modelleisenbahn.

Was fängst du an, fängst du jetzt an?

Monopoli, Monopoli,

wir sind nur die Randfiguren in einem schlechten Spiel.

Monopoli, Monopoli,

und die Herrn der Schlossallee verlangen viel zu viel.

(aus: »Monopoli«, Klaus Lage, Text: Wolf Maahn)

Meine Mutter war eine solche Mitarbeiterin. Sie besaß ein ausgeprägtes Pflichtgefühl, war an Sonn- und Feiertagen in der Firma, wenn Not am Mann war, verschob ihren Urlaub und ließ Urlaubstage verfallen, stellte ihre eigenen Interessen hinten an und war in ihrer ganzen Arbeitszeit einen halben Tag krank. Als ihre Pensionierung anstand, realisierte sie, dass sie nun mit einem Blumenstrauß, der nach drei Tagen verwelkt ist, einer Flasche billigen Sekts und ein paar freundlichen Worte abgespeist würde. Dies alles für ein jahrelanges übermäßiges Engagement. Das wollte sie sich offenbar nicht antun. Sie fand einen Vorwand, um zu der Verabschiedung nicht hinzugehen, und ließ die Veranstaltung platzen.

Klaus Lage findet in seinem Lied »Monopoli« aufmunternde Worte zum Abschluss, welche dem entlassenen Vater Hoffnung machen.

So viel hast du schon versäumt,

so viel hast du schon geträumt.

Zeit ist jetzt reichlich da,

mach dir ’n paar Wünsche wahr.

Mann, pack doch nicht ein,

denn du bist nicht ganz allein.

Auch wenn’s dir dreckig geht,

es ist noch nicht zu spät.

(aus: »Monopoli«, Klaus Lage, Text: Wolf Maahn)

De facto gibt er seinem Vater den Ratschlag, nun mal an sich selbst zu denken und etwas auf sein eigenes Konto zu buchen. Zudem versichert er ihm, er sei nicht allein, was, wie wir noch sehen werden, eine entscheidende Hilfe für depressive Menschen ist.

Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout

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