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Henkerin der Welt!

Die letzten Worte hörte Frau Tachecí nicht mehr, weil sie sie gar nicht zu hören brauchte. Von Rührung überwältigt, ging sie auf ihre Tochter zu, umarmte sie und drückte ihr Gesichtchen an den vollen Busen.

– Du mein Lízikind, sagte sie unter Tränen, mein Goldschatz, du ahnst ja nicht, wie glücklich ich bin!

Professor Wolf bedeutete Dozent Schimssa, erneut die Gläser zu füllen.

– Na, Herr Doktor, sagte er, das ist doch ein Grund zum Trinken!

Doktor Tachecí begann zu lachen.

– Das ist gelungen! sagte er, das ist Ihnen gelungen! Das ist Ihnen aber wirklich gelungen!

Er lachte immer lauter, bis er einen Schluckauf bekam. Obwohl sich sein Gesichtsausdruck nicht veränderte, sah es aus, als weinte er.

Dozent Schimssa ging auf ihn zu, offenbar in der Absicht, ihm den Rücken zu klopfen. Doch der Professor war schneller. Er hielt seine Hand fest und sagte warnend:

– Nicht, Kollege, lieber nicht ...

Schimssa warf unwillkürlich einen Blick auf die eigene Hand, deren scharfe Kanten die Karateausbildung verrieten, und nickte verstehend. Dorktor Tachecí schluchzte und weinte vor Lachen. Endlich merkte er, daß ihm der Erstickungstod drohte, und er versuchte aufzustehen. Er wartete, bis der schwankende Raum sich stabilisierte, dann konzentrierte er sich darauf, durch den Engpaß zwischen den zwei karminroten Sakkos in die Diele zu gelangen.

Einen Moment lang verwirrte es ihn, daß er sich in einer Winterlandschaft voller rodelnder Kinder befand, bevor ihm klar wurde, daß er die Stirn an den Rahmen eines Bildes gelehnt hatte. Er schloß die Augen und schob den Kopf weiter, bis er die Wand des Ganges spürte, die ihn sicher wie ein Schienenstrang ins Bad führte.

Dort zog er das Jackett aus und hängte es dicht neben den Kleiderhaken. Dann schob er die Krawatte sorgfältig bis auf den Rücken, um sie nicht naß zu machen, beugte sich über die Wanne und drehte tastend den Hahn der Dusche auf. Als der kalte Wasserstrahl ihn wohltuend ins Genick traf, öffnete er die Augen. Er erblickte ein anderes Bild, diesmal ein Stilleben, eine ›nature morte‹ mit Huhn und Karpfen. Während ihm das Wasser über die Krawatte in die Hose rann, versuchte er sich angestrengt zu erinnern, wer es gemalt hatte und wie es in die Badewanne gekommen war. Schließlich begriff er: Das war kein Bild, sondern wirklich.

Die Henkerin

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