Читать книгу Sternstunde der Mörder - Pavel Kohout - Страница 17

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Er mied die bereits verlassenen, stinkenden Trümmer des Eckhauses und, dem Geländer folgend, hinter dem die steinerne Mauer steil zum unteren Ufer abfiel, ging er so langsam wie möglich an Seinem Haus vorbei. Obwohl ihn kein Mensch in dieser Finsternis wahrnehmen konnte, blickte er nur aus den Augenwinkeln zur obersten Etage hinauf. Schon wieder durchflutete ihn das Wonnegefühl, daß er Es schaffte. Jetzt wird er noch die Gefahr bannen, es könnte bei diesem Mal bleiben.

Auf der Nachbarbrücke wurde noch fieberhaft gearbeitet. Dort hat offenbar eine andere Bombe ein paar Statuen umgeworfen. Ein Autokran brachte eine davon gerade von den Straßenbahnschienen weg, sie sah wie ein riesiger Leichnam aus. Er blieb stehen und blickte sich um. Hier zwischen den Brücken war er auf der Uferstraße völlig allein.

Er stellte die Umhängetasche auf den Gehsteig, machte sie auf und suchte, tief niedergebeugt, zuerst einmal Das ding. Das Wachstuchpäckchen war immer noch weich, vorsichtig schob er es in die Ecke der Tasche, wo es besser geschützt schien. Dann ertasteten seine Finger den Griff des schmalen langen Messers in der Lederscheide. Als er es herausnahm und in die Bundjacke schob, gab er acht, daß er sich nicht verletzte. Damit hat seinerzeit in Brünn sein Mißgeschick begonnen.

Im Souterrainfenster gegenüber zeichnete sich ein schmaler Lichtstreif unter dem Rollo ab. Alles war bedacht. Er wird klingeln und dann sagen, falls das überhaupt nötig sein wird: Luftschutzkontrolle! Er muß nur die Mütze abnehmen und seine Stimme verstellen, nachdem er dem Mann mittags so dumm geantwortet hat. Dann genügen der Fuß als Keil, der Ellbogen als Brechstange und zur Sicherheit zwei Stiche. Er trat auf die Fahrbahn, als die Sirenen allseits Warnung gaben.

Der frisch verwundeten Stadt genügte sie. Die Leute an beiden Brücken rannten in die Schutzräume. Noch war der letzte Ton nicht in der Tiefe verhallt, als die Sirenen wieder losgingen, diesmal kündigten sie mit wild auf- und abklingenden Glissandi den kurz bevorstehenden Fliegerangriff an. Er befürchtete, auch der Hausmeister könne im Keller verschwinden, und setzte sich in Bewegung, um ihn abzufangen, als sich die Tür schräg gegenüber von selbst öffnete. In dem dunklen Schlund blinkten die blauen Lichter zweier Taschenlampen auf.

Scheisspolizei!!

Ein paar Meter weiter führte eine breite Eisentreppe zum Flußufer hinunter, dorthin hat er sich ursprünglich absetzen wollen. Früher, als er es vorhatte, rannte er zum dunklen Wasser hinab. Nichts zu machen, er wird demnächst wieder herkommen, inzwischen muß er sein Äußeres verändern. O ja, das kann er doch jedesmal tun! Wieviel Zeit blieb ihm überhaupt bis zum Zug? Er mußte seinen Arm nahe an die Augen halten, um die Zeiger zu erkennen. Dann bekam er einen Schreck, als die Nacht zum Tage wurde. Haben sie ihn gefunden??

Das Dröhnen der hoch fliegenden Maschinen und das ferne Gebell der Flak beruhigten ihn. Er wußte, daß die Leuchtbomben an den Fallschirmchen die Luftabwehr blenden, doch statt in Angst zu geraten, sah er gebannt dem Reigen zahlloser Stanniolstreifen zu, von denen die Zielgeräte der deutschen Schützen zusätzlich abgelenkt werden sollten.

Mit diesem Feuerwerk hat ihm bestimmt Sie gratuliert.

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