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beobachtete den Taxifahrer. Bog er nach links ein, so ließ er die rechte Hand nach links mitlaufen. Bog er nach rechts ein, so griff er mit der linken Hand bis zur rechten über und drehte mit beiden. Fuhr er geradeaus, so hielt er die rechte Hand am oberen und die linke am unteren Rand des Lenkrads.

Der September war trocken, aromatisch und sonnig, allem haftete noch der sanfte Atem der Ferien an. Das Gebäude mit den von Gitterwerk zerteilten Fenstern und dem gepanzerten Tor, das sich wie eine Ziehharmonika öffnete, steuerte eine dunkle, disharmonische Nuance bei. Der Taxifahrer hielt während der ganzen Fahrt den Blick auf den Rückspiegel geheftet und schaltete plötzlich die Scheinwerfer ein, weil er das aberwitzige Gefühl hatte, eine Prinzessin zu kutschieren. Als er vor dem Gefängnis hielt, fragte er verwirrt:

– Wen besuchen Sie da drin?

– Unsere Tochter kommt hinein, sagte Frau Tachecí stolz. Der Mann schaute Lízinka noch einmal an und fragte verstört:

– Wieviel hat man ihr aufgebrummt?

– Ein Jahr, sagte Frau Tachecí hochmütig; dann erschrak sie ob dieser Indiskretion und verstummte.

– Diese Hunde! sagte der Taxifahrer. Sie ist ja noch ein Kind!

Dann entsetzte er sich über die eigene Courage und fuhr davon. Der Wachtposten studierte eingehend Lízinkas Personalausweis und Passierschein. Dann sagte er:

– Und Sie beide?

– Wir sind die Eltern, sagte Doktor Tachecí, und wir dachten ...

– Das gewöhnen Sie sich lieber ab, sagte der Wachtposten, doch darin äußerte sich eher langjährige Routine als persönliche Feindseligkeit, und kehren Sie um!

Darauf drückte er einen Klingelknopf und trommelte mit den Fingern auf dem Pistolengriff. Doktor Tachecí fand, er sollte die Tochter nun an die Hand nehmen und mit ihr aus Leibeskräften zur Straßenbahnhaltestelle laufen. Dann sah er im Geiste seine Unterschrift auf dem Gesuch um Aufnahme und ließ den Kopf hängen.

– Lízinka! sagte Frau Tachecí feierlich, geh, mein Mädchen, und lerne, damit du uns recht viel Freude machst!

Sie entsann sich ihrer Mutter auf der Schwelle der höheren Töchterschule und machte Lízinka ein Kreuz auf die Stirn. Auch der Wachtposten verspürte den Wehmutshauch der Kindheit und wandte sich ab. Lízinka hob die Wange, und Doktor Tachecí gab ihr erschöpft einen Kuß.

– Na, Gott befohlen! sagte

Die Henkerin

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