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III

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Am Freitag, dem 21. Dezember, kam auf dem Steinbock der Winter angeritten. Noch am Donnerstagmorgen hatte es so ausgesehen, als wollte der außergewöhnlich matschige, neblige, penetrante Herbst dieses Jahr kein Ende nehmen. Doch am Abend hörte es auf zu regnen, in der Nacht sank das Quecksilber auf zwei Grad unter Null, und der Morgen meldete sich mit den Sirenen der Krankenwagen, welche die ersten Frakturfälle aufluden. Gegen elf Uhr begann es zu schneien, zunächst Daunen-, dann Tauben- und schließlich Gänsefedern.

Als die Klasse aus der Kantwams zurückkam – es hatte Fischsuppe und Truthahn gegeben und für jeden einen halben Weihnachtsstollen zum Mitnehmen – konnte man schon Schneebälle werfen. Sie mußten sich jedoch die Lust vergehen lassen, denn ab zwei unterrichtete Wolf, und der duldete keine Unpünktlichkeit. Er strafte niemals sofort, aber der Nachzügler konnte Gift darauf nehmen, daß er beim Durchnehmen der Streckbank, der spanischen Stiefel oder des Folterns mit Wechselstrom, seit dem algerischen Krieg »Telefon« genannt, als Figurant würde herhalten müssen und eine Drehung, einen Keil oder zwanzig Volt zusätzlich zur Schulnorm abbekommen würde. Sie begnügten sich also damit, auf dem gefrorenen Untergrund zu »schlittern«, bis der weiße Schnee in Geysiren aufstob wie das Kielwasser eines Schiffes.

Vor Beginn der Stunde stand Lízinka am Fenster des Kafka und knabberte an ihrem Weihnachtstollen, den sie sinnend an die Lippen hielt wie einen riesigen Lutscher. So wurde sie von

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