Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 22
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Unsere Kollegen übernahmen die Arbeit am Tatort. Der Sportwagen wurde abgeschleppt. Die nächsten Tage würde er in der Werkstatt verbringen.
Am nächsten Morgen saßen Milo und ich ziemlich müde in Mr. McKees Büro. Unser Erkennungsdienstler Sam Folder fasste zusammen, was es inzwischen an Erkenntnissen gab. Die Bilanz dieses Attentats in Chinatwon war blutig. Harry Sungs Leiche war kaum zu identifizieren gewesen, Eric Daly war weniger stark zerfetzt worden, weil er offenbar durch den Körper eines Kellners geschützt worden war. So ließ sich der Tote immerhin anhand von Fotos schnell identifizieren. Das Personal des 'Ling Su' war nämlich nicht sonderlich gesprächig gewesen. Die meisten Angestellten behaupteten einfach, kein Englisch zu verstehen.
Und bei vielen von ihnen traf das vermutlich sogar zu.
"Die Puertoricaner unter dem Jüngeren der Menendez-Brüder kämen durchaus als Auftraggeber für das Attentat in Frage", äußerte sich unser Kollege Clive Caravaggio. "Zumindest, wenn man nach der Auswertung von Aussagen unserer Informanten geht."
"Galt Ernesto nicht immer eher als Friedenstaube?", fragte Mr. McKee nach.
Clive schüttelte den Kopf. "Nicht unbedingt. Er ist ein Realist, das ist wahr. Aber fest steht auch, dass er den Chinesen den unaufgeklärten Tod seines Vaters anlastete und seinem Bruder wiederholt vorwarf, zu kompromissbereit zu sein. Und Harry Sung setzte ganz bestimmt eher auf Konfrontation. Angenommen, die Puertoricaner hätten irgendwie herausgefunden, dass Harry Sung hinter dem Attentat in der Fifth Avenue steckte... Er hat doch am meisten von dem Anschlag profitiert. Lee Jiang und Jorge Menendez hätte er mit einem Schlag ausgeschaltet: Den alten Patriarchen, der ihm auf dem Weg zur Macht im Weg stand und den Anführer seiner Feinde!"
Mr. McKee begriff sofort.
"Sie meinen, es wäre dann für Ernesto Menendez und seine Leute eventuell eine Frage der Ehre zurückzuschlagen?"
"Ja."
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. Mr. McKee nippte nachdenklich an seinem Kaffeebecher.
Schließlich sagte er: "Wenn wir uns die Menendez-Leute vornehmen, müssen wir sicher sein, etwas Handfestes gegen sie in der Hand zu haben, sonst stehen wir am Ende als die Blamierten da und können uns im Gerichtssaal auslachen lassen..."
Ich fragte mich wie der Tod von Terrence Cardigan in den Fall hineinpasste. Und die E-Mail-Drohung, die Eric Daly von einer dubiosen Organisation namens WHITE CRUSADERS erhalten hatte.
"Finden Sie etwas, was beweist, dass Ernesto Menendez mit dem Attentat in der Bayard Street zu tun hat. Dann können wir ihn festnageln. Aber einstweilen haben wir kaum mehr als den Nachweis von ein paar verdächtigen Telefonkontakten. Bestenfalls vage Indizien..."
"Sie machen uns Mut, Chef", sagte Milo.
"Ich bin nur realistisch", erwiderte der Special Agent in Charge.
"Hat die erkennungsdienstliche Untersuchung von Dalys Wohnung noch etwas ergeben?", erkundigte ich mich bei Sam Folder.
Dieser schüttelte den Kopf.
"Den Computer nehmen sich unsere Spezialisten vor. Aber natürlich ist der Ursprung der Droh-E-Mail nicht zurückzuverfolgen. Was die sogenannten WHITE CRUSADERS angeht, könnte Max vielleicht Näheres erläutern."
Alle Augen waren jetzt auf Agent Max Carter gerichtet.
Der Innendienstler aus unserer Fahndungsabteilung hob die Augenbrauen.
"Der derzeitige Stand unserer Erkenntnisse ist folgender: Es gibt eine legale, von dem Waffennarren Leon W. Walker gegründete Organisation dieses Namens, die sich für eine Art Apartheid einsetzt, wie sie früher in Südafrika herrschte. Allerdings berufen diese Leute sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung und die Gesetze geben ihnen leider recht dabei. Seit einigen Jahren gibt es eine radikale Abspaltung, die sich ebenfalls WHITE CRUSADERS nennt und Mordanschläge auf alle unternimmt, die nach Ansicht dieser Leute kein Recht haben, in diesem Land zu leben."
"Gibt es irgendwelche Ansatzpunkte für Ermittlungen?", erkundigte sich Mr. McKee.
Max Carter nickte. "Es gibt hier in New York City die Leon W. Walker Foundation. Von dort kommt das Geld der WHITE CRUSADERS..."
"Vielleicht sollten wir die mal genauer unter die Lupe nehmen!", schlug ich vor.
Mr. McKee nickte Carter zu. "Ich denke, Sie bleiben an der Sache dran, Max!"
"Sicher."
"Statten Sie dieser Stiftung mal einen Besuch ab", ordnete Mr. McKee an. "Nehmen Sie einige Agenten mit, vielleicht bekomme ich auf Grund dieser E-Mail sogar einen Durchsuchungsbefehl." Dann wandte er sich an Milo und mich.
"Sie werden nochmal die Umgebung des Ling Su abgrasen. Vielleicht ergibt sich aus einer Zeugenaussage ein wichtiger Hinweis auf die Insassen dieser Mercedes-Limousine!"
"Oder auf den Geländewagen", ergänzte Milo. "Die Attentäter hatten die ganze Aktion perfekt abgesichert, wie man gesehen hat!"