Читать книгу Sternstunde der Mörder - Pavel Kohout - Страница 14

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Als er den Teller mit dem letzten Knödelhappen auswischte, fühlte er sich so behaglich, daß er wieder an Sie dachte. Im Magen muß es so gemütlich sein wie in der guten Stube, sagte sie immer. Das mährische Kraut war nach seinem Gusto, wie haben die das hier in Prag gelernt? Er war kein Biertrinker, doch selbst das Siebengrädige war süffig, für den Krieg ein Wunder, es zeugte von tief gelagerten Fässern und gut gereinigten Röhren. Die Wirtschaft war fast leer, nur ein paar Stammgäste drängten sich am Ausschank und redeten über irgendein Ereignis so laut, daß er sich erinnerte. Der Luftangriff! Da war doch der Luftangriff ...

Angestrengt kramte er in seinem Gedächtnis, wann das war. Ja, er sah sich Dabei durch Glassplitter waten, die urplötzlich den Teppich bedeckten, sah sich an einem Haus vorbeigehen, gerade von einer Fliegerbombe getroffen, wie kommt es nur, daß er nichts gehört hat? Sonderbar. Sosehr er sein Gehirn auch zermarterte, von allem, was kurz Davor und kurz Danach war, blieb ihm in allen Einzelheiten nur Das.

Der Friedhof, ja, dort wußte er noch alles. Später blieb ihm nur noch der Rücken in Erinnerung, dem er mit Abstand bis zu jenem Haus folgte. Danach nahm er offenbar nur noch ihre Augen wahr, die so aufmerksam verfolgten, was er mit ihr machte. Seine Tat hat in ihm sogar die Bomben verdrängt, übrigens kann es kein purer Zufall sein, daß sie gerade heute das erstemal fielen, heute, wo er Damit begonnen hat!

Von allen denkbaren Gefühlen waren ausschließlich Erleichterung und Stolz am Platz. Warum ist er dann auf einmal wieder unruhig? Und warum macht sich sogar sein Magen so unangenehm bemerkbar, der doch gut mit Speis und Trank versorgt ist? Warum macht sich in seinem Innern erneut die Spannung breit, derer er sich über Mittag so wunderbar entledigt hat? Wonach fahndet so aufgeschreckt sein Gehirn, wenn doch heute alles geleistet worden ist, sogar mit einem Lob? Plötzlich wußte er es. Dieser mensch!

Dieses Männlein, das er ohne weiteres an sich vorbeigehen ließ, dessen Gruß er sogar erwiderte, genau der kann alles in Gefahr bringen. Kann alles Vernichten! Wie konnte er das unterschätzen? Will er seine Sendung erfüllen, darf er nicht erkannt werden. Nun war es leider unumgänglich, das nächste Mal die bequeme Kluft samt der handlichen Tasche abzulegen! Für ihn kein großes Problem, aber: was, wenn dieser Mensch ein Gedächtnis für Gesichter hat??

Warum verschonte er ihn eigentlich? Bestimmt war er auf dem Weg zu ihr! Wohin konnte er sonst gehen? Einen Mann hatte sie nicht, die Witwe, wahrscheinlich trieb sie es lustig mit ihm! Ja, bestimmt hat er sie nach diesem Schreck bespringen wollen. Wie der Eber die Sau. Auch solche verdienen Züchtigung!

Aber wer ist er? Wo findet er ihn? Nachdem er die Ursache seiner Unruhe erkannt hat, erwachte sein Kopf aus der Ohnmacht und dachte wieder scharf. Der Kerl war im Hemd ohne Jacke gewesen, im Februar! Wahrscheinlich also aus dem Haus. Und dieses Haus wurde sichtbar von der Oberklasse bewohnt, der er eindeutig nicht angehörte. Und warum bemühte er sich die Treppe hinauf, statt den herrschaftlichen Lift zu nehmen? Natürlich. Der hausmeister.

Deutlich zeichnete sich vor seinen Augen die schmale Tür unten im Hausflur ab. Aber wenn er nicht allein wohnt? Dann sei das Schicksal den anderen gnädig, indem es ihn aufmachen läßt.

Er stand auf, um zu zahlen und zu handeln.

Sternstunde der Mörder

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